Arbeit

Stress auf der Arbeit? Da geht noch was!

Alle machen Yoga, doch der König unter den schuftenden Angestellten sucht sein Heil in Stress. Sei kein Hängematten-Tester, sondern werde Bombenentschärfer.

Die Welt, in der wir leben, ist eine flotte. Um nicht zu sagen eine sehr, sehr Zügige. Okay, sie rast – und zwar mit einer irren Geschwindigkeit. Das gilt vor allem für den Bereich der Arbeit und unserer Karrieren (kann übrigens auch abwärts rasen). Wir haben alles besser, schneller und perfekter zu erledigen. Keiner wagt es auch nur ansatzweise über Burnout zu klagen, denn dann geht die nächste Beförderung an den Kollegen, der genug Kröten für Aufputschmittel hat. Aber ehrlich Leute, solange ihr nicht diese lustige, weiße Jacke mit den überlangen Ärmeln tragt, geht da doch noch mehr! Hier also ein paar hilfreiche Tipps und Berufe, die einen endgültig in den Wahnsinn treiben.

Arbeitsstress um 6.00 Uhr früh

Arbeitet in einer großen Firma, optimalerweise als allerkleinstes Rädchen im Getriebe. Um auch nur halbwegs die nächste Sprosse der Karriereleiter zu erklimmen (Kaffee kochen für die Abteilung), steht ihr nachts um vier Uhr auf, um noch vor allen anderen da zu sein. Ihr seid  als Erster im Büro, wenn plötzlich ein wildes Geheul los geht. Fuck! Die Alarmanlage! Wie war noch mal der Code? Wo ist das Ding überhaupt? Wieso habe ich eine Hose auf dem Kopf?
Das polizeiliche Großaufgebot könnt ihr nur mit Mühe erkennen, da ihr noch die Augen voller Schlaf habt. So ein Einsatz kostet übrigens. Aber das seht ihr ja dann genau auf der nächsten Lohnabrechnung.

Persönliche Assistenz des Stress Chefs

Ihr seid die rechte Hand des Chefs, und auch die linke, und sein Bein, und sein Hirn, und und und…
Was immer so hochtrabend als Berufsbezeichnung klingt, ist in Wirklichkeit der neunte Kreis der Hölle. Euer Chef verlangt Unmögliches an Organisation und das meist sogar für sein Privatleben. Die keifende Ehefrau wurde dann ob der vielen Überstunden (auf der anderen Assistenz der Geschäftsleitung) misstrauisch und euer Auftrag ist es, die Wogen zu glätten. Und zwar gestern. Ihr telefoniert wie die Irren in der Welt herum, um der Gattin als Liebesbeweis ein Großgemälde ihrer selbst nebst Angetrautem zu organisieren, aber ihr habt ja auch noch eure eigentliche Arbeit. Nach dem nächsten Wochenende reicht euch der beste Chef der Welt die Rechnung seines Scheidungsanwalts. Irgendwie habt ihr die Fotovorlage verwechselt, aber die rosa Partner-Tütüs eures Brötchengebers und seiner Sekretärin sehen wirklich total niedlich aus.

Lass alles raus – lass alles an!

Ich weiß nicht warum, aber ihr arbeitet in einer Brauerei. Schichtdienst. Schlaf und Erholung werden sowieso vollkommen überbewertet. Diesmal seid ihr nicht der Erste der kommt, sondern der Letzte, der geht. Den ganzen Tag schon überforderten euch die blinkenden Knöpflein und die vielen Rädchen. Zu Beginn eurer Tätigkeit erklärte man euch, so eure vage Erinnerung, dass es immens wichtig war, immer auf den Druck in den Kesseln zu achten. Aber es ist echt spät, ihr habt schon wieder eure Lieblingsserie verpasst und eventuell ein wenig zu oft verkostet. Yolo, denkt ihr euch, macht den Lichtschalter aus und fahrt singend nach Hause. Eigentlich wolltet ihr noch die Nachrichten schauen, aber ihr fallt einfach nur ins Bett. Ansonsten hättet ihr auch mitbekommen, dass es bei irgend so einer Brauerei einen Großeinsatz der Feuerwehr gab.
Ist aber halb so wild, denn diesen Einsatz werdet ihr monetär in Form von Abzug auf dem Lohnzettel und lebenslanger Arbeit umsonst wiederfinden.

Ihr seht wie einfach es ist, mit wenigen Schritten den persönlichen Stress ins Unendliche zu maximieren. Wer das jetzt nicht so geil findet, dem empfehle ich bei der Berufswahl konkret nach Hängematten-Tester oder Schildkröten-Wärter zu suchen. Und nun entschuldigt. Ich muss ein wenig herum telefonieren, sobald ich mich durch die 10.000 Badeenten mit unserem Firmenlogo gekämpft habe. Mit meiner Lohnabrechnung stimmt etwas nicht.

Photo: Stress by Franklin Ramos, CC 2.0

Nadine Goutrié

Eigentlich hat sie Geschichte und Kunstgeschichte studiert. Schnell fand sie aber heraus, dass ihre Umgebung statt Gemälde zu betrachten deutlich interessanter ist. Leider gefällt ihr oft nicht alles was sie da sieht, aber hey! Sarkasmus ist eine wunderschöne Sprache. Sie beobachtet euch und dann verwickelt sie euch in ein harmloses Gespräch. Kurze Zeit später findet ihr euch eventuell hier wieder. Glaubt ihr nicht, wenn sie sagt, dass sie euch mit ihren Texten reich und berühmt mache!

Share
Veröffentlicht von
Nadine Goutrié
Schlagwörter: BüroKarriereStress

Recent Posts

Fragen, die man beim Deeptalk nicht stellen sollte

Spoiler vorab. Die Frage »Und sonst so?« zählt nicht als typische Frage für Deeptalk. Doch…

9 Monaten her

Wie man den Valentinstag (als Single) überlebt

Es gibt unendliche viele Gründe, den Valentinstag zu hassen. Nicht nur für Singles ist der…

9 Monaten her

Lachen statt Schwanzvergleich

Als Mann muss ich an dieser Stelle gestehen: Ja, auch ich fühlte mich bereits unter…

10 Monaten her

Wie man das fünfte Rad am Wagen ist, ohne zu nerven

Das letzte Wochenende war mal wieder fantastisch! Kaum ein Auge zugemacht, die ganze Nacht durchgetanzt,…

10 Monaten her

Wie geht man Kollegen um, die einem zu nahe kommen?

Jeder kennt diese eine Person unter den Kollegen, die einem beim Sprechen immer viel zu…

10 Monaten her

»Ich kann keine Nachrichten mehr schauen, ohne zu verzweifeln«

Es gibt diese süße Radio-Station, dessen Name mir gerade entfallen ist. Der Name spielt keine…

10 Monaten her