Ist ein trauriger Smiley eine angebrachte Reaktion auf einen Amoklauf? Und warum reagieren wir nur betroffen, wenn es vor der eigenen Haustüre geschieht?
Die Welt ist grausam und das wird uns täglich in sämtlichen Medien suggeriert. Schon so lange, dass sich niemand mehr an eine Welt ohne Kriege, Hungersnöte und Naturkatastrophen erinnert. Nur leider haben wir zwischen den täglichen Sorgen, welche Ernährungsform gerade gesund/angesagt ist und ob das Hochzeitskleid nun weiß oder elfenbeinfarben sein soll, keine Zeit für Sorgen der anderen. Bis plötzlich im direkten Dunstkreis ein geistig verwirrter Mensch Amok läuft. Dann ist das schockierend! Die sozialen Medien laufen über vor traurigen Emojis, Radiosender spielen nur noch Musik von Enya und geplante Veranstaltungen werden abgesagt. Deutschland ist in der emotionalen Schockstarre. Einzelne versuchen sich daraus zu lösen in dem sie in blindem Aktionismus Falschmeldungen posten, die sich viral verbreiten. Sicher hilft die eigene Fantasie den Polizeiermittlungen. Immerhin könnte es tatsächlich so gewesen sein!
Laut der Tagesschau ist es wahrscheinlicher den Tod zu finden, indem man an seinem Essen erstickt, als durch einen Amoklauf. Trotzdem guckt keiner ängstlich auf sein Schnitzel mit Pommes, bevor er sich den Nachschlag reinschiebt. Oktoberfeste, Weihnachtsmärkte und seit neuestem Besuche beim goldenen M hingegen, sind plötzlich ein Problem.
Was ist mit Krankheiten, die täglich mehr Menschen dahinraffen als es jemals Amok-Tote geben wird? »Ja, das kann man ja nicht verhindern!«, schreit der Mob im Chor. Deshalb ist Empathie hier Fehl am Platz. Amok-Opfer hingegeben hätte noch viele Jahre gesund weiterleben können und man kann sich ja auch nicht um alles kümmern.
Verkehrsopfer hingegeben sind nicht vermeidbar? Autofahrer, Motorradfahrer, Fahrradfahrer, sie alle sind ebenfalls einen Tod gestorben, der mehr als unnötig war, weil jemand dachte, für ihn gelten Regeln wie Blinker setzen oder Geschwindigkeitsbeschränkungen nicht. Hier verlange ich ab sofort bedrückte Gesichter hinter jedem Steuer, auch wenn der Po auf neuem Alpaca-Leder sitzt. Einzig angebrachte Musik beim Autofahren sind die Requiem von Mozart. Dies sollte gesetzlich vorgeschrieben sein.
Und all die Selbstmordopfer? Ach stimmt. Das betrifft das Volk ja nur indirekt und als Kollateralschaden höchstens das nähere Umfeld. Also wird es nüchtern zur Seite geschoben und es geht weiter im gewohnten Programm. Was kommt eigentlich heute Abend im Fernsehen?
Kinder werden in Pakistan in die Luft gesprengt und es interessiert wirklich niemanden in der westlichen Welt. Sorgen ob der Lieblingskäse heute schon wieder ausverkauft ist, wirken in angesichts dessen mehr als pietätslos.
Sogar durch die Folgen eines Blitzeinschlages zu sterben, ist wahrscheinlicher, als in unseren Breitengraden durch Terror. Hier fände ich es angebracht, zum Gedenken der Opfer, an einem Tag in der Woche auf Elektrizität zu verzichten.
Benennen wir die derzeit herrschende Betroffenheit als das was es tatsächlich ist. Egoismus in Reinform. Statt in allen Postings #neverforget zu posten, sollten die Verbreiter solcher Beileidsbekundungen lieber schreiben, was sie womöglich wirklich denken. »Scheiße hab ich Angst, denn jetzt kommt mir der Dreck, den ich sonst erfolgreich ignoriere, zu nah! Bitte tötet wieder weiter weg von der ersten Welt, denn die sind Kummer gewohnt.«
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