Freizeit

Wie ein gekritzelter Flamingo die Welt zerstörte

Vielleicht ist nicht jedem geläufig, dass uns eines Tages die Maschinen auslöschen werden. Dabei klingt es doch logisch, oder? Künstliche Intelligenz, kennt man aus jedem zweiten Sci-Fi-Film. Was aber noch viel weniger Leute wissen: Um unser Ableben zu beschleunigen, müsst ihr perfekte Flamingos zeichnen.

Hand aufs Herz: wir machen einen auf Leo und Kate. Posieren albern auf dem Deck der Titanic herum, obwohl wir ganz genau wissen, dass wir theatralisch absaufen werden. Voll gespoilert zappen wir zehn Minuten durch alle Nachrichtensender zappen, bis der letzte Optimist seinen Hut an den Nagel hängt. Und sich selbst direkt daneben. Klimawandel! Supervirus! Bruce Willis verpatzt die Sprengung des Asteroiden! Jedenfalls scheint das Ende der Erde gewiss und rückt immer näher, doch wir sind mit dem Feiern noch lange nicht durch. Fünf vor Zwölf, aber wir lassen noch einmal die Sektkorken knallen.

Sie kennen dein Passwort (Haustiername123) und deinen Warenkorb

In Sachen Weltende ließ ich einen der üblichen Verdächtigen außer vor: die künstliche Intelligenz. Trotz »Terminator«, »HAL« und Co. schleppen wir unser schlimmstes Unglück unmittelbar in Form von technischen Gadgets mit uns herum, sprich Laptops oder Smartphones. Auch bekannt als AI (Artifical Intelligence), die mir auf Basis irgendwelcher Algorithmen erst alle Termine runter rattert und mir anschließend mit unterkühlter Stimme zu verstehen gibt, dass sie mich im Anschluss aufgrund von Ineffizienz terminiert. All unseren bösen Maschine werden wissen, was wir vor 18 Monaten kurz vor dem Schlafengehen im Internet gesucht haben und vor allem haben sie bereits jetzt schon alles in den Warenkorb gelegt, was wir für die kommende Apokalypse bei Amazon shoppen werden. 

Skizzen- und Kanononenfutter für die künstliche Intelligenz

Falls es euch nicht schnell genug geht oder für den Fall, dass ihr auf eine grässliche Feier eingeladen seid, hat die große Suchmaschine mit dem G eine Lösung. Google betreibt die Seite »Quick, Draw!« auf der die hauseigene AI auf die Probe gestellt werden kann. Besucher skizzieren online via Maus einfache Begriffe wie »Maus« oder »Auto« und die künstliche Intelligenz wird herausgefordert, das gezeichnete Objekt so schnell wie möglich zu erraten. Zu unser allen Nachteil funktioniert das Erkennungssystem besser als manche es zu glauben wagen. Da kann das gekritzelte Auto noch so sehr aussehen wie ein dreibeiniger Dackel mit einem Jetpack und einem Banjo – die künstliche Intelligenz made by Google wird es erkennen.

Unterschätze nie einen Toaster

Als hoffnungsloser Pessimist (mit einem viel zu vollen Terminkalender) hatte ich das starke Bedürfnis die Maschine füttern und fand mich klickend durch die ersten Worte bei »Quick, Draw!«. Nagel, Linie, Computer – und Flamingo. Spätestens beim rosa Federvieh dachte ich mir: »Dir zeige ich es, du alberne AI. Du bist doch nur so clever wie ein Toaster!« und zeichnete via Maus den beschissensten Flamingo aller Zeiten. Auf dem ersten Blick ein ausgeklappter Zollstock, auf dem zweiten ein missglücktes Haus vom Nikolaus.

»Gut gezeichnet« die Heidelbeere bleibt unerkannt.

Unberechenbar gegen den Algorithmus

Natürlich erkannte dieser beknackte digitale Klugscheißer meinen arg geschundenen Flamingo ratzfatz. Aber! Meine Heidelbeere und vor allem meinen picasso-mäßigen Golfschläger hat die Pseudo-Intelligenz nicht benennen können, ätsch! Das gibt mir die Hoffnung, dass ich zwar vielleicht nicht jeder grässlichen Party ausweichen kann, aber dafür noch das eine oder andere Lebensjahr erleben darf. Und das alles nur, weil ich unberechenbare Flamingos malte? Ein aufmunternder Gedanke zum Ende der Welt. Bleib unberechenbar! Sei ein auf der Titanic tanzender Zollstock mit einem Banjo – und nenne dich Flamingo. Oder König der Welt.

Bild: pixabay

Oliver Peters

Notorischer Schwarzmaler und Weltmeister im »Böse gucken«. Geboren am Niederrhein, verdorben durch den Rest der Welt. Mag Pandas, verabscheut Pendeln. Kontakt: Facebook, Twitter oder Email.

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Veröffentlicht von
Oliver Peters

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