Arbeit

Schlimme Berufe: Fotograf

Schlimme Berufe, die keiner ausüben will – zum Beispiel Fotograf. Niemand nimmt ihn mehr ernst, weil er keine Instagram-Filter hat und nicht weiß, was ein Selfie sein soll.

Bitte lächeln! Sowas hörte zuletzt vor etlichen Jahren, als es noch so etwas wie Fotografen gab. Heutzutage ist dieser Beruf nahezu überflüssig geworden. Stattdessen lichtet sich jeder lieber selbst ab, indem per Smartphone Selfies noch und nöcher angefertigt werden. Die hohe Kunst der Fotografie war gestern, heute regieren die Filter. Während damals noch pingelig auf Bildkomposition, Lichtführung und den richtigen Moment geachtet wurde, genügt heute ein Instagram-Filter und ein wenig Photoshop. Erster Vertreter der neuen Reihe „Schlimme Berufe“ ist demnach der Fotograf.

Digitalkameras: Der leise Tod des Fotografen

Als 2002 die erste digitale Spiegelreflexkamera aus dem Hause Kyocera vorgestellt wurde, ging ein Raunen durch die Reihen der Fotografen. Die einen jubelten, weil der Arbeitsfluss in Zukunft einfacher ablaufen würde, während die anderen sich schon beim Arbeisamt vorsprechen sahen. Mittlerweile wissen wir, dass die Pessimisten mal wieder Recht behielten. Der Fotograf als begehrte Berufsgruppe, in der sich viele vermeintliche Kreative auszutoben versuchten, scheint ausgestorben wie Sofortbildkameras. Das Feld wurde von den garantiert Talentfreien übernommen, da nun jeder Trottel eine Digitalkamera umgeschnallt hat. Frei nach dem Motto „Ich habe 12 Megapixel – bin voll der Fotograf“ wird geknipst, was das Zeug hält. Vom Mittagessen bis zum Hundehaufen – die Welt und das Leben wird in verwackelten Schnappschüssen festgehalten und von unzähligen Menschen mit „Gefällt mir“ markiert.

Und dann diese Selfies. Die einzigen Fotos von uns, die wir nicht selbst angefertigt haben, scheinen vom Personalausweis oder aus Radarkontrollen zu stammen. Kein Zweifel – nur Verrückte würden jetzt noch Fotograf werden wollen. Es gibt nur noch wenige Tätigkeitsfelder, in der sie noch eingesetzt werden.

Unvergessliches für das Familienalbum

Fotografen mussten ihren Stolz schon vor Jahren aufgeben. Heutzutage müssen sie zum Beispiel wahrnehmungsgestörte Hausfrauen in Reizwäsche ablichten; zum Leidwesen der Ehemänner, die mit einem Fotoalbum voll mit den Dingern bestraft werden. Auch müssen ständig fragwürdige Events wie Hochzeiten und Kindergeburtstage abgegrast werden, damit wenigstens etwas Geld in die Haushaltskasse kommt. Die dabei entstehende Erniedrigung wird selbst von routinierten Fotografen gerne verschwiegen. Nichts ist so anstrengend und kompliziert wie das Einfangen frischer Ehepaare, denen die Scheidung bereits auf der Stirn geschrieben steht. Aber Obacht!  Auch da wurden bereits die ersten Hochzeits-Selfies gesichtet. Vielleicht sollten die hiesigen Fotografen so wie die Russen knipsen, denn die machen die verrücktesten Hochzeitsfotos ever.

Aber das ist nur die Spitze des Eisberges an Problemen, die Fotografen von heute quälen. Sie müssen zum Beispiel stundenlang – ungeachtet von Schnee und Regen – sich die Beine in den Bauch stehen, um nur ein blödes Pressefoto zu schießen. Ewiges Warten, für ein Bild, welches Sekunden später durchs Internet gejagt und nach zehn Minuten wieder vergessen wird – es sei denn, man hat die Genitalien mit drauf.


photo: Photographers by Dafne Cholet, CC 2.0

Oliver Peters

Notorischer Schwarzmaler und Weltmeister im »Böse gucken«. Geboren am Niederrhein, verdorben durch den Rest der Welt. Mag Pandas, verabscheut Pendeln. Kontakt: Facebook, Twitter oder Email.

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Veröffentlicht von
Oliver Peters
Schlagwörter: JobsSchlimme Berufe

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