Arbeit

Schlimme Berufe: Computerspieletester

Einen Level noch! Träumer, die Computerspieletester werden möchten, gehen tatsächlich von Zocker-Orgien aus, die jede LAN-Party lachhaft erscheinen lassen.

Bevor der Klimawandel das Spielen und Abhängen unter der freien Sonne unmöglich machte, waren Computerspiele und Videogames nur etwas für Nerds und Loser ohne Freunde. Heutzutage gehören Facebook-Spiele wie »Pflanz Deine Möhre« zu den meistgezockten Massenphänomenen überhaupt. Ganz gleich ob jung oder alt, die halbe Welt will die alte Highscore knacken, den nächsten Level erreichen oder mit Spieleanfragen ihre Freundeslisten wahnsinnig machen. Kein Wunder, dass sich nicht wenige eine Karriere als Computerspieletester erträumen. Ein Leben, in dem man morgens mit Mario und Yoshi um die Wette hopst, nachmittags bei GTA ein paar Nutten überfährt und abends beim Bundesligamanager unrealistische  Auswärtssiege für den SV Meppen einfährt. Obwohl diese Vorstellung nur allzu verlockend klingt: Du wirst niemals mit Deinem WoW Charakter genug Geld scheffeln.

Computerspieletester – Tennis Daumen vorprogrammiert

Fangen wir direkt mit ernüchternden Fakten an. Die Arbeit als Computerspieletester ist nicht so fetzig wie eine Runde »Lotus Turbo Challenge 2« sondern monoton wie »Die schönsten Bahnstrecken Deutschlands«. Des Weiteren besteht ein Großteil der Arbeit damit, Fehler aufzuspüren. Das können zum Beispiel schlampige Übersetzungen sein, wenn eine Hearthstone Karte namens »Powermace« zum »Streithahnskolben« umgedichtet wird. Oder stundenlanges Wiederholen derselben Funktionen, ob auch selbst Deine Mutti das Game installieren könnte. Und das soll Spaß machen? Ganz zu schweigen von den Brandblasen und Sehnenscheidenentzündungen, die sich ratzfatz durch das tägliche Gezocke ergeben. Die Augen werden durch mangelndes Blinzeln langsam aber sicher austrocknen und die Körperhaltung ähnelt einem Kunstwerk von Picasso. Natürlich hat jeder professionelle Computerspieletester für jedes Game nur wenig Zeit zur Verfügung, sodass er die Spiele nicht mal vernünftig durchspielen kann. Was für ein unbefriedigendes Dasein – so ganz ohne Closure.

Virtuelle Realitäten durchzocken

In naher Zukunft kommen sogar noch härtere Zeiten auf die Gamer zu, wenn sich erst die Virtual Reality Brille »Occulus Rift« durchsetzt. Längst von Facebook eingesackt, werden Spiele somit mit Hilfe dieser futurischen Brille direkt vor oder auf die Nase gesetzt. Keine störenden Muttis, die zum Essen rufen. Keine nervigen Kartenkontrolleure in der U-Bahn. Nur Du und das Game, in das Du dank der Brille nun komplett eintauchen kannst. Nur was passiert, wenn Du die Welt um Dich herum vernachlässigst? Wer geht mit dem Hund raus? Wer bestellt die Pizza? Und wer leert die ekelerregende Flasche neben Deinem Schreibtisch aus? Computerspieletester müssen sich auch dieser neuen Art und Weise des Spielens widmen. Eine Realität, welche die unsere im Hier und Jetzt ersetzen wird und wie Opium fürs Volk uns zu Zombies macht. Ein solcher Spieletester muss alle Szenarien durchleben und auskundschaften – bis zum letzten Level bzw. bis zum Daumenbruch. Aber einen Vorteil bringt diese Brille gegen Smartphones auf alle Fälle mit: Sie entlastet unseren Nacken.


photo: Nan Wearing Oculus Rift at the Samsung Blogger Lounge by Nan Palmero, CC 2.0

Oliver Peters

Notorischer Schwarzmaler und Weltmeister im »Böse gucken«. Geboren am Niederrhein, verdorben durch den Rest der Welt. Mag Pandas, verabscheut Pendeln. Kontakt: Facebook, Twitter oder Email.

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Veröffentlicht von
Oliver Peters
Schlagwörter: Games

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