Ratgeber

Wie man alleine in die Kneipe geht, ohne unangenehm aufzufallen

Es ist gar nicht so einfach, alleine in die Kneipe oder vergleichbare Lokalitäten zu gehen, ohne aufzufallen – erst recht nach Corona.

Erinnert sich noch wer an die Zeit vor der Pandemie? Als nicht die wichtigste Frage war, ob man überhaupt genug Abstand findet, sondern wo am meisten los ist? Goldene Tage voller unerwünschter Hangover und leerer Geldbeutel, mit einer Prise Social Awkwardness. Letzteres ist aber in den vergangenen zwei Jahren gar nicht verkümmert, sondern konnte aufgrund der Beschränkungen ordentlich florieren.

Nehmen wir meine Person als Beispiel. Vor der Pandemie bereits komplett von der schnellen und lauten Umwelt verunsichert, fand ich trotz allem einen gewissen Halt an den Tresen meiner liebsten Lokalitäten. Vielleicht lag es am flüssigen Beruhigungsmittel, vielleicht aber auch an den überzeugenden Verkaufsargumenten der Bedienungen. »Willst bestimmt noch eins, wa?« – schwuppdiwupp war ein neues Bier vor meiner Nase. Gegenwehr zwecklos, aber wer mag schon penetrante Spaßbremsen.

Einfach offline bleiben und lächeln

Ob bereits von einem »Nach der Pandemie« die Rede sein kann, lasse ich an dieser Stelle offen. Fest steht jedoch, dass die Kneipen, Lokale, Restaurants, Bars oder whatever wieder zum Socialising bzw. Betrinken einladen. Doch wie soll sich ein verhaltensauffälliger Typ wie ich, der vorher schon arg seltsam Gespräche führte (»Hey, wusstet ihr, dass ein Tatort eine Mindestlänge von 88 Minuten haben muss???«) aktuell ins Getümmel einbringen, ohne direkt unangenehm aufzufallen?

Diverse Ratgeber haben für den Fall des Alleine-Ausgehens mehr oder weniger praktische Tipps parat. Einer leuchtet ein: das Handy einfach mal in der Tasche lassen. Wozu das Haus verlassen, wenn man eh nur die absurden Gespräche in den WhatsApp-Gruppen lesen wird? Der zweite Tipp wirkt auf mich aber arg unrealistisch: einfach (oder mehr) lächeln. Man stelle sich bitte meine Griesgram-Visage vor, wie ich mich einsam am Tresenbier klammere und wie von allen guten Geistern verlassen durch die Gegend grinse. Wenn da niemand die Polizei ruft, dann weiß ich auch nicht.

Wir sitzen alle im gleichen Boot

Noch ein Tipp? Kein Thema. Smalltalk führen! Jede/r, der bereits den einen oder anderen Text dieses Blog gelesen hat, könnte mitbekommen haben, wie miserabel ich diese Disziplin meister. Dabei mag ich oberflächliche Gespräche, in denen nicht direkt meine Finanzen und meine Liebschaften abgefragt werden. Immer schön über das Wetter reden, Hauptsache ich habe die Gelegenheit, mich mit einer ironischen Bemerkung oder Sarkasmus aus dem Gespräch zu winden.

Wie dem auch sei, es ist auch jetzt nicht unmöglich, sich unter die Leute zu wagen. Eine Sache steht fest: den anderen Personen geht es garantiert ähnlich, denn auch sie haben aller Wahrscheinlichkeit die wildesten Marotten in ihrem Sozialentzug gelernt. Lerne sie kennen, zelebriere sie! Und falls jemand mich persönlich an einem Tresen des Vertrauens entdeckt: bitte nicht manisch lächeln. Ich könnte die Polizei rufen.

Oliver Peters

Notorischer Schwarzmaler und Weltmeister im »Böse gucken«. Geboren am Niederrhein, verdorben durch den Rest der Welt. Mag Pandas, verabscheut Pendeln. Kontakt: Facebook, Twitter oder Email.

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Oliver Peters

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