Ein offener Brief von Kanzlerin Angela Merkel an die Redaktion von CHARLIE HEBDO. Eine Glosse von Claus Seifert.
Chers amis de la rédaction,
Je suis Angie. Oh la la, mes amis, da ist mir doch wieder dieser Fauxpas unterlaufen. Ich meine natürlich: Je suis Charlie, wie Hollande und sie, die grande französische Nation. Meine tiefe Verbundenheit hat sich ja bereits in dem Bruderkuss mit Francois geäußert, als wir gemeinsam in der ersten Reihe gegen Hass und Gewalt standen. Links – rechts – links. Pardon: Gauche – droite – gauche. Eigentlich lieber droite. Den Geist meiner Verbundenheit mit den Opfern, den Familien der Opfer, dem französischen Volk und ganz Europa bringe ich zum Ausdruck mit einer herzlichen Einladung. Gemeint ist die Einladung an die Redaktion von Charlie Hebdo, die Opfer eines zynischen und feigen Attentats wurde, das durch nichts zu rechtfertigen ist.
Aus meinen frühen politischen Jahren in der DDR, auf Französisch täterä, bin ich vertraut mit, ja zugeneigt den Redakteuren und Zeichnern des Eulenspiegel, denen mein großer Respekt gilt. Sie kennen Eulenspiegel? C’est le miroir de la chouette, mes amis. Und da ich der festen Überzeugung bin, dass sich die Werte unserer modernen Demokratie in der freien Presse manifestieren, setze ich hier ein Zeichen. Freilich verkörpert meine Partei Brüderlichkeit, und es ist mir durchaus nicht egal, wenn ich bei der nächsten Fraktionssitzung kraft meiner Position als Parteivorsitzende fordern werde, CDU in CDO umzubenennen. Charlie HebDO. Ich denke, das sind wir als Partei den Märtyrern schuldig, die mit ihren Zeichnungen Pressefreiheit gelebt haben – und dabei ihr Leben verloren.
Kraft meiner Rolle als gesamteuropäische Kanzlerin – und das sage ich mit Verweis auf die längst fällige Frauenquote – werde ich mit Mitteln des Brüsseler EU-Topfes zunächst die verwüsteten Räumlichkeiten Ihrer Redaktion wiederherstellen lassen. Dazu bediene ich mich des Hausmeister- und Installateur-Teams des Berliner Reichstags. Handwerker par excellence. Vertrauen Sie auf die Qualität „Made in Germany“!
Danach lade ich die Spitzen deutsch-französischer Satirekunst, Eulenspiegel und Charlie Hebdo, zu einem symbolischen Kommuniqué in die frisch renovierten Räumlichkeiten ein. Hierbei soll Ulrich Wegener, Ex-Chef der Eingreiftruppe GSG 9, an der Pforte stehen. Mein lieber Francois wird als Ehrengast fungieren. Zum Zeichen der Solidarität und gelebter Integration werden muslimische Verbände geladen sein. Ich stelle mir das zum Beispiel so vor, dass sich Franck Ribéry den Bart verlängert und als Friedensbotschafter aller Muslime einige Worte der Brüderlichkeit verliest. Eine Sonderausgabe mit Karikaturen von Allah, dem Propheten und mir sollen zugleich im Bayernkurier und in Ihrem Magazin abgedruckt werden. Angefragt als Schirmherr dieser Veröffentlichung ist mein geschätzter Ministerkollege Alexander Dobrindt.
Liberté toujours, mes amis! Einen egalitären Kuss der fraternité sendet euch
Angie aus Allemagne
photo credit: angela merkel: queen of europe by Duncan Hull
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Très superb, cette Glosse, bravo!