Freizeit

08. September: Tollwut-Maria

Über Maria, die Mutter Gottes, weiß man allerhand. Sie hat ein uneheliches Kind gezeugt, ist trotz des Risikos einer Fehlgeburt hochschwanger auf einem Esel herumgeritten und an ihrem Geburtstag findet der Welt-Tollwuttag statt. Sehr toll.

Fehlerhafte Überlieferungen

Viele der mittelalterlichen Fresken und Buchmalereien müssen wohl nachträglich umgestaltet werden, denn auf den Bildnissen ist Maria nie mit einem tollwuttypischen Schaumbart abgebildet worden. Passen würde es jedenfalls. Die göttliche Familie war immer schon sehr spleenig. In einer Nacht ringt Gottvater tolldreist auf einer Brücke mit Jakob dem Stammvater der Israeliten und verliert (auch wenn Jakobs Hüfte danach einen Chiropraktiker benötigt). Dann bettelt Gott, dass er gehen muss bevor die Sonne aufgeht (vgl. Genesis 32 Vers 27). Er bettelt, dass er gehen muss bevor die Sonne aufgeht? Ist er am Ende vielleicht sogar ein Vampir? Ein Vampir, der nachts in einem Luchador-Kostüm herum rennt und fremde Männer zum Ringen auffordert. So steht es jedenfalls in der Bibel. Nun ja, natürlich nicht wortwörtlich, aber die Tendenz zeichnet sich ab.
Dass die Alliance for Rabies Control, Initiator des Welt-Tollwuttages, nun Klarheit schafft und durch die Blume sagt, dass Jesus Mutter ein Werwolf ist, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Der Welt-Tollwuttag ist einfach super. Er sollte mehr Beachtung finden und richtig pompös gefeiert werden. So wie Weihnachten an Jesus‘ Geburtstag gefeiert wird, nur mit anderer Deko.

Neugestaltung eines Festes

Es sollte Bonbons geben, die im Mund richtig schäumen. Eventuell könnte man alte Fuchs- oder Wolfspelze aufhängen (gerne auch aus Kunststoff). Dazu werden Schnuller, auf deren Rückseite spitze Zähne modelliert sind an bunten Bändern an die Decke gehängt. Ein Mann mit Luchador-Maske, auf die ein Kreuz gemalt ist bringt die Geschenke, denn warum sollte Maria zum Geburtstag keine Geschenke bekommen und Jesus schon? Das Essen ist natürlich vegetarisch. Warum weiß kein Mensch mehr, es ist halt Tradition. Dazu ein Bier, ebenfalls mit viel Schaum. Und alle haben Tollwutgefühle und singen Tollwutlieder.

Benjamin Baeder

Benjamin Bäder ist dem Chaos nicht gänzlich abgeneigt, doch hofft er auch stets auf die autopoietische Selbstorganisation von Kommunikationssystemen, die dann eigenständig entscheiden können ob sie befremdlich, humorvoll oder was auch immer sein möchten.

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Veröffentlicht von
Benjamin Baeder

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