Star Wars: Die dunkle Seite der Macht zeigt sich besonders gern in der Verachtung der ständig übertreibenden Fangemeinde des Weltraum-Epos.
Und das ist dann der Moment, wo ich mir meine Popcorn-Tüte schnappe und sie meinem Sitznachbarn im Kino über den Kopf stülpe! Aber ich greife vor.
Wir leben alle in einer hektischen Zeit, sind völlig überarbeitet, suchen nach Erholung und guter Whisky ist eben teuer. Also müssen wir unseren Geist anderweitig entspannen. Bevorzugte Mittel der Wahl sind da oft cineastische Vergnügen. Epische, cineastische Vergnügen! Star Wars zum Beispiel. Ist alles dabei: Krieg, Liebe, Drama und Raumschiffe. Was will man mehr, außer vielleicht einen eigenen Androiden für die tägliche Hausarbeit?
Rollen wir das Ganze mal von Vorne auf. Ich freue mich wirklich auf den neuen Star Wars Film. Wie ihr das findet, ist mir total schnuppe. Alles beginnt mit einem Trailer und die Community steht wieder Kopf. Ihr habt das Drehbuch schon gelesen, ihr habt mit dem Regisseur schon gesoffen und überhaupt, seine frühen Werke waren deutlich besser, warum hat er sich bloß an Disney verkauft! Eigentlich hätte man den Job euch überlassen sollen, denn in Einstellung A38, Take 2 ist doch die Perspektive überhaupt nicht richtig und die Dramaturgie ist eh für den Arsch. Ach ja, ihr erzählt, lange vor der Premiere, natürlich auch gleich den Plot. DANKE! Das ist wie mit dem Auto Mitternacht an der Schlange von Kindern zur Buchpremiere von Harry Potter vorbei fahren und laut schreien: DUMBLEDORE STIRBT!
Habe ich es also geschafft, sämtlichen Spoilern aus dem Weg zu gehen und auch noch ein Ticket zu ergattern, ist der große Kino-Abend gekommen. In der Schlange zum Popcorn höre ich euch schon wieder lamentieren, dass ja eigentlich alles vor Episode IV kacke ist und ihr das auch nachdem ihr Episode I-III 327 Mal gesehen habt total bestätigen könnt. Außerdem ist mir ein bisschen schlecht, weil der fette Typ im Leia-Kostüm vor mir nach Schweiß stinkt. Immerhin hat er das mit den Zöpfen gut hingekriegt, er hätte aber echt nicht die Sklaven-Version in Sachen Outfit wählen sollen. Gut, seine Brüste kommen so ganz passabel zur Geltung. Ich bin endlich dran und kaufe vorsorglich eine Familienpackung Popcorn sowie eine Familienflasche Whisky.
Da das alles so lange gedauert hat, laufen die Trailer schon und der Kino-Saal ist abgedunkelt. Ich fluche auch nur wenig, als ich mich das erste Mal auf die Nase lege, weil ihr Deppen alle eure coolen Plastik-Lichtschwerter quer im Fußraum verteilt habt. Immerhin habe ich es geschafft, sowohl Getränk als auch Nahrung zu retten und wurstel mich zu meinem Platz durch. Vollkommen klar, dass vor mir eine wirklich schlechte Amidala-Kopie mit einem Turm von Frisur sitzt. Ich nehme den ersten tiefen Schluck aus meiner Flasche und pruste ihn vor Schreck wieder aus! Fängt endlich an und der ganze verdammte Saal trällert die Titelmelodie mit. Leute, ich finde das auch toll, aber bitte haltet doch die Schnauze! Ich beruhige mich wieder und bemerke, dass der Platz neben mir noch frei ist.
Ich hatte schon immer eine ausgezeichnete Vorahnung und so bin ich nur mäßig überrascht, als sich Leia the Hutt neben mir und auch ein wenig auf mir niederlässt. Noch ein tiefer Schluck, vielleicht betäubt der Alkohol ja auch meinen Geruchssinn. Der Film läuft keine fünf Minuten, da fängt Prinzessin Locke an zu plappern. Dass er alle Bücher gelesen hat. Dass die Story so eh nicht korrekt ist. Dass Charlton Heston in Spartacus eine verdammte Armbanduhr trägt. Dass er eigentlich ein Jedi Ritter sei. Dass George Lucas niemals hätte an Disney verkaufen sollen. Dass ich ihn doch mal anrufen solle, dann lädt er mich in die Mos Eisley Bar ein und danach könnten wir…
Ich war schon immer eher auf der dunklen Seite der Macht. Ich wünschte, ich hätte ein echtes Schwert mit ins Kino genommen. Ich liebe Film. Ich möchte nicht, dass mir jemand diese Liebe zerstört. Ich renne ja auch nicht rum und trete der Möchtegern-Leia in die Eier, weil ich überzeugt bin, dass mir das Kostüm viel besser steht. Also muss ich auf einem relativ gewaltfreiem Wege versuchen, das Problem neben mir zu lösen.
Und das ist dann der Moment, wo ich mir meine Popcorn-Tüte schnappe und sie meinem Sitznachbarn im Kino über den Kopf stülpe!
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