Oh nein! Das Internet ist tot. Die im Netz florierende „Dead Internet Theory“ besagt, dass in der Onlinewelt nur noch Bots und AI-erstellte Inhalte aktiv sind. Zweifel? Ja, hatte ich auch. Bis ich im Netzwerk „Threads“ postete.
Bist du mehr Typ „True Crime“ oder bevorzugst du „Murder Mystery“? Deine Antwort könnte ein Hinweis darauf sein, wie du zur Verschwörungstheorie „Dead Internet Theory“ stehst. Die „Totes-Internet-Theorie“ ist für manche absoluter Humbug, ein absurdes Gedankenexperiment ohne Belege. Wahrscheinlich haben die Gegner dieser Theorie keinen Twitter/X-Account. Doch es gibt auch Befürworter, die sich über dämlichste Werbeartikel für Solaranlagen ärgern und mit Bot-Accounts debattieren. Zur letzterer Gruppe zähle ich mich. Ich denke, das Internet, wie ich es mal schätzte, ist mausetot. Auch wenn diese verdammten Fake-Accounts das Gegenteil behaupten.
Davon ausgegangen, dass unser Netz tatsächlich unter den Toten weilt, stellt sich die Frage: Wer hat es umgebracht? Die „Murder Mystery“ Freunde sehen die Suche nach dem Mörder als eine Art Spiel, ein sogenanntes whodunnit mit dem Ziel, einen oder mehrere Täter zu benennen. Gerechtigkeit siegt – immer. „True Crime“ Anhänger hingegen argumentieren und analysieren so lange herum, bis es kein Schwarz und Weiß mehr gibt, sondern nur noch eine Grauzone. Schwammige Motive, nicht eindeutige Beweise und wahrscheinlich kein Happy-End. Die wahre Welt ist fies und gemein, jawohl.
Versuchen wir an dieser Stelle einmal, beide Ansätze zum Erfolg zu führen. Möglicherweise finden wir ja den Mörder des Internets! Doch fangen wir erst einmal gaaaanz vorne an, bevor wir uns den Beweisen widmen. Was ist denn überhaupt die Dead Internet Theory?
Die „Dead Internet Theory“ besagt, dass ein Großteil des heutigen Internets aus automatisierten Bots, KI-generierten Inhalten und künstlichen Interaktionen besteht, die echte menschliche Aktivitäten weitgehend verdrängt haben. Das behauptet zumindest der AI-Chatbot, den ich zu diesem Thema verhörte, die olle Petze. Weiter führt sie aus, dass soziale Medien und Online-Plattformen zunehmend von Algorithmen und Fake-Accounts belagert werden, z.B. mit bescheuerten Kommentaren wie „Love this ❤️“. Aber stopp, es gibt auch Kritiker! Angeblich soll die Theorie ausschließlich auf persönlichen Erfahrungen anstatt auf empirischen Daten basieren, was sie halt weniger glaubwürdig wirken lässt.
Dieses Argument halte ich für Kokolores und präsentiere deshalb an dieser Stelle den ersten Beweis, ein Posting auf meinem Thread Account.
View on Threads
Falls nun irgendein Klugscheißer mitteilen möchte, dass nur der Twitter-Abklatsch Threads selbst tot sei und nicht unbedingt der gesamte Rest des Internets – geschenkt. Das Interessante an diesem Posting waren die Reaktionen darauf. Zugegeben, viele gab nicht. Aber die wenigen Likes, die mein Beitrag erhielt, waren überwiegend von eindeutigen Fake-Accounts. Warum sie eindeutig waren? Na ja, wenn zwanzig Mal das gleiche Foto einer halbnackten Frau mit dem Satz „Besuch mich und meine Freundinnen“ plus einem obskuren Link im jeweiligen Profil gepostet wird, gehe ich von einem Fake-Account aus, der sich von nicht jugendfreien Portalen inspirieren ließ.
Threads ist übrigens ein Netzwerk vom Meta-Konzern, der ohnehin AI Chatbots auf die registrierten User loslassen will. Just saying.
Beweis Nummer zwei: YouTube-Kommentare. Falls ihr euer Hirn nicht nur auf TikTok ruiniert, könnte es sein, dass ihr ebenso bei der Konkurrenz berieseln lässt. Dort ist es bei populären Kanälen mittlerweile schwierig, überhaupt noch echte Kommentare, sprich von Menschen wie du und ich, unter den Videos zu finden. Besonders irritierend ist dabei die mangelhafte Qualität der Aussagen. Natürlich sind hauptsächlich unkreative Stellungnahmen in der Überzahl; Beiträge wie „Soooo funny“ oder „Awesome video“ wechseln sich regelmäßig ab. Seltsam wirkt es doch, wenn manche Bots einfach random Namen nennen oder gar Adressen.
Abschließen möchte ich die Vorführung der Beweise mit einem Beispiel, welches vor allem bei Spotify-Nutzern für Kopfkratzen sorgte. Eine bis vor kurzem unbekannte Band namens „The Velvet Sundown“ tauchte auf einmal in beliebten Spotify-Playlists auf, der Vorwurf: das Quartett gibt es gar nicht wirklich. Mehr als 500.000 Hörer haben den zwei veröffentlichen Alben gelauscht, obwohl nicht wirklich klar ist, ob sie wirklich existieren. Manche vermuten eine Art Experiment von Spotify hinter diesem Projekt. Dass AI Musik jedoch schon weit verbreitet ist, ist vielleicht noch weniger Personen bekannt. Keine guten Aussichten für kleinere Acts, die sich nicht nur gegen Taylor Swift behaupten müssen, sondern zusätzlich gegen Musik aus dem Computer.
Die Beweislage ist eindeutig: das Internet wurde gnadenlos um die Ecke gebracht. Verantwortlich sind die bösen Tech-Konzerne, die lieber ihre Angebote mit AI-Mumpitz füllen, anstatt echten Menschen eine Chance zu geben. Warum? Damit ihre Plattformen relevant bleiben und sie weiter wachsen können. „Echte“ Kommentare sind viel zu kompliziert und können vor allem eins sein: kritisch. Das ist geschäftsschädigend und somit unerwünscht. No surprises.
Tut mir leid, liebe Murder-Mystery-Fans. Leider gab ich euch nicht wirklich eine Gelegenheit, die Agatha Christie raushängen zu lassen. Wie gerne hätte ich euch einen Plot-Twist gegönnt, eine Enthüllung wie im Scooby-Doo-Cartoon! Die True-Crime-Freunde hingegen ahnten gewiss bereits, dass es bei diesem Mord um allseits bekannte Motive gehen wird, den Kapitalismus. Ihr seid aber auch echte Spaßbremsen.
Zwischen 2016-2017 soll das uns bekannte Internet verstorben sein. In der Zeit erhielt Leonardo de Caprio seinen ersten Oscar und der Hype um Pokémon Go brachte erwachsene Menschen dazu, in Rudeln Straßen zu besetzen – etliche Jahre vor den Klimaklebern.
Eine Studie von 2024 zeigt, dass nur noch weniger als die Hälfte des Internetverkehrs von Menschen stammt – der Rest entfällt auf Bots, KI und automatisierte Systeme. It’s over, boys and girls.
An menschlicher Gier und Faulheit. Billiger, leicht zu steuern und vor allem: keine Urlaubsansprüche. Besonders soziale Netzwerke wurden mit Fake-Accounts geflutet, um die Sponsoren bei der Stange zu halten.
Schwer zu sagen. Wahrscheinlich wird eine zukünftige Internetsuche via AI Chatbot erfolgen, anstatt über eine Suchmaschine („Googeln“). Unternehmen werden ihre Inhalte, Produkte und Dienstleistungen daraufhin optimieren, was bedeutet: es wird noch viel viel schlimmer.
Sämtliche Inhalte im Netz wären sterbenslangweilig. AI Chatbots würden sich ungefähr so unterhalten: „Du bist sehr eloquent.“ „Danke, Du bist auch sehr redegewandt.“ „Vielen Dank, das freut mich sehr.“ „Sehr gerne, mich freut es auch sehr.“ „Das ist sehr schön, du bist sehr eloquent.“ „Danke, Du bist auch sehr redegewandt.“
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