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»Muss ich wählen gehen?« Die Demotivationsfrage zur nächsten Was-auch-immer-Wahl

Beitragsbild: Muss ich wählen gehen?
Demotivationsfragen: Rhetorische Fragen, deren Antworten entmutigen aber zeitgleich erheitern können. Regelmäßig auf Miesepeters.

Die Demotivationsfrage: Muss ich als notorischer Nichtwähler wählen gehen, damit die Falschen nicht gewinnen? Oder spielt meine Stimme am Ende keine Rolle?

Aber es ist doch Sonntag…

»Ernsthaft, ich habe zum gefühlt 32. Mal diesen bescheuerten Wahl-o-Maten bedient und es kommen immer Parteien raus, die ich nicht leiden kann. Ohnehin dieser Druck von allen Seiten, dass ich ja am Samstag vor der Wahl nicht zu doll saufen sollte – denn statt Chillen ist Schlange stehen vor der Wahlurne angesagt. Ich mein … WTF. Habe ich je gebeten, wählen zu dürfen? Wozu bin ich überzeugter Nichtwähler? Warum muss ich mitentscheiden, wer demnächst in den Medien bzw. Facebook zerrissen wird? Mir gehen diese ganzen Social-Media Debatten eh auf den Zeiger. Fake-News, Trump, Bernd Höcke, Faktenfinder – das ist alles Neuland für mich. Was geht mich das an? Vor ein paar Tagen sah ich einen unverständlichen Werbespot für eine Sendung namens »Politiker-Speed-Dating«, in der diverse Politiker einigen Bürgern Rede und Antwort stehen. Jeder Politiker hat sechs Minuten Zeit, um aufkommende Fragen zu klären. Mir würde gar keine Frage einfallen, die in so einer kurzen Zeitspanne befriedigend beantwortet werden kann. Zum Beispiel »Sind die Renten sicher?« werte ich als rhetorische Frage, was hilft mir da minutenlanges Abwägen und Ausdifferenzieren?

Na klar ist mir auch das Hauptargument der Wahlgeilen bekannt: nur durch meine Stimme könnte ich etwas ändern. Nur mal ganz ehrlich: wenn ich mir so mein Umfeld angucke, dann hoffe ich, dass die meisten davon nicht mal einen Stimmzettel erhalten. Wenn sie selbst die Kandidaten bestimmen würden, käme wohl nur eine Einhorn-Böhmermann-Koalition in Frage. Warum also wählen?« – Carsten F., Aachen.

Einer muss es ja tun

In der angesprochenen Sendung wäre es dienlich, wenn in diesem kurzen Zeitrahmen Fakten auf den Tisch kommen. Deshalb sollten Sie als Nichtwähler auch folgende Tatsache schlucken: wenn Sie nicht wählen, sind Sie kein Rebell. Sie zeigen damit keinem einzigen Kanzlei, wie sehr Ihnen die Wahl am Allerwertesten vorbeigeht. Ihre Stimme zählt nicht und somit interessiert auch niemanden Ihre passiv-aggressive Reaktion. Es geht auch nicht unbedingt darum, dass jede krude Idee gehört wird oder gar umgesetzt wird. Aber Ihnen sagt bestimmt die alte (wenn auch zugegebenermaßen leicht abgewandelte) Redewendung was, die da lautet: »Stell Dir vor, es ist Wahl … und keiner geht hin«.

Eine solche Verweigerung steht nicht für Protest, sondern für mangelnde Verantwortung. Außerdem fällt Ihre Stimme unter den Tisch und die von Ihnen ungeliebten Politiker bekommen unter Umständen noch mehr Sitze! Trauen Sie sich was – und vor allem trauen Sie sich was zu. Sie können ruhig mal danebenliegen, das tun die gewählten Politiker ja auch oft genug. Aber erst gar nicht das Kreuzchen zu machen, ist ungefähr so, als würde man eine astrein ausgestattete Küche sein Eigen nennen, aber den ganzen Tag nur Kartoffelchips in sich rein stopfen. Noch ein Argument? Sie können innerhalb der Wahlkabine testen, wie gut Sie unter Druck Entscheidungen treffen können. Soll es die eine Partei sein, die Ihnen mehr Bildung verspricht? Oder schenken Sie den hoffnungslosen Optimisten Ihre Stimme, die noch an BER glauben? Sehen Sie es sportlich. Selbst bei einem Sieg einer Partei, die Sie nicht im Traum gewählt hätten, können Sie behaupten »Ich war dabei!« … und im Nachhinein eine Legislaturperiode nörgeln. Tun Sie es. Tun Sie es für die Einhörner.

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Letzte Bearbeitung war am 10.08.2017

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