Über den aktuellen Film »Der Vorname« (2018) von Sönke Wortmann mit Christoph Maria Herbst, Iris Berben, Florian David Fitz und Caroline Peters – übrigens ein guter Name! Doch in diesem Film geht es offensichtlich um Vornamen
Laut einer Studie aus dem Jahr 2011 sind die Deutschen eine humorlose Nation. Wir sind weder lustig, noch verstehen wir irgendwelche Witze. Während anderswo regelmäßig neuartige Comedy-Formate entstanden, feierten wir Comedians in rosa Joggern, Hausmeisterkitteln oder mit pudelhaften Perücken – bis heute! Gilt das auch für das Kino? Ist die Komödie »Made in Germany« tot? Mitnichten. Vor kurzem feierte der Kultfilm »Bang Boom Bang« ein saftiges Jubiläum. Der Streifen straight outta Unna läuft seit 1.000 (!) Wochen im UCI Bochum.
Nur ist das leider schon etwas her, als die deutschen Filmmacher sich trauten, eine Komödie ohne Til Schweiger ins Kino zu bringen. Schade eigentlich. Umso niedriger war meine Erwartungshaltung, als ich den neuen Film vom Sönke Wortmann mit dem Titel »Der Vorname« sehen durfte. Zwar hat das Regie-Urgestein einige großartige Klassiker wie »Kleine Haie« und »Das Wunder von Bern« auf die Leinwand gebracht, aber mochte mich die Komödie mit Humor-Aushängeschild Christoph Maria Herbst und Wunschschwiegersohn Florian David Fitz auf dem Papier weniger reizen. Voreilig gemiesepetert!
Der Film »Der Vorname« basiert auf einem Theaterstück der Messieurs Alexandre de La Patellière und Matthieu Delaporte. Bereits 2012 gab es eine französische Verfilmung, die auch in deutschen Programmkinos lief. Sönke Wortmann schafft es mit seiner Neuverfilmung, aktuelle Strömungen und Themen, die unsere Nachrichten und Kaffeepausen beherrschen, zielsicher und gekonnt einzubauen. Ich hätte nie gedacht, dass mich eine deutsche Komödie mal wieder zum Lachen bringen kann, aber das schaffte »Der Vorname« mehr als einmal. Des Weiteren hatte ich einen großen Vorteil während der Vorstellung: ich hatte keine Ahnung, worum es in dem Stück/Film geht. Aus diesem Grund empfehle ich jedem, der sich für »Der Vorname« von Sönke Wortmann interessiert, von Spoilern und Trailern großzügig Abstand zu halten. Je weniger man weiß, desto besser. Macht es am besten wie bei neuen Folgen von Game of Thrones: Facebook meiden, nicht mehr mit Mitmenschen sprechen, Augen tagsüber ebenfalls geschlossen halten. Diesen Trailer am besten ignorieren!
Sollte man die Vorlage kennen oder gar die Version aus Frankreich gesehen haben, so ist die Neuauflage dank aktueller Verweise gewiss dennoch sehenswert. Ein gelungener Schlagabtausch für Fans des zündenden Dialogs mit einem Schuss Molière und für alle, die gerne über die Klischees der 68er herziehen. Es macht derbe Spaß, den Darstellern bei diesem Feuerwerk an amüsanten Anspielungen, überraschenden Wendungen plus einem provokantem Schnurrbart zuzuschauen. Vielleicht sollte ich den Deutschen Film doch noch nicht abschreiben. »Der Vorname« liefert zumindest Anlass dazu. Chapeau!
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