Urlaub auf Balkonien ist mitunter die schönste Erfahrung, die einem während seiner freien Tage widerfahren kann. Ein Plädoyer für die eigenen vier Wände.
Voller Mitleid schaue ich gehetzten Kofferziehern hinterher und frage mich, ob sich die Anstrengung lohnt. Nur Wahnsinnige lassen alles stehen und liegen, um in den Urlaub zu fliegen. Die Unbelehrbaren freuen sich auf ihren Augenblick (die sogenannte »Auszeit«) und erleiden Jahr für Jahr die gleiche Qual der sogenannten Urlaubsvorbereitungen. Es ist so viel zu tun! Angehende Urlauber bestimmen ausgesuchte Fachkräfte, die sich um die Pflanzenpflege und Fütterung der Raubtiere kümmern. Außerdem vergeben sie eine Vollmacht zwecks Leerung des Briefkastens und freuen sich, dass die Flurwoche übernommen wird. Klingt ganz schön anstrengend, kostet wie die meisten Geschenke Zeit und Geld.
Mir will partout nicht in den Kopf, wie diese Fernsucht ins Rollen kommt. Dabei muss man diesen magischen Moment der Flucht meist schon zum Jahresbeginn gut kalkulieren. Alles andere macht die Chefetage nur nervös. Einmal festgelegt scheint es kein Zurück mehr zu geben und jede Hoffnung wird auf das bestimmte Datum gelegt. Der wichtige Moment, in dem alle Endorphine auf einmal explodieren – auch Urlaub genannt. Auf mich als berufenen Pessimisten wirkt dieser Augenblick der Wahrheit belustigend. Wann fängt die Entspannung, das Urlaubs-High an? Wenn man die Koffer ins Hotelzimmer abstellt? Funktionierendes W-Lan vorfindet? Die Mini-Bar geplündert wurde?
Deshalb ziehe ich als Reiseziel Balkonien vor. Wiki beschreibt diesen wunderbarsten aller Urlaubsziele mit folgenden Worten: den Urlaub zu Hause verbringen. Diese Beschreibung ist zweifelsfrei untertrieben, da es eindeutig die beste Art zur Erholung darstellt. Logischerweise fallen die genannten lästigen Urlaubsvorbereitungen komplett weg, da man sich einfach nicht von Ort und Stelle bewegt. Ich schlafe in meinem eigenen Bett, esse meine liebsten Speisen und verlaufe mich auf der Suche nach einem Klo. Balkonien wirkt recht unspektakulär, doch hat es seinen eigenen Charme.
Hätte Balkonien einen eigenen Eintrag im Reisekatalog, so würde ein Bild gezeichnet werden, welches selbst eingefleischte Globetrotter und nervige Instagram-Spammer verstummen lassen würde: »Charmant und leicht dirty, voller Erinnerungen und bisweilen chaotisch, aber auch aussichtsreich und mit Kerze sogar romantisch – so ist die bescheidende graue Plattform mit Blick auf den Innenhof. Einmal ausgesperrt, lässt sie einen nicht mehr so schnell weg. Steve Jobs hatte einen, Til Schweiger hat einen – Balkonien ist die Oase vieler Promis!«
Aber auch ohne diese astreine Werbung habe ich eh mein Herz an Balkonien verloren. Nur weil die liebste Boyband meiner Mutter »Die Flippers« Balkonien nie einen Song widmeten, bedeutet das gar nichts. Vielleicht wird der eine oder andere mir Neid vorwerfen, doch solche Vorwürfe sind mir zu simpel. Ich kann die Begeisterung über ausschweifende Flughafenkontrollen nicht teilen, packe nicht gerne Koffer, erfreue mich nicht an knusprigen Körpern am Strand, zahle ungern 8 Euro für ein Bier, schlafe gerne in meinem Bett, kann auf tropische Krankheiten verzichten und werde mein Geld sicherlich auch anderswo los. Dank Balkonien muss ich mich mit all diesen Stressfaktoren nicht beschäftigen. Leider brauche ich noch einen Plan, wie ich diese verfluchte Flurwoche vermeide.
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