Schriftsteller haben es nicht leicht. Sie würden gerne all das Zeug in ihren Köpfen zu Papier bringen, doch am Ende fordern Verleger Geschichten rund um Drachen und Bondage.
Du willst jeden Menge Alkohol und Weibergeschichten und am Ende am besten darüber Tagebuch führen? Vielleicht ist der Beruf des Autors genau Dein Ding. Der Wecker klingelt überhaupt nicht, Dein größte Sorge ist die Entsorgung der leeren Weinflaschen und Dein Umfeld hält Dich für unverschämt intellektuell. Ab und zu beglückst Du den kleinen Restbestand der Bücher lesenden Menschen mit derben Zeilen und kauzigen Zoten. Klingt gut, eigentlich zu gut um wahr zu sein.
Die Realität sieht erwartungsgemäß nüchtern aus. Wie bei vielen kreativen Jobs kommt es nicht unbedingt auf Deine Fähigkeiten und Dein Wissen an, sondern wen Du schon mal ordentlich ins Hinterteil gekrochen bist. Ohne Vitamin B keine Karriere. Hände schütteln, zu den richtigen Gelegenheiten und Personen grinsen und immer schön Wetter machen. Klingt nicht unbedingt nach der Freizeitbeschäftigung, der ein zukünftiger Literaturpreisträger nachgehen möchte. Selbst wenn Du einen Verleger finden konntest, bedeutet das noch lange nicht, dass Du Deine wilde Story mit dem mutigen Titel »Du erinnerst mich an die Schluchten von Borneo« veröffentlichen darfst. Somit wäre auch der Traum von der völligen Freiheit dahin, denn der Verleger macht genauso viel Druck wie Dein alter Boss in der Seifenfabrik. Wenn Du nach vielen Versuchen endlich Deine Stimme gefunden hast, wird irgendein Lektor Deine emotionalsten Zeilen mit korrekter Grammatik und spießigem Satzbau ruinieren.
Der größte Abtörner ist aber sicherlich der finanzielle Aspekt. Wer mit dem Gedanken spielt, ein ernsthafter Schriftsteller zu werden, sollte sich mit Zusatzeinnahmen wie das Pfandflaschen sammeln anfreunden. Großartig bezahlt wird der geistige Erguss selten, es sei denn, man hat bereits einen Namen. Zumindest hier in Deutschland werden bevorzugt jene Werke konsumiert, die bereits populär sind. Man setzt lieber auf das sichere Pferd, wie man anhand von Tommy Jaud erkennen kann. Ich persönlich gehe ja davon aus, dass jeder seiner Buchtitel reine Publikumsbeschimpfungen beziehungsweise heimliche Botschaften darstellen – siehe »Vollidiot« oder »Einen Scheiß muss ich«. Der letzte Titel wurde sogar unter einem Pseudonym veröffentlicht, weil ihm möglicherweise das blinde Gehorsam selbst auf die Eier ging.
Als Schriftsteller muss man sich demzufolge auf einen Dauerzustand der Armut einstellen. Es sei denn, man prostituiert sich und schreibt ausschließlich über angesagte Dinge wie kleine Buben, die ihren Weg zum Großmagier meistern. Über Vampire, die keine Snapchat-Filter benötigen. Oder über einschüchternde Millionäre, die gerne naive Mädchen mit Dildos beeindrucken. Kleiner Wermutstropfen: wer sich für diesen Weg als Autor entscheidet, hat wenigstens eine glaubwürdige Entschuldigung für den hohen Alkoholkonsum.
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