Du magst es bei jeder Gelegenheit aufzufallen? Und es stört dich nicht, ob du damit alle erzürnst oder polarisierst? Kontroverse und provozierende Meinungen müssen gut vorbereitet werden, damit kommende Gespräche ein wahres Feuerwerk werden. Hier eine kleine Anleitung.
Die Kunst der kleinen und zeitfüllenden Gesprächsführung zum Zwecke der Sozialisation (»Smalltalk«) ist kompliziert. Dialogsichere Dauertalker sind dem Banalitäten-Ping-Pong überdrüssig, sodass sie während der Phrasendrescherei nur auf den passenden Moment warten, Alkohol nachzuschenken. Unerfahrene Gesprächsopfer agieren derweil unsicher und hoffen auf ein Stichwort, zu dem es etwas zu berichten gäbe. Alles nicht so einfach. Warum nicht aufregende und gleichzeitig interessante Themen, Standpunkte und Prognosen zurecht legen?
In dem Artikel »Unpopuläre Meinungen, mit denen du alle vergraulst« konnte ich bereits einige Vorschläge der weiterführenden Dialogkunst mittels provozierender Aussagen aufzählen. Mittlerweile sind einige Monate vergangen; höchste Zeit, frisches Konversationsmaterial zu liefern.
Statt einer losen Aufzählung werde ich dieses Mal kontroverse Aussagen plus der entsprechenden Taktik beschreiben, wie man sie im Dialog optimal nutzt. Das richtige Timing und eine zur Meinung passende Rhetorik sind zwingend erforderlich, um den Erfolg des Smalltalks zu garantieren. Legen wir direkt los.
»Eigentlich mag ich keine Pizza.« Weiterführend kann man behaupten »Ist doch nur ein Stück matschiger Teig mit Käse«. Dies ist ein sogenannter Icebreaker. Ein lockerer Einwurf, das Eis zu brechen und sämtliches Blabla über Urlaub, Jobs und Haushaltsführung abrupt zu unterbinden. Die Konversationspartner werden sich wundern, was du mit dieser kryptisch anmutenden Meinung andeuten willst.
Zu allgemein, zu polarisierend? Selbst die Experten sind verwirrt und werden entweder nachfragen oder dieses mittlerweile typisch langgezogene »Oooooooookaaaaaaaay« erwidern, um sich siegessicher hinter Ironie zu verstecken. Doch anstatt mit Details das Gespräch mühsam aufzublähen, solltest du direkt mit einer Provokation einen draufsetzen. Nicht unbedingt mit Unfug wie »Also ich wähle die AfD, und du?«. Blankes Entsetzen würde sich breitmachen; das Gespräch würde für mindestens fünf Sekunden aussetzen, damit sich alle fassen können und die Schnappatmung nachlässt. Völlig gleich, ob du es ernst meinst oder nicht, das Gegenüber könnte verblüfft nach dem WARUM? fragen oder direkt das Weite suchen.
Zugegeben, das wäre ungünstig für den Gesprächsverlauf. Aus diesem Grund behaupte lieber folgendes: »Auch mit bald 42 Jahren lebe ich noch gerne bei meiner Mutter!« (Alter unter Umständen angleichen). Neben Unverständnis wird in diesem Fall eine weitere Reaktion hervor gerufen, nämlich Mitleid. In besonders einseitig besetzten Zuhörerkreisen kann die Liebeserklärung an Mutti sogar ein aufdringliches Helfersyndrom auslösen, welches sich durch Küchentischpsychologie der übelsten Sorte andeutet. Um das Gespräch nicht in die verkehrte Richtung zu lenken, lohnt es sich nachzulegen mit »Donald Trumps Haare sind echt!«.
Erst kürzlich wurde mir eine Situation geschildert, in der mit heftiger Abneigung auf den Gebrauch der wohl schwierigsten Fremdsprache überhaupt reagiert wurde: der Ironie. Dies im Hinterkopf, sollte gewissenhaft abgewägt werden, ob die Hörerschaft Deiner Meinungen dieser Sprache mächtig ist. Andernfalls könnte es zu Klagen, Enteignungen oder Massenschlägereien kommen. Ein extrem gewagter Ausspruch wie »Bier finde ich voll scheiße!« könnte eine solche brandgefährlich Situation entstehen lassen. Nur Eingeweihte würden den Spruch weglächeln und versuchen, sobald wie möglich mit dir anzustoßen. Alle anderen rufen die Polizei.
Dann gibt es noch die unpopulären Meinungen, die grundlegend unsere wahre Haltung wiederspiegeln, jedoch selten ausgesprochen werden. »Ich bin zwar Veggie, aber manchmal würde ich liebend gerne 8 Kilo Hack auf einmal essen.« oder »Ich esse seit 25 Jahren zum Frühstück Nutella« wären passende Beispiele. Auch wenn kurz nach dem Aussprechen grobe Verwirrung herrscht, kannst du davon ausgehen, dass dich später jemand zur Seite nehmen wird, um zu flüstern: »Du, ich mache das auch so.«
Genügen die bisherigen Beispiele nicht? Kein Problem, ein paar habe ich noch in petto. Nutze die folgenden Meinungen nicht auf Teufel komm raus, sondern warte auf den passenden Moment. Dieser wird dann dir alleine gehören. Genau wie der Rest des Abends.
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