Sie ist aus dem Stadtbild kaum noch wegzudenken: die Primark-Tüte. Sie steht für Nachhaltigkeit und Selbstverwirklichung – oder doch nicht?
In Deutschland gibt es gegenwärtig 22 Filialen des Klamotten-Konsumtempels »Primark«. Von innen gesehen haben muss einen solchen Schuppen nicht, jedoch dürften die dazugehörigen Primark-Tüten bekannt sein. Meine erste Begegnung mit der Tüte war vor ein paar Jahren in Köln. Ganze Schwärme von Shopping-Verrückten, die gleich mit mehreren dieser höchst unattraktiven Tasche durch die Einkaufsstraße zogen. Der Werbeeffekt wirkte, die Dinger erregten meine Aufmerksamkeit und ich beäugte seit dem Tage jeden misstrauisch, der damit unterwegs war.
Doch sollte ich nicht meine Haltung zur Primark-Tüte nicht überdenken? Sie vereint schließlich Menschen an Wühltischen, die sich sonst ignorieren würden. Auch wenn sie sich um Socken zum Schleuderpreis kloppen, kann man ja fast schon froh sein, dass die Leute in Zeiten von Amazon überhaupt zum Einkaufen das Haus verlassen. Das Aushängeschild von Primark verkörpert den Zeitgeist; Konsum ist das Opium gegen die Probleme dieser Welt und jeder darf mitmachen – denn allzu teuer muss es dank Ausbeuterei von armen Ländern nicht sein. Quantität über Qualität! Hauptsache, die Taschen werden voll. Einfache Leute sollten sich eh mit wichtigeren Dingen beschäftigen, wie z.B. Haul Videos oder Instagram-Postings mit dem passenden Hashtag. Vielleicht wird man ja sogar beim Werben entdeckt, wieso sollte man so etwas verurteilen?
Großartig ist auch, dass man bei der Herstellung der Tüten auf Plastik verzichtet. Fortschrittlich, wenn ein Großkonzern wie Primark an die Umwelt und Nachhaltigkeit denkt. Schade nur, dass die Papiertüten dennoch das Stadtbild ruinieren können. Vielleicht auch eine typische Begleiterscheinung unserer Wegwerfgesellschaft, in der zwar stets von Nachhaltigkeit die Rede ist, doch in der Praxis auf Neuerwerb statt auf Haltbarkeit oder Reparatur gesetzt wird.
Die Kleidung bei Primark wird für jene produziert, die »nicht so viel Geld zur Verfügung haben«. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, so kennzeichnet eine Primark-Tüte unsere ärmsten Bürger. Keine schlechte Taktik, um beispielsweise den schwachen Westen zu stärken, der auf alternative Wirtschaftszweige setzen muss, seitdem der Kohleabbau nicht mehr gegeben ist. Konsumtempel wie das Oberhausener Centro sollen die Bürger ermutigen, ihren geringen Teilzeitlohn dort zu investieren.
Wer kennt nicht diesen populären Spruch, der auf zig Shirts gedruckt wurde? Wenn man zum Beispiel in Vegas war und nur ein T-Shirt mit dem Aufdruck »I was in Las Vegas … and all i got was this lousy t-shirt« heim brachte? So ähnlich kann man eine Primark-Tüte sehen. Du gingst in ein Geschäft, um Dir etwas Selbstbewusstsein, ein wenig Lebensfreude zu kaufen. Doch alles, was Du raus getragen hast, war eine Papiertüte mit Werbung.
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