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Gut, aber nicht teilbar Wie wir entscheiden, was wir posten und was nicht

Beitragsbild: Wie wir entscheiden, was wir posten und was nicht.

Problem Selbstdarstellung: manches ist nicht gut oder schön genug, um teilbar zu sein. Was wollen wir von uns preisgeben und was lieber nicht?

Du liebst Katzenvideos, möchtest aber dafür nicht im Fitnessstudio ausgelacht werden? Dein Musikgeschmack umfasst neben Heavy Metal auch Helene Fischer? Dann weißt Du genau, was ich meine, wenn ich davon spreche, dass nicht alle Vorlieben auf sozialen Medien bedenkenlos teilbar sind.

Wenn der Account zur Eigenmarke wird

Egal, ob auf Facebook, Twitter oder Instagram: Mit jedem Post musst du dich fragen, ob du diese Information nicht nur lustig oder interessant findest und sie deshalb teilen willst. Nein, es muss auch zu deiner Marke passen, damit der rote Faden deines virtuellen Selbstbildes nicht reißt.

Was viele nicht bedenken ist, dass gerade auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinende Postings Facettenreichtum beweisen.

»Waaaas? Die Bio-Bitch Andrea steht auf Motorräder?«

Ja. Warum denn auch nicht. Es gibt keinen Fragebogen, der abcheckt, ob du Bio-Lebensmittel konsumierst und dir deshalb den Erwerb des Motorradführerscheins verweigert.

Was ich uns allen wünsche ist der Mut, online mehr zu sein, als das was alle von einem erwarten. »Oh. Ralf war am Wochenende feiern und trank dabei Bier. Wie das Wochenende davor. Und das davor…«

Überrasche – Schockiere – Fasziniere

Andrea postet nicht nur wöchentlich neue Fairtrade-Kleidung aus Bio-Baumwolle, sondern zeigt auch ihr neue Lederkombi und Ralf trinkt dieses Wochenende mal Prosecco in der Öffentlichkeit und dokumentiert es mit einem Selfie. Weil er es mag und es leid ist, das Weibergesöff aus Imagegründen nur heimlich zu trinken.

Hören wir auf online das zu sein, wie uns die Welt sehen soll, sondern teilen wir, wer wir wirklich sind. Da gibt es halt nicht täglich das crazy Tofu-Quinoa-Futter in Kokossoße mit Kresse-Topping von dem neuen, hippen Inder, sondern auch mal Nudelsuppe. Weil Nudelsuppe toll ist! Das allein macht sie doch schon teilenswert.

Hässliche Selfies – aus Protest

Selfies gehören ebenfalls zu dieser Gruppe. Natürlich vergisst das Internet nichts. Auch kein spontanes Bild, mit verquollenen Augen und vertrockneten Sabberresten am Kinn. Aber wer ist nicht die tausend Bilder leid, die eine Stunde Vorarbeit am Schminkspiegel und weitere 30 Minuten Nacharbeit mit einem Bildbearbeitungsprogramm deiner Wahl beinhalten. Am besten mit dem Titel: »Gerade aufgewacht und sah genauso aus. :>«

Wenn das so weitergeht, brauch ich tatsächlich mal einen Facebook-, Twitter- oder Instagram-Account. Dort poste ich dann (ohne Filter), was jeder kennt aber niemand kennen will. Das morgendliche Nutella-Brot, das hochgewürgte Fellknäul meiner Katze, einen Bad-Hair-Day und Nudelsuppe. Nicht schön, aber echt.

Photo: Nectarine | Rachel Zack| CC 2.0


Letzte Bearbeitung war am 18.10.2016

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