Die letzten Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt zeichnen ein düsteres Bild. Der notorische Nichtwähler wurde zum Protestwähler. Was wurde da nicht verstanden?
Im Zuge der Landtagswahlen am vergangenen Sonntag ist das Entsetzen in den Medien und den sozialen Kanälen groß. Neben Rheinland-Pfalz und Baden-Würtemberg erhielt die Alternative für Deutschland (AfD) in Sachsen-Anhalt so viele Stimmen, dass zahlreiche sächsische Bürger seitdem krampfhaft versuchen, ihren Dialekt zu vertuschen. Oftmals fiel in den Berichterstattungen der Begriff »Protestwähler«, um die Gruppe zu betiteln, die das tut, was man nicht von ihr erwartet – nämlich wählen zu gehen. Wie geht ein sogenannter Protestwähler vor? Er wählt ja gewiss nicht die nächstbeste Partei, deren Logo am ehesten an Amazon erinnert, oder? Wahrscheinlich nutzt er neben seinem Stammtisch auch Utensilien wie den allseits bekannten Wahl-O-Maten. Unwissenden sei es in einem Satz erklärt: die App, welche frei im Netz aufrufbar ist, legt einem nach der Bearbeitung von 38 unterschiedlichen Thesen die passende Partei ans Herz.
Mit dem Einsatz des Wahl-O-Maten liegt es auf der Hand, warum es zu diesem Debakel an der Wahlurne kommen konnte. Ein üblicher Nichtwähler könnte zum Protestwähler werden, weil das interaktive Wahltool genau die Parolen liefert, die bisher unter Umständen gar nicht klar definiert wurden.Thesen wie »Rheinland-Pfalz soll keine weiteren Flüchtlinge aufnehmen« (Wahl-O-Mat 2016, Rheinland-Pfalz, Frage 22/38) lösen beim sächsischen Wähler nur Kopfschütteln aus. Die sächsischen Thesen waren leider nicht besser, denn sie waren im astreinen Hochdeutsch verfasst – eindeutig zu kompliziert für notorische Nichtwähler. Eine These wie »Asylbewerberinnen und -bewerber sollen dezentral in Wohnungen untergebracht werden.« hedd hätte zum besseren Verständnis eher lauten müssen »Asylbewerberinnen und -bewerber solle dezendral in Wohnungen undergebrachd werde.«
Wer ein Protestwähler werden möchte, verzichtet demzufolge auf die genauere Lektüre der Thesen – versteht ja eh kein Wort. Der politische Mainstream sagt ihm ohnehin nicht zu, da er keine Ahnung von Wohngeld, Privatisierung oder Krankenhäuser oder gar der Schifffahrt hat. Dafür werden aber reichlich Thesen zu Themen wie Flüchtlinge, Fußball und Drogen geboten. Läuft. Aber klickte einer dieser Protestwähler sich durch die 38 Thesen durch, muss er am Ende feststellen, dass die AfD ganze zehn Thesen neutral bewertet hat. Bedeutet, dass die Partei zu 38 Prozent der politischen Themen keine Meinung hat. Stattdessen verlegen sie ihren Schwerpunkt in den Bereich »Flüchtlinge« und interessieren sich nicht die Bohne für Bildung. Aber das kommt denen wohl ganz gelegen.
Photo: P2131680.JPG by DDohler | CC 2.0
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