Du liebst Yoga? Dann musst Du Dich selbst zu großen Teilen hassen. Aber keine Sorge, Dein Yoga-Lehrer sieht es genauso.
Man stelle sich vor, der cholerische Drill-Sergeant aus dem Filmklassiker »Full Metal Jacket« wäre Yoga-Lehrer. »Auf den Boden, Du Hund! Arsch hoch, damit ich Dein Gesicht nicht mehr sehen muss!« Artig hält jeder die Luft an starrt in seiner Position auf den Boden. Langsam würde der Kursleiter durch das Minenfeld der Yoga-Matten schreiten und kritisch die Haltungen der Teilnehmer bewerten. »Schmidt! Was ist das für eine Mickey-Maus-Scheiße!? Das soll ein Krieger sein?? Zeig mir Dein Yoga-Gesicht!« Full Metal Yoga.
Klingt übertreiben? Mitnichten! Wahrscheinlich treibt nahezu jeden Yoga-Fan eine ordentliche Portion Sadismus an; die Motivation, die persönliche Grenze zu überdehnen, scheint eine Grundvoraussetzung zu sein. Wem der allseits bekannte Yoga-Kram zu öde ist, der ist vielleicht Feuer und Flamme für Bikram-Yoga. Diese Variante ist auch als »Hot Yoga« bekannt und findet in einem Raum statt, der um ca. 35–40 Grad Celsius beheizt wird. Mit Sicherheit etwas für Personen, die sich etwas mehr Stress und Schmerz im Leben wünschen.
Yoga ist eine der Aktivitäten, die oft einen Lehrer erfordert. Natürlich können Interessierte auf einen Kurs verzichten und auf Social Media, YouTube-Clips u.ä. zurückgreifen, um sich in Eigenregie etwas zu verrenken. Es besteht sogar die Möglichkeit, sich Yoga im Zuge eines Events zu geben, zum Beispiel in der verführerischen Variante »Bier Yoga«. Jedoch werden die meisten einen Lehrer bevorzugen. Jemanden, der oder die einem zeigt, wie und wo der Hammer hängt.
Doch woran ist zu erkennen, ob dem oder der Yoga-Lehrkraft das Schnaufen und Schwitzen der leidenden Klasse etwas zu viel Freude bereitet? Ich behaupte, es geht gar nicht anders. Ein/e gute/r Yoga-LehrerIn hat den menschlichen Wunsch nach Selbstzerstörung erkannt und schafft es, die Qual und Schmach letztlich in was vermeintlich Positives zu verwandeln. Früher rauchte und soff sich die Jugend kaputt, heute verrecken sie auf der Yoga-Matte. Im Gegensatz zu damals lässt sich das heute als gesundheitsfördernd preisen.
Eine/n LeiterIn eines Yoga-Kurses stelle ich mir persönlich sehr ausgeglichen vor. Sie befehlen ihren zahlenden Knechten, wie sie sich zu verknoten haben und stolzieren prüfend durch die Wackelpudding-Meute, die um Erbarmen winselt. Irgendwoher müssen die (Ver)Spannungen ja her kommen.
Foto von Polina Tankilevitch von Pexels
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