Arbeit

Verrate niemanden, was Du beruflich machst

Wenn kreative Arbeit nicht wertvoll genug scheint

Manchmal ist es besser, seinen Beruf zu verschweigen. Sonst besteht die Gefahr, dass man ständig aushelfen muss und somit auch nie Feierabend hat.

Man trifft sich. Typische Frage für den Einstieg ins Gespräch: »Was macht der Job?« Gut, dass Du fragst. Ich für meinen Teil bin beruflich auf kreativen Wegen. Schreibe hier und da ein paar Zeilen, designe einen Batzen Webseiten und lasse mir immer wieder neue Ausreden einfallen, warum ich fünf Minuten zu spät bin. Großer Fehler! Nicht nur in Hinsicht auf meine Karriere, sondern auch für den weiteren Verlauf des zwanglosen Gesprächs. Die nächsten Fragen MÜSSEN lauten: »Du bist also kreativ? Soso! Kannst Du ein Logo für meine Band basteln?«

Innerlich schreie ich »NEEEEEEEEEEEEEIN!!!!!« und es macht sich der Wunsch breit, direkt vor die Straßenbahn zu springen. Doch weil ich so ein umgänglicher Kerl bin, sage ich brav und artig »Na klar. Aber nur, wenn Du mich reich machst«. Eigentlich hatte ich mit dem Ende der Unterhaltung gerechnet. Man grinst obercool drein, weil man die Pointe seines Lebens rausgehauen hat und geht wieder an seinen Schreibtisch. Pustekuchen. »Sind 50 Euro okay?«

Vitamin B macht es möglich

Natürlich bastel ich dem ein Logo. Seine Band heißt »Die Maximale Banane« und er macht Retro-Pop mit Samples aus diversen 80er Serien wie A-Team und Hart aber Herzlich. Aber so werde ich nie reich. Besonders kreative Leute wie ich haben es schwer, anderen Menschen den Wert meiner Arbeit zu vermitteln. Nur weil ich nicht wuchernde Preise für die Erstellung eines Kontaktformulars verlange, bedeutet das nicht, dass ich direkt für lau schufte. Ähnliche Probleme haben Ärzte bzw. sämtliche Fachärzte. Zum Beispiel werden Zahnärzte mal eben nebenbei beim Cocktailschlürfen oder in der Sauna gelöchert, was man gegen Zahnfleischbluten tun kann. Oder Rechtsanwälte. Man begegnet sich in einer Warteschlange und erwartet dank Vitamin B ein paar Rechtstipps, weil sich Unsicherheit bezüglich der geplanten Scheidung breit macht.

Kopfarbeit wertlos?

Je mehr ich darüber nachdenke, desto länger wird die Liste. Fotografen sollen Dich nackt ablichten, Friseure das Halloween-Kostüm perfektionieren und Polizisten die übertrieben laute Party der Nachbarn beenden. Es scheint so, als sollte man tatsächlich verschweigen, was man beruflich macht. Die Folgen sind sonst zeit- und energieraubend. Ich frage mich, ob Arbeit, die etwas Materielles erzeugt bzw. produziert, eindeutiger im Wert bemessen wird. Wenn ich zum Beispiel ein Auto zusammenschraube oder einen Stuhl zimmere. Aber wenn es aus meinen eigenen grauen Zellen entspringt? Vielleicht nicht für jedermann so einfach einzuschätzen. Jedenfalls bekommt »Die Maximale Banane« das (für das Budget) passende Logo:

Oliver Peters

Notorischer Schwarzmaler und Weltmeister im »Böse gucken«. Geboren am Niederrhein, verdorben durch den Rest der Welt. Mag Pandas, verabscheut Pendeln. Kontakt: Facebook, Twitter oder Email.

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Oliver Peters
Schlagwörter: berufeGeldWertschätzung

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