Freizeit

Sommerhits, die wir alle hassen

Kein Sommer ohne Sommerhits. Insbesondere die wärmste Jahreszeit verleitet die Unterhaltungsbranche dazu, dämlichste Stücke auf uns zu hetzen – woof!

Der Sommer bietet eigentlich genug Gründe, diese Jahreszeit in Grund und Boden zu hassen. Angefangen von den unerträglichen Temperaturen bis zu den Überschuss an nackter Haut, die schwabbelnd und miefend an einem vorbei geschleppt wird. Doch gibt es da noch das alljährliche Ohrmuscheldesaster namens »Sommerhit«, welches einem zu jeder unpassenden Gelegenheit vorgedudelt wird. Sei es im Aufzug, in der Warteschlange oder im Stau – ein Song pro Jahr schafft es, sich in Sachen Eintönigkeit und Idiotie über alle anderen hinwegzusetzen. Die meinungsmachenden Medien verpassen diesem Titel den passenden Stempel, damit auch jeder weiß, was er beim Eisschlecken für einen Soundtrack hören sollte. Solch ein Sommerhit markiert möglicherweise den Startschuss für den nahenden Urlaub und setzt dabei nicht unerhebliche Mengen an Endorphinen frei. Vielleicht ist das der Grund, warum wir wie von Sinnen spontan Macarena tanzen wollen. Oder die Sonne macht uns balla-balla. Wie dem auch sei, hier sind zehn einschlägige Sommerhits, die viele abgrundtief hassen. Zumindest diejenigen, die noch Monate auf ihren Urlaub warten müssen.

Die 10 schlimmsten Sommerhits aller Zeiten

Los del Rio – Macarena

Bereits der erste Titel garantiert Sehnsucht nach einem baldigen Wintereinbruch. Zwei ältere Herren aus Villarriba bzw. Villabajo setzten sich mit diesem unverständlichen Tanz wochenlang an die Spitze der Charts. Der Song wurde Mitte der 90er so populär, dass er dazu verwendet wurde, grobmotorische Kinder zu motivieren. 2016 sieht man die Folgen dieses aufgezwungenen Modetanzes. Die Leute starren verschämt auf ihre Bildschirme und gucken lieber anderen beim Blamieren zu – zum Beispiel bei »Let’s Dance«.

Fool’s Garden – Lemon Tree

Warum dieser Song es jemals an die Spitze der Top-Ten schaffte, wird ein Rätsel bleiben. Ein recht untypischer Sommerhit für die 90er, da hier weder Holländer oder austauschbare Rap-Parts eingesetzt wurden. Der Sänger der Band, Peter Freudenthaler, gab in einem Interview an, dass er den Text innerhalb von 20 Minuten geschrieben hat – während er auf seine Freundin wartete. Wäre sie mal Zigaretten holen gegangen und nie wieder gekommen.

Baha Men – Who Let The Dogs Out

Wow. Dieser Machwerk ist in einigen Listen sogar als »Schlechtester Song aller Zeiten« (u. a. Rolling Stone Magazin) vertreten und somit auch unverzichtbar für Miesepeters. Ein Song, der herausfordert. Während die meisten Leute diesen Titel hoffentlich nur ironisch gebrauchen, erfreut er sich bei mancher zugedröhnter Masse als Anheizer. Aber was will man von Leuten erwarten, die aus Eimern trinken. Veröffentlicht wurde der Song im Jahr 2000. Heutzutage würde der nicht mehr funktionieren, da Katzen über das Internet die Welt erobert haben.

LFO – Summer Girls

Dieser vermeintliche Sommerhit ist zum Glück so unbekannt, dass ich nur einen 30 Sekunden Clip fand. Reicht!

Kid Rock – All Summer Long

Warren Zevon und Lynyrd Skynyrd stehen Pate für die sommerliche Katastrophe dieses Rock-Rappers, der mal mit Pamela Anderson verheiratet war. Der Song beschreibt das gern zitierte amerikanische Sommergefühl: Sex, Drugs and Rock’n’Roll … dabei wissen wir alles, dass es Trump, Guns and KFC heißen müsste. Der Song stellt unweigerlich unter Beweis, dass man große Musiker nicht covern sollte. Wahrscheinlich sind die Ähnlichkeiten zu den beiden Song-Vorbildern so groß, dass die sommerlich angesoffene Meute den Unterschied kaum bemerkt.

Katrina & The Waves – Walking On Sunshine

Warum habe ich diesen Song im Ohr, wenn ich mir vorstelle, wie nerdige Mädchen mal einen drauf machen wollen? Dieser unerträgliche HAPPYHAPPYHAPPY Song genießt einen unvergleichbaren Ruf, sodass er in zahlreichen Filmen und Serien bis zum Abwinken herunter genudelt wurde. Zum Beispiel in dem Familienfilm »American Psycho« und »Futurama«. Frontfrau Katrina Leskanich kann übrigens nicht auf Sonnenschein laufen, alles nur Fake.

Loona – Bailando

Okay, hier sind sie endlich – die Holländer. Die haben in der Dekade des Eurodance so viele Zumutungen in die deutschen Charts geschleust, dass ich damit locker diese Liste füllen könnte. Da es zu diesem Song gar nicht so viel mehr zu sagen gibt, möchte ich an dieser Stelle berichten, dass ich nahezu alle frühen Tanzschritte von DJ Bobo perfekt mittanzen kann – obwohl er nicht einmal aus Holland stammt.

Crazy Town – Butterfly

Versetzen wir uns in das Jahr 2000 zurück, als die Plattenbosse versuchten, neben Hip Hop das Genre »Nu-Metal« populär zu machen. Dazu behalfen sie sich mit bunt tätowierten und durchgestochenen Emo-Boys, die man heutzutage höchstens in der Nähe eines Bahnhofsklos antreffen würde. Tattoos und Piercings waren noch nicht so verbreitet, als das One-Hit-Wonder Crazy Town den Dorfdisco-Hit Butterfly veröffentlichte; drum war es nahezu Pflicht, in diesem Sommer all die frischen Löcher und Stempel zur Schau zu stellen. 16 Jahre später erinnern sich lauter noch jung gebliebene Mütter an ihre erste Komasaufen-Parties, zumindest teilweise.

Brian Hyland – Itsy Bitsy Teenie Weenie Yellow Polka Dot Bikini

Das Schlimmste an diesem Stück ist definitiv die Gefahr eines Ohrwurms. Die geistreichen Lyrics brennen sich schlimmer ins Hirn ein als jeder Sonnenstich. Da die deutsche Unterhaltungsbranche schon immer einen Hang zum Sadismus hatte, nahm die Gruppierung Club Honolulu mit »Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu-Strandbikini« (man beachte die feinen Unterschiede) eine ebenso widerliche eingedeutschte Fassung auf. Da wünscht man sich ja fast einen Burkini!

Snow – Informer


A leaky bum-bum there! And farmer, you know your son he looky like a whale! But me born and raised in Ithaca! I lick your bum-bum now! Niemand verstand auch nur ein Wort, was der kanadische Knast-Rapper Snow im Sommer 1993 von sich gab. Bis auf Jim Carrey.

Oliver Peters

Notorischer Schwarzmaler und Weltmeister im »Böse gucken«. Geboren am Niederrhein, verdorben durch den Rest der Welt. Mag Pandas, verabscheut Pendeln. Kontakt: Facebook, Twitter oder Email.

Kommentare anzeigen

  • Ich kann grad einfach nicht mehr aufhören zu lachen. Informer! Da wurden ja wirklich die geilsten Hits ever aufgelistet. Hab mir direkt alles wieder aufs Phone geloaded, das wird jetzt alles gepumpt. Loona!
    Das macht den verdammten Scheiss-Sommer doch gleich 10x erträglicher.

  • Mist. Da kann mich so gar nicht dran erinnern. Das mag jetzt daran liegen, dass ich eh ziemlich abseits der Zivilisation in der Wallachei wohne, oder vielleicht auch daran, dass man im Sauerland den Sommer daran erkennt, daß der Regen warm ist und die Eisdiele große Regenschirme aufstellt - oder ich werde einfach alt.

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Veröffentlicht von
Oliver Peters
Schlagwörter: MusikSommerTop 10

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