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Schlimme Berufe: Lehrer

Sechs, Setzen! Die erste Respektsperson nach den Eltern ist nach wie vor der Lehrer. Warum dieser Job Unmögliches fordert und nur in der Klapse enden kann.

Als Lehrer hat man es nicht leicht. Nicht nur, dass man seinen Vornamen aufgibt und von sämtlichen Altersklassen nur noch mit »Herr« oder »Frau« Soundso angesprochen wird. Darüber hinaus hat man die Verpflichtung stets auf dem Laufenden zu bleiben, um bei absurden Themen wie Snapchat, Merkeln und Haul-Videos mitreden zu können. Lehrer sind in der unmöglichen Situation, dass sie einen Haufen unkontrollierbarer Blagen, die heutzutage am liebsten ihre Kindheit komplett überspringen, nicht nur bewerten, sondern auch noch fordern und fördern müssen. Dass ein paar neunmalkluge Eltern in jedem ihrer Sprösslinge neuerdings Wunderkinder sehen, erleichtert das Theater nicht wirklich. Harte Entscheidungen werden einem Lehrer abverlangt und so endet eine Karriere am Lehrerpult nicht selten in einer Art Schockstarre.

Die Waffen eines Lehrers

Nachdem die Eltern die Nase voll von ihrem Nachwuchs haben, melden sie diesen meist an einer möglichst weit entfernten Schule an. Dort können sich irgendwelche Lehrer mit den verzogenen Gören auseinander setzen. Mit Hilfe von Noten, Hausaufgaben und Vokabeln kann ein Lehrer sein Machtpotential bis zu einem gewissen Grad ausschöpfen. Heutzutage ist es natürlich ein unmögliches Unterfangen gegen die von Smartphones gebildeten Schutzwälle anzureden, doch sie haben es ja so gewollt! Wie kamen diese weltfremden Erzieher überhaupt auf die verdrehte Idee, irgendwelche junge Menschen, die sich nur für Instagram, Kiffen, Ballern und Schminken interessieren, belehren zu wollen? Eindeutig ist da eine übertrieben romantisierte Erinnerung schuld, die die eigene Schulzeit fehlinterpretiert – wie durch einen Weichzeichner gefiltert.

In dieser Erinnerung stapften sie möglicherweise happy zur Schule, um mal eben alle auswendig gelernten Primzahlen aufzusagen und an der Tafel mit einer astreinen Kurvendiskussion zu überzeugen. Des Weiteren vergab der Lehrer nicht nur einen Smiley, sondern auch noch ein »Sehr gut« für einen Aufsatz über den gestrigen Linseneintopf. Natürlich waren alle Klassenkameraden ähnlich gestrickt wie man selbst und jeder erlebte einen Schulalltag voller Wonne und Freude auf das nächste zu lernende Kapitel. Keine Spur von Nachsitzen, Spickmich oder Turbo-Abis.

Am Ende ist immer der Lehrer schuld

Alles Luftschlösser. Die Realität sieht anders aus. Schüler zollen weder Respekt, noch machen sie beim Unterricht mit. Anstatt sich zu melden, zeigen sie nur noch den Mittelfinger oder schicken Selfies. Standards wie Hausaufgaben oder gar Klausuren kann man sich als Lehrer direkt aus dem Kopf schlagen, da die Schüler durch ihre Ohrstecker nicht mal hören, wann sie abzugeben haben. Sollte es ein Lehrer wagen, die jeweiligen Eltern zu informieren, droht ihnen neben einem blauen Auge eine Beschwerde beim Rektor – weil man das faule hochbegabte Kind verkannt hat. Ein schlimmer Nebeneffekt, den kaum einer anspricht, ist die optische Anpassung. Es gibt einen typischen Lehrerlook, der nicht nur von einer Vorliebe für Braun- und Grautöne geprägt wird, sondern auch ein Cordjacket und einen Vollbart nach sich zieht. Lehrerinnen neigen dagegen zur obligatorischen Brille und zum Blümchenmuster. Es scheint, als tragen Lehrer ab einer gewissen Zeit in diesem Beruf eine Art Uniform, damit Schüler erst gar keine Sympathie aufbauen können. Wobei es dort  je nach Fach feine Unterschiede gibt. Die Kunstlehrerin gibt sich immer etwas mehr öko, während der Religionslehrer auf seinen Schnurrbart besteht.

Doch das wichtigste Stichwort fehlt noch. Schließlich haben sich werdende und bereits berufene Lehrer ein Ziel auf ihre Fahnen geschrieben: Bildung! Für alle und möglichst nach Plan. Ein jeder sollte wenigstens einmal durch einen Roman von Patrick Süßkind geblättert haben, ehe er als zukünftiger Steuerzahler auf die Zivilisation losgelassen wird. Ob jeder Lehrer diesem Anspruch gerecht werden kann, ist fraglich. Deshalb ist es wohl klüger, wenn man wenigstens eine Karriere als Sportlehrer anstrebt. So kann man die kleinen Irren wenigstens nach seiner Pfeife tanzen lassen. Und sollte man seine Dienstzeit unbeschadet und unverbrannt überstehen, so kann man sich trotz allem sicher sein, dass einem die Schuld nachträglich in die Schuhe geschoben wird.


photo: Torsten, math teacher by Blondinrikard Fröberg, CC 2.0

Oliver Peters

Notorischer Schwarzmaler und Weltmeister im »Böse gucken«. Geboren am Niederrhein, verdorben durch den Rest der Welt. Mag Pandas, verabscheut Pendeln. Kontakt: Facebook, Twitter oder Email.

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Oliver Peters
Schlagwörter: Schlimme Berufe

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