Selbstgespräche sollen ja angeblich schlau machen. Leuchtet ja auch ein, da Du nur mit demjenigen diskutierst, der Dich wirklich versteht – mit Dir selbst.
Ein vollkommen normaler Dialog vor dem heimischen Spiegel könnte mit den Worten beginnen: »Du bist toll! Du kannst es einfach! Du geiler Typ, Du!«. Man stelle sich den kleinen Monolog an einer anderen Stelle vor, umzingelt von lauter Leuten. Da würde die Selbstbeweihräucherung relativ schnell zur Farce verkommen und von irgendwelchen Hottentotten viral unter dem Titel »XY hat ein Problem mit der Selbstwahrnehmung « verbreitet werden. Halten wir also direkt fest: Manches sollte man nur sich selbst flüstern. Nicht nur, dass es die Zahl der lauernden Kritiker minimiert, sondern auch die Steigerung des Erfolgs scheint gesichert – denn Selbstgespräche machen schlau und Dich zur coolsten Sau im Raum. Sofern Du alleine bist und die Tür von innen abschließt.
Die Gelegenheiten für Smalltalk mit sich selbst sind mannigfaltig im Alltag gegeben. Unter der Dusche, beim Stoßen an kantigen Möbeln, im Auto, auf dem Fußballplatz und im Internet. Die Herausforderung beim Selbstgespräch ist es, sich dabei nicht erwischen zu lassen. Was einem selbst total normal vorkommt, wirkt auf Dritte schnell geisteskrank. Wer kam noch nie in peinliche Lage, dass man beim Joggen lautstark über die Unfähigkeit seines Chefs lästert und von einem ebenfalls fluchenden Gassigänger ertappt und zudem verstört angestarrt wird. Dabei sind Selbstgespräche eine wunderbare Methode, um Geschehnisse und Erfahrungen zu verarbeiten und zu ordnen. Diese Selbstreflexion fand bei den meisten schon im Kindesalter statt und wurde im Laufe der Jahre durch den Fernseher abgelöst, der für das gewisse Rauschen im Hintergrund sorgt.
Manche reden auch furchtbar gerne mit ihren Haustieren und lesen aus Schwanzwedeln und Schnurren die erwünschten Antworten heraus. Gefährlich wird es nur, wenn man übertreibt. Ein Selbstgespräch sollte nie dermaßen ausarten, dass man zum Beispiel versucht, sich selbst anzurufen. Auch wäre es vermessen, wenn man die Bude gar nicht mehr verlassen würde, da außerhalb so wenig geeignete Gesprächspartner rumlaufen. Zugegeben: bessere Gesprächspartner als Dich selbst gibt es kaum. Niemand versteht Dich besser und es fällt Dir keiner nervig ins Wort.
Nun ist es so, dass die Worte, die Du im Selbstgespräch an Dich selbst richtest, gleichzeitig über ungeahnte Macht verfügen. Wer sich selbst anfeuert, kann durchaus erfolgreicher sein, als wenn es stillschweigend durchgezogen wird. Dank des Aussprechens des Gedanken konditioniert man sich selbst, was natürlich absurd in einer totalen Selbstüberschätzung enden kann. Ein »Ich habe übrigens eine Gehaltserhöhung verdient« verdeutlicht ein leicht schräges Selbstbild. Das funktioniert natürlich auch umgekehrt bei Personen, die sich gerne selbstkritisch selbst in die Pfanne hauen. Die Person, die sich stets hörbar fragt, wieso sie bloß immer die gleichen Fehler machen würde, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit eine wunderbare selbsterfüllende Prophezeiung kreieren – ein Teufelskreis?
»Morgen rauche ich drei Kippen weniger!« – dieser Ausspruch ist öffentlich geäußert wahrscheinlich erfolgreicher, da einen das Umfeld zeitig an das Vorhaben erinnert. Aber auch das bloße Aussprechen kann den Willen bestärken. Ohnehin sollte man sich beim Plausch mit sich selbst nur auf positive Äußerungen konzentrieren. Ehrliche, nicht pauschalisierte Motivationssprüche sind gefragt. Ansonsten könnte sich das negative Gelaber in Deine Hirnrinde reinfressen und das untermauern, was Deine ärgsten Kritiker schon immer ahnten. Die bitterbösen Anfeindungen und Beleidigungen solltest Du lieber aussprechen, wenn Du in Gesellschaft bist – da erreicht es mit ein wenig Glück die richtigen Personen. Zu Dir selbst kannst Du ruhig flauschiglieb sein. Lies nun folgende Worte laut vor: »Du bist toll! Du kannst es einfach! Du geiler Typ, Du!«
Und was sagt uns das? Keine Ahnung, da musst Du Dich selbst fragen.
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