Gesundheit

Total Banane – Wenn Obst überfordert

Gib es zu: Du hast keine Ahnung, wie man Granatäpfel isst. In Sachen Obst sind wir ahnungsloser, als wir zugeben möchten – und nutzen Google zur Zubereitung

Die Zahlen sprechen für sich. 74 Prozent der deutschen Bevölkerung haben keine Ahnung, wie man eine Papaya essen soll. Noch alarmierender ist nur, dass 50 Prozent davon nicht einmal wissen, wie man Papaya schreibt. Ohnehin ist mit uns Deutschen nicht gut Kirschen essen, denn wir sind totale Obstmuffel. Wenn überhaupt, wird Obst allerhöchstens in Form eines saftigen Smoothies konsumiert, der dank unzähliger Zusätze extrem unnatürlich schmeckt. So wird aus einem superlangweiligen Apfel ein ziemlich hipper und angesagter Club-Mate-Apfel-Meersalz-Smoothie mit einem Schuss Gin. Gesundheitliche Aspekte spielen dabei kaum noch eine Rolle.

Dumm wie Bananenbrot

Falls man jedoch doch in die Misere gerät, dass man so eine Frucht aus Anstand oder ähnlich druckerzeugenden Situationen zu sich nehmen muss, bricht häufig Panik aus. Muttis Großzügigkeit oder das übertrieben gesunde Buffet stellt einen vor die Herausforderung, so exotisches Obst wie eine Drachenfrucht verzehren zu müssem. Sollte man bereits an Bananen scheitern und sich über die haarigen Kartoffeln (Kiwis) beschweren, lässt man besser die Finger davon. Zum Glück hilft unsere liebste Suchmaschine bei so manchem fruchtigen Dilemma aus der Patsche und liefert dementsprechende Anleitungen, wie man beispielsweise so eine Papaia … Pappeier … oder so ähnlich … essen kann.

Wir Fruchtzwerge von Miesepeters möchten weiterführende Informationen für alle Ahnungslosen beisteuern. Von der Mango bis zur Sternfrucht – keine noch so komplizierte Frucht wird hier ausgelassen. Wer jedoch bereits jetzt länger als 30 Sekunden an einer Banane herumfummelt, sollte bei Smoothies bleiben.

Hilfe! Wie esse ich eine Mango?

Die schlechte Nachricht zuerst: es gibt mehr als 1.000 Mangosorten. Kleiner Trost: im Supermarkt wirst du meist nur einer Sorte begegnen, der vorgereiften Mango. Die Obstdealer haben die Faulheit und Ungeduld des Deutschen erkannt und bringen deshalb nur außerordentlich vorgereiftes Obst auf den Markt, damit man nicht bis Weihnachten warten muss. Um zu testen, ob die Mango auch tatsächlich bereit zum Verzehr ist, kann man feste mit dem Daumen reindrücken. Stößt man dabei auf den Kern, ist die Mango überreif und für andere Kunden ungenießbar. Am besten entfernst du dich unauffällig zum nächsten Exemplar, um dort den Daumentest zu machen. Gibt diese nur geringfügig nach und ist sogar mit lauter schwarzen Punkten versehen, kannst du diese in den Warenkorb legen. Bravo! Du hast deine erste Mango gekauft, die nicht abgefüllt in einem Glas verscherbelt wurde.

Nun zum Essen: die Schale einer Mango schmeckt nicht so genial. Es besteht sogar die Gefahr einer Mango-Dermatitis, wenn man zu faul zum Schälen ist. Auch der Kern sollte nicht mitgegessen werden, da er bei der Verdauung extrem hinderlich sein kann. Am besten, man schneidet mit einem scharfen Messer oder einer Machete (so machen das die Profis) das Fruchtfleisch rund um den Kern herum ab, ohne sich dabei den Arm abzuhacken. Wer gerade keine Machete zur Hand oder schlicht und einfach keine Eier hat, kann auf sogenannte Mango-Schneider zurückgreifen.

OMG! Wie esse ich eine Papaya?

Die Papaya ist eine wahre Vitamin-C-Bombe und kann ein Gewicht von bis zu sechs Kilogramm erreichen. Hier im deutschen Handel erhält man nur die amateurhaften Exemplare, während zum Beispiel die mexikanische Papaya in ausgeschabter Form vielseitig als Wohnblock oder Yacht eingesetzt werden kann. Wir sollten uns davon nicht abschrecken lassen, denn auch kleinere Varianten sind nicht zu verachten. Wie auch bei den Mangos testen wir die Beschaffenheit, indem wir ständig auf der Frucht herumdrücken. Kaufe einfach eine, die kaum Schimmel aufweist und nicht bereits tropft.

Für Typen, die Kiwis für Kartoffeln halten, könnte eine Papaya eine Nummer zu haarig zu sein. Denn dieses Obst sollte man tatsächlich wie eine Kiwi direkt aus der Schale löffeln. Dazu schneiden wir die Papaya der Länge nach auf und erfreuen uns an den dreißig Millionen schwarzen Kernen, die uns die Küche versauen. Diese solltest du mit einem Löffel vorsichtig fluchend raushebeln. Vorsicht: nicht Kerne mit Fruchtfleisch verwechseln. Die ausgelöffelte Schale kannst du als Stiftablage oder Gebissreinigerschale verwenden. Fun fact: Wusstest du, dass man zu einer Papaya auch tanzen kann?

WTF? Wie esse ich einen Granatapfel?

Kaum ein Obst eignet sich so gut für ein ordentliches Blutbad wie ein Granatapfel. Egal, wie man sich an das apfelförmige Ding, die manche als »Frucht der Götter« bezeichnen, heranwagt – es wird blutig enden. Auch mir persönlich ist es widerfahren, als ich aus reiner Neugier einen Granatapfel kaufte. Daheim angekommen, näherte ich mich dem Ding mit einem Löffel und sah wenige Minuten später wie das erste Opfer im einem Slasher-Movie aus. Im Netz kursieren dutzende Anleitungen, wie man möglichst ohne blutrote Saftspritzer an die heiß begehrten süßlich-sauren Kerne gelangt. Dieses weiße Zeug drum herum enthält viele Bitterstoffe, von daher sollten man das zuvor loswerden.

Manche Klugscheißer wollen sich nicht die Hände schmutzig machen und schlagen vor, den Inhalt einfach zu trinken, indem man eine Citruspresse verwendet. Das ist nur etwas für Waschlappen der Generation Smoothie und demzufolge nicht zu empfehlen. Andere rollen die Frucht kräftig über eine harte Oberfläche, damit sich die Kerne innen lösen. Beim Aufschneiden kann man diese leicht mit einem Löffel entfernen, was auch nicht wirklich spannend ist. Viel interessanter ist hingegen die Zombie-Methode, bei der man die Frucht einfach aufschneidet und anschließend gnadenlos in eine Hälfte hineinbeißt. Spart Make-up für den nächsten Zombiewalk oder Halloween!

LOL! Wie esse ich eine Pomelo?

Du wärst keine Ausnahme, wenn du versehentlich eine Pomelo kaufst, weil du ursprünglich eine Grapefruit wolltest. Nun hast du den etwas größeren Vertreter dieser Citrusfrucht-Gang daheim und hast keine Ahnung, wie das Ding zu schälen ist. Ein hilfreicher Hinweis ist, dass die Schale einer Pomelo deutlich dicker als die einer Mandarine ist, aber dafür weicher als die einer Kokosnuss. Die Pomelo-Frucht entstand durch eine mehrfache Kreuzung von Mandarinen und Pampelmusen – sozusagen ein Citrusmutant. Derzeit laufen Versuche, Pampelmusen mit Lychees und Marshmallows zu kreuzen, um daraus eine weniger stinkende Variante der berüchtigten Durian-Frucht zu kreieren.

Solltest du Erfahrungen mit Orangen haben, könnte eine Pomelo unter Umständen etwas für dich sein. Diese lässt sich nahezu gleich schälen wie die bekanntesten Zitrusfrüchte, die am besten mit Wodka schmecken. Wie bereits beschrieben ist die Schale nur geringfügig dicker, aber das dürfte mit einem effektiven Schneidegerät kein Problem darstellen. Wie bei vielen der unter anderem hier genannten Obstsorten vergeht einem meist der Appetit bereits aufgrund der anstrengenden Zubereitung. Für so einen Fall einfach ein Tetrapack O-Saft bereitstellen.

Was zum …? Wie esse ich eine Sternfrucht?

Die Sternfrucht trägt ihren Namen aufgrund ihrer Form und ist der direkte Nachfolger der Viereck- und der Tandemfrucht. Bei Kennern ist sie auch als Karambole oder Karambola bekannt. Verzweifelte Obstverweigerer schimpfen sie hingegen lieber Karambolage. Besonders Personen mit chronischem Nierenversagen sollten die Finger von diesem Obst lassen, da sie giftig wirken kann. Für alle Todesmutigen empfiehlt sich ein Genuss ohne viel Aufwand und Tamtam. Du brauchst sie weder schälen noch irgendwie bescheuert zurecht schneiden, damit du endlich satt werden kannst. Somit ist die Sternfrucht vielleicht ein exotischer Vertreter, aber dafür wunderbar leicht in der Handhabe. Im Grunde genommen ist SO easy zu verarbeiten, dass sie geradezu langweilig wirkt. Am besten, du widmest dich als neu bekennender Obst-Experte erst gar nicht dieser öden Gähn-Frucht, die einschläfernder als jede Folge von »Deutschlands schönste Bahnstrecken« wirkt. Und nun Machete raus und viel Spaß mit deinem nächsten Obst-Salat – samt Blut-Dressing.

Oliver Peters

Notorischer Schwarzmaler und Weltmeister im »Böse gucken«. Geboren am Niederrhein, verdorben durch den Rest der Welt. Mag Pandas, verabscheut Pendeln. Kontakt: Facebook, Twitter oder Email.

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Veröffentlicht von
Oliver Peters
Schlagwörter: Essen

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