Was würde Joseph Beuys tun? Bei den bewegenden Fragen unserer Gegenwart kann man zu ungewöhnlichen Mitteln greifen. Zum Beispiel sein Knie interviewen.
Gestern fiel mir nach langer Zeit ein Beuys-Zitat ein, welches da lautet: »Ich denke sowieso mit dem Knie«. Schon bei früheren Texten (»Briefe an Beuys«) beschäftigte ich mich mit dem Fettwannen-Künstler, der selbst heute noch Fragen wie »Ist das Kunst, oder kann das weg?« provoziert. Um seine Kunst soll es an dieser Stelle gar nicht gehen, sondern eher um die allgemeine Bewältigung des Alltags, beziehungsweise wie Beuys einen typischen Wochentag im Jahr 2015 gemeistert hätte. Social Media, Islamischer Staat, Justin Bieber, Gen-Mais, Xavier Naidoo, Amazon, Star Wars, AfD, Holi Festival of Colours, Flüchtlinge, Anonymous, Wellness, Griechenland, iPhone, NSU, Hipster, NSA, und Katzenvideos. Kann Fett das schaffen?
Diesen genannten Themen (und einigen weiteren) fühle ich mich manchmal sprachlos ausgeliefert. Natürlich äußere ich mich möglichst clever und überlegt, falls ich dazu aufgefordert werde. Ab und zu fällt die Antwort so aus, als ob mein Knie gesprochen hätte. Bei dieser Flut an mehr oder weniger kontroversen Themen scheint es eine Pflicht geworden zu sein, sich dementsprechend zu beteiligen. Sei es am Tresen, in der Kantine oder in irgendeiner Facebook-Chronik. Bloß nicht blamieren! Immer auf den Punkt! Genau in solchen Momenten habe ich mir angewöhnt, kurz innezuhalten und mich selbst zu fragen: Was würde Beuys nun tun? Womöglich hätte er bei dem Thema »Griechenland« eine Wanne mit Feta gefüllt.
Natürlich dient Beuys hier nur als Platzhalter. Ich könnte stattdessen auch andere interessante Persönlichkeiten in mein Gedankenspiel einbauen. Was würde Christoph Schlingensief nun sagen? Hätte Henryk M. Broder darauf eine schlagfertige Antwort? Ob Thea Dorn weiter wüsste? Wie würde Helge Schneider nun reagieren? Sibylle Berg, hättest Du eine Erklärung? Würde Udo Kier nun weinend den Raum verlassen? Die persönlichen Helden kann ja jeder beliebig wählen, wobei die Ausgangsfrage gleich bleibt.
Die genannten Persönlichkeiten sollen an dieser Stelle nur als Beispiel dienen. Wobei mich die dazugehörigen Antworten auf eine alltägliche Frage wie »Ey, wie geil ist mein Salat!! Soll ich den bei Facebook hochladen?« doch arg interessieren würden. Es müssen ja nicht immer die schwierigen Themen sein, die uns zur Verzweiflung bringen. Im Gegenteil: Ich denke, dass eher die kleinen gemeinen Fragen des Alltags an unserem Nervenkostüm rütteln.
Was würde der und der tun – dieser Gedanke hilft mir meist, dem Irrsinn dieser Welt gelassener zu begegnen. Sollte ich mein Profilbild bei Whatsapp ändern? Soll ich sie anrufen? Kann es sein, dass mein Job mich unterfordert? Brauche ich unbedingt diese Schuhe? Ist es Zeit, die Bude auszumisten? Habe ich bereits genug Sushi gegessen? Sollte ich mich empören? Noch ein Bier? Was würde Beuys tun? Nicht nur mein Knie weiß die Antwort.
Spoiler vorab. Die Frage »Und sonst so?« zählt nicht als typische Frage für Deeptalk. Doch…
Es gibt unendliche viele Gründe, den Valentinstag zu hassen. Nicht nur für Singles ist der…
Als Mann muss ich an dieser Stelle gestehen: Ja, auch ich fühlte mich bereits unter…
Das letzte Wochenende war mal wieder fantastisch! Kaum ein Auge zugemacht, die ganze Nacht durchgetanzt,…
Jeder kennt diese eine Person unter den Kollegen, die einem beim Sprechen immer viel zu…
Es gibt diese süße Radio-Station, dessen Name mir gerade entfallen ist. Der Name spielt keine…