Freizeit

29. September: Welt-Tollwut-Tag

Wenn die Wut kalendarisch überschäumt

Es ist Welt-Tollwut-Tag. Hatten wir dieses Jahr schon? Ja und? Dann ist heute eben wieder Welt-Tollwut-Tag. Das ist schließlich fast so gut, wie zweimal im Jahr Weihnachten zu feiern.

Ursprungsland Tschechien

Der zweite Welttollwuttag wird nicht an Mariä Geburt gefeiert, sondern am Sankt-Wenzel-Tag. Er wurde von WHO, FAO und OIE ins Leben gerufen.

Sankt Wenzel ist einer der Exportschlager Tschechiens, neben der Maschinenpistole »Skorpion«, Bier und Karel Gott. Sogar in Amerika gibt es 30 Sankt-Wenzel-Kirchen, allerdings noch mehr Maschinenpistolen und Bier. Nur Karel Gott ist wahrscheinlich nicht über die deutsche Westgrenze hinaus bekannt. Schade eigentlich. Ein bisschen mehr Biene Maja und etwas weniger Schnellfeuerwaffen würden den amerikanischen Kindern sicher nicht den Tollwuttag verderben.

Welt-Tollwut-Tag im Alltag

Die meisten Leute wissen weder genau was Tollwut ist, noch haben sie je ein tollwütiges Tier gesehen. Um auf diese Diskrepanz hinzuweisen kann man am Welt-Tollwut-Tag seinen Fuchs, seinen Hund oder einen Mungo nehmen und dessen Maul mit Rasierschaum einschmieren. Das derartig präparierte Tier kann dann an einem vielbelebten Ort wie einem Einkaufszentrum, im Kino oder während eines Konzerts der Wildecker Herzbuben frei gelassen werden. (Für alle Tierschützer, die diese Idee gar nicht lustig finden: Natürlich könnt ihr anstelle des Rasierschaums auch Schlagsahne nehmen. Aber dann müsst ihr euch beeilen, sonst schlabbert das Tier alles weg und das ist sicherlich nicht im Sinne des Welt-Tollwut-Tages.)

Alternativ kann man sich auch in ein Biene Maja-Kostüm werfen, mit einer Skorpion-Maschinenpistole eine Bar überfallen und »Tollwut, Tollwut!« schreien. Das hat zwar wenig mit Sankt Wenzel zu tun, wird aber in Deutschland als tschechische Folklore durchgewunken und löst etwa die gleiche unbegründete Panik aus, wie die Angst vorm bösen (tollwütigen) Wolf.

Die dritte Möglichkeit auf den Welt-Tollwut-Tag hinzuweisen ist, sich selbst einen Schaumbart zu verpassen (die Varianten Bierschaum, Rasierschaum oder Schlagsahne sind freigestellt), auf der Straße herumzuscharwenzeln und willkürlich Mitmenschen zu beißen. Die Mitmenschen werden darauf hin sicher dankbar rufen: »Ach ja richtig, heute ist ja Welt-Tollwut-Tag, fast hätte ich es vergessen.«

Was bringt der Tollwuttag?

Diese Frage ist leicht zu klären. Laut Initiatoren: Aufklärung.
Für alle, denen diese Antwort zu simpel ist und die lieber einen markanten Slogan grölen möchten, als komplizierte Inhalte weiterzugeben, sind hier zum Abschluss die besten Parolen aufgelistet:

»Sankt Wenzel, Ahoi!«
»Achtung, Werwolf!«
»Bier!«
»Der beißt nicht, der will nur spielen!«
»Biene Maja, Querstreifen machen breit!«
»Tollwut, Tollwut!«
»Prost!«


Bild: Pixabay.de

Benjamin Baeder

Benjamin Bäder ist dem Chaos nicht gänzlich abgeneigt, doch hofft er auch stets auf die autopoietische Selbstorganisation von Kommunikationssystemen, die dann eigenständig entscheiden können ob sie befremdlich, humorvoll oder was auch immer sein möchten.

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Veröffentlicht von
Benjamin Baeder

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