Gesundheit

Fischmonat Oktober

Langsamer Sterben mit Slow Food

Ein Fischkutter zieht das Schleppnetz ein. Nur Plastikmüll und ein paar mickrige Makrelen sind im Netz. Die Matrosen sind enttäuscht.Erneut wird das Netz ins Wasser geworfen. Diesmal fangen sie eine Qualle, einen jungen Thunfisch und einen kranken Aal. Besser als nichts.

Trotzdem wird das Netz ein drittes Mal ausgeworfen. Als es abermals voll Plastik ist, entscheidet der Kapitän das Plastik in den elektrischen Häcksler zu werfen und den Fang damit zu ergänzen. Fische fressen Plastik, das durch die UV-Strahlen der Sonne zerbröselt wurde und die Menschen essen die mit Plastik angereicherten Fische. »Umgekehrt geht es doch auch, ist der Plastikanteil diesmal halt etwas höher«, meint der Kapitän.

Nach dem vierten Versuch zappelt ein Taucher im Netz. Es ist ein Archäologe der nach einer spanischen Galeone geforscht hat. »Wie schmeckt denn Taucher?«, fragt der Smutje. »Ein bisschen wie Delfin«, meint ein asiatische Matrose und wirft den Häcksler an. Beim fünften Mal gibt es wieder nur Plastik und ein Gummihuhn. Der Kapitän winkt es durch. »Der gute Wille zählt.«

Slow Food

Da einige Leute Plastik nicht mögen, hat sich die Slow-Food-Bewegung gegründet. Für alle die nicht wissen was Slow Food ist, es ist das Gegenteil von dem was Ronald McDonald, der Erfinder der Psychoclowns feilbietet und hat auch nichts mit diesen Leuten zu tun, die sich brüsten, Könige in Frikadellenform zu verkaufen. Slow Food kann man nicht im Drive-in erwerben. Slow Food ist langsam, meistens grün manchmal aber auch mit harter Schale. Leckerer Salat zum Beispiel. Schnecken aber auch. Slow Food ist gewissermaßen ein Downgrade von normaler Nahrung. Wer es immer noch nicht verstanden hat, als Faustregel gilt: Alles was man mit ´nem Dreschflegel erschlagen kann zählt als Slow Food.

Der Monat der Fische

Damit zwischen den ganzen Plastikstücken im Meer auch mal ein paar Fische herum schwimmen hat die Slow-Food-Bewegung diesen Monat zum Fischmonat erkoren. Das ist schön. Wer also diesen noch Monat Fischstäbchen kauft, sollte genau auf das Verfallsdatum achten. Denn sie dürfen erst in ein paar Tagen gegessen werden, wenn der November anbricht. Das entlastet die Meere, freut die Matrosen und auch der Häcksler wird geschont.

Benjamin Baeder

Benjamin Bäder ist dem Chaos nicht gänzlich abgeneigt, doch hofft er auch stets auf die autopoietische Selbstorganisation von Kommunikationssystemen, die dann eigenständig entscheiden können ob sie befremdlich, humorvoll oder was auch immer sein möchten.

Share
Veröffentlicht von
Benjamin Baeder
Schlagwörter: Fast FoodSlow Food

Recent Posts

Fragen, die man beim Deeptalk nicht stellen sollte

Spoiler vorab. Die Frage »Und sonst so?« zählt nicht als typische Frage für Deeptalk. Doch…

2 Monaten her

Wie man den Valentinstag (als Single) überlebt

Es gibt unendliche viele Gründe, den Valentinstag zu hassen. Nicht nur für Singles ist der…

3 Monaten her

Lachen statt Schwanzvergleich

Als Mann muss ich an dieser Stelle gestehen: Ja, auch ich fühlte mich bereits unter…

3 Monaten her

Wie man das fünfte Rad am Wagen ist, ohne zu nerven

Das letzte Wochenende war mal wieder fantastisch! Kaum ein Auge zugemacht, die ganze Nacht durchgetanzt,…

3 Monaten her

Wie geht man Kollegen um, die einem zu nahe kommen?

Jeder kennt diese eine Person unter den Kollegen, die einem beim Sprechen immer viel zu…

4 Monaten her

»Ich kann keine Nachrichten mehr schauen, ohne zu verzweifeln«

Es gibt diese süße Radio-Station, dessen Name mir gerade entfallen ist. Der Name spielt keine…

4 Monaten her