Sich in Sachen Emanzipation gegen eine engstirnige Männerwelt durchzusetzen, erscheint schwierig genug. Doch warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?
Bezüglich der Emanzipation der Frau, hat sich in den letzten 100 Jahren viel bewegt. Während wir nun auf hohem Niveau über eine Mindestquote für Frauen in Aufsichtsräte debattieren, sehe ich das Hauptproblem täglich eher im kleinen Rahmen.
Alles Behaartsein ist tierisch. Die Rasur ist das Abzeichen höherer Zivilisation.
– Arthur Schopenhauer
Über Ästhetik läßt sich streiten und auch ich befreie regelmäßig meinen Körper von ungeliebten Haaren. Was man aber mittlerweile beobachten kann, sind entrüstete Blicke auf Bein und Achselhaare, wenn Frau sich dagegen entscheidet. Ich finde, wenn eine Frau ihre Achselhaare pink färben und Perlen darin flechte möchte, ist das ihr gutes Recht. Ich fände so etwas erfrischend anders im uniformen Modediktat. Wer weiß, vielleicht lachen wir in 20 Jahren über die Glattrasur unserer Waden, wie heute über die schmalgezupften Augenbrauen der 90er.
Nach Freiheit strebt der Mann, das Weib nach Sitte.
– Johann Wolfgang von Goethe
Ein weiteres heikles Thema ist der BH. Er rückt alles an Ort und Stelle und sorgt dafür, dass bei engen T-Shirt und kühlem Wetter nicht plötzlich die Fernlichter leuchten. Nur das ist eben das Problem. Damit er dies verläßlich tut, muß er gut sitzen. Und jede Frau, die sich abends beim Umkleiden für den Flanell-Schlafanzug kurz im Spiegel betrachtet hat, kennt die Abdrücke, von denen ich spreche. Mit bequem und komfortable hat das nichts zu tun, auch wenn uns die Mode dies ständig glauben lassen will. Und wofür das alles? Sonst würde es wackeln, wenn man schnellen Schrittes vor den neugierigen Männerblicken flüchtet. Aber ich habe Hoffnung und ich glaube selbst Männeraugen würden sich daran gewöhnen und darin nichts Besonderes mehr sehen, würden sich mehr Frauen trauen »barfuß unterm Shirt« zu gehen.
Die Hölle, das sind wir.
– Ulrich Erckenbrecht
Hierbei ist nicht den Männern die Schuld zu geben. Nein, wir Frauen schaffen uns sehenden Auges täglich unsere eigene Hölle. Gerne rasiere ich weiter meine Beine und trage BH. Manchmal wäre es nur schön, eine Wahl zu haben, ohne sozial geächtet zu werden. Aber wenn man schon am Pranger stehen muß, dann wenigstens ohne Rasierpickelchen und Abdrücken von Träger, Bügeln, Brustbändern und Co.
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