Museumswärter … ein Beruf, bei dem man nur sitzt und Löcher in die Luft starrt? Mitnichten! Viel mehr geht es darum, anderen Leuten aus den Weg zu gehen.
Auf dem Bild zu diesem Beitrag ist kein Museumswärter zu sehen. Das mag folgende Gründe haben: a) er ist so geschickt wie ein Ninja, sodass er Besuchern nie auffällt oder b) er ist im Saal nebenan eingepennt. Der Überzahl wird der Beruf des Museumwärters total unbekannt sein, da die Bevölkerung eh nur einen missratenen Haufen voller Kunstbanausen darstellt, die sogar bei einem Cannibal Corpse Konzert im Takt klatschen würden.
Es sei denn, man lebt in Berlin. Da genießen diese Wachmänner den Ruf, den »schwersten Job der Hauptstadt« inne zu haben. Warum? Nicht nur aufgrund der vielen Museen, sondern weil sie nicht flüchten können. Egal, wie anstrengend das Kunstwerk auch sein mag, sie müssen bleiben. Das ist ihr verdammter Job. Jeder Museumsbesucher, der sich mal zehn Minuten Jonathan Meese gegeben hat, kann das Grauen gewiss vollkommen nachvollziehen. Es dröhnt, es rappelt, es flimmert – und das in Dauerschleife.
So ein Trauerspiel bzw. »Kunstwerk« wird nur noch durch den typischen Besucher übertroffen. Meist ist ein Aufpasser im Museum dazu verdonnert, eine Horde unkontrollierbarer Pseudokunstkenner und gelangweilter Boyfriends im Zaum zu halten und alle naselang zu ermahnen. Anscheinend kann ein Großteil der Meute nicht lesen (»Bitte nicht anfassen, ablecken oder gar einstecken«) und sind ahnungslos, dass man im Museum eine gewisse Ehrfurcht walten lässt. Keine Selfies vor antiken Statuen zwecks eines Penisvergleichs und sich vor allem bei Objekten von Duchamp nicht wie Zuhause fühlen.
Eine Ausstellung dauert meist mehrere Wochen oder Monate, von daher muss sich das schnell ermüdende Auge des Aufpassers mit der Eintönigkeit abfinden. Schlimmstenfalls ist gerade ein paar Monate Lucio Fontana angesagt … Gähn! Sollten dann noch ein paar redselige Besucher fragen, was es denn mit diesem oder jenem Kunstwerk auf sich hat, versteckt sich der gewiefte Museumswärter im Vorführungsraum, in dem durchweg Biographien laufen. Dort kann er für ein paar Augenblicke die Augen schließen und von einem aufregenden Beruf träumen.
Gewiss wird es Wärter geben, die ihren Beruf lieben. Dies sind meist Menschen mit einer sadistischen Ader, die es begeistert, ahnungslose Personen durch die unendlichen Gänge des Museums zu verfolgen. Erst wenn sich ein kunstinteressiertes Pärchen zuflüstert, dass der Museumswärter »schon wieder blöd guckt«, als ob man einen »Magnet im Arsch« habe, macht sich Bestätigung und ein nicht zu unterschätzendes Machtgefühl breit. Er sieht alles, er weiß alles. Er ertappt sie, wenn sie gelangweilt vor einem Gemälde gähnen oder mit einer Skulptur zu sehr auf Tuchfühlung gehen. Im Grunde macht er genau das, was alle Besucher im Museum machen. Nur er wird dafür bezahlt.
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