Arbeit und Freizeit kombiniert? Das sogenannte Work-Life-Blending soll den modernen Arbeitsalltag symbolisieren, der auf einen Feierabend verzichtet.
Freizeit ist etwas für Waschlappen. Wer mit beiden Beinen im Leben stehen möchte, schafft sich die optimale Work-Life-Balance, indem er Freizeit und Arbeit miteinander verschmelzen lässt. Das verbirgt sich hinter dem Schlagwort »Work-Life-Blending«, ein Zustand ohne Feierabend und einem Überstundenkonto, welches aus allen Nähten platzt.
Die Vision eines Cocktail aus Berufs- und Privatleben wirkt beängstigender als »1984« und »Brave New World« zugleich. Man schläft nicht nur im Büro, sondern auch noch direkt neben dem Chef, der morgens nicht nur um heißen Kaffee bettelt, sondern auch noch von Dir zur Arbeit gefahren werden möchte. Deine Kollegen triffst Du während Deiner Morgenroutine an, noch bevor Du Deiner Frau einen schönen Arbeitstag wünschen kannst. Diese ist schließlich bereits auf einem Meeting, welches bis zum Brunch bei Deiner Schwiegermutter abgehalten wird. Kaffee, Kuchen und Personalschlüssel. Später hast Du noch einen unaufschiebbaren Termin beim Hautarzt, weil ein unschönes Muttermal entfernt werden soll. Damit die Kundschaft nicht warten muss, nimmst Du Dein Tablet mit, um während der OP via Skype erreichbar zu sein.
Wenn Dir alles zu viel wird, verziehst Du Dich auf die Toilette, um Dich weiteren Geschäften zu widmen. Auch hier steht eine Workstation bereit, damit Dein Workflow nicht durch lästige Zwischenfälle unterbrochen wird. Vor dem Schlafengehen entkleidest Du Dich bis auf den unverzichtbaren Knopf im Ohr, damit Du keine wertvolle Zeit verschenkst. Wie sagt Dein Chef so schön? »Mir ist es egal, wann und wo Du arbeitest. Hauptsache, Du arbeitest.«
Es ist gut, wenn man ab und zu einen Punkt setzt. Unerträglich sind Zustände und Dinge, die kein Ende finden. So sieht es auch ein Großteil der Arbeitnehmer, die ein »Work-Life-Blending« kritisch betrachten und sich um ihr Privatleben sorgen. Schließlich schuften sie ja eh schon unzählige Überstunden, weil der Chef keine weiteren Stellen schaffen möchte. Allerdings sollte man auch die Vorteile sehen. Du kannst dank dieser Verschmelzung zum Beispiel mittags zum Friseur gehen, wenn Du dafür abends via Home-Office Deinen Kram fertig machst. Keine verschwendeten Urlaubstage mehr, weil sich der Schornsteinfeger früh morgens angekündigt hat.
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