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Dinge, die ich nicht verstehe: Bartöl

Bartöl ist aus männlichen Bärten kaum noch wegzudenken. Seit wann brauchen Männer flauschiges und glitzerndes Barthaar, welches nach Zedernholz duftet?

Letztens stand ich mehr als 30 Minuten ratlos in einer Drogerie herum und streichelte meinen Bart. Irgendwie hatte ich das Bedürfnis nach mehr Flausch. Mein Bart sollte sich sanfter anfühlen, weich und zerbrechlich wie ein kleiner Vogel. Vor mir türmten sich haufenweise Produkte, von denen ich zuvor noch nie gehört habe. Neben »Clean Brew«, »Classic Pomade« und einer Bartbürste mit Wildschweinborsten braucht der Mann von Welt für einen erfolgreichen Bart scheinbar zwingend Bartöl. Seit über einer Dekade bin ich Bartträger und kam bislang wunderbar ohne spezielle Pflegeprodukte aus. Wenn ich ehrlich bin, entstand mein Gesichtsgestrüpp aus einer Not heraus: Rasierklingen waren mir zu teuer, von daher strebte ich einen verwegenen Look an. Und jetzt? Ohne Zaster kein gestylter Flaum.

Bartöl – Inspiration durch dreckige Toiletten

Oft frage ich mich, wie die rechte Hand des Teufels (Sprich sämtliche Leute, die im Bereich Marketing tätig sind) ihre Ideen durchsetzen. Ein Meeting am runden Tisch bezüglich neuer haariger Märkte stelle ich mir ungefähr so vor:

Marketingmensch 1: Wusstet ihr, was laut BUNTE Bärte so dreckig wie Toiletten sein sollen?
Marketingmensch 2: Hat der SPIEGEL längst dementiert.
Marketingmensch 1: Egal, junge Leute lesen nur noch BENTO.
Marketingmensch 3: Nicenstein! Wir können eine Wellness-Bio-Fairtrade-Hashtag Kampagne starten mit dem Titel »Sei kein Scheisshaus-Face«.
Marketingmensch 1: Oder: »I bims! Dein Scheisshaus-Face!«
Marketingmensch 2: Eigentlich sollten wir irgendwas mit Bitcoins machen.
Marketingmensch 3: Ruf mal beim Friseur umme Ecke an, was man alles in die Barthaare schmieren könnte.
Marketingmensch 2: Und wie willste das ausgerechnet für Männer interessant machen?
Marketingmensch 3: Ganz einfach. Wir nehmen das Craftbeer-Design. Hipster lieben es!

Echte Männer brauchen Flausch

So gesehen verstehe ich den Hype um Bartöl letztlich doch. So lange es sich gut verkaufen und vermarkten lässt, wird es auch nicht aus den Drogerien und Supermärkten verschwinden. Ich frage mich, welchen Nerv die Hersteller da genau getroffen haben. Seit wann sind es Bedürfnisse von Bartträgern, dass Gesichtshaare im Sonnenlicht glitzern oder vom Kinn abwärts nach virginischem Wacholder zu riechen? Fehlt nur noch Einhorn-Spray, welches den Bart in Zuckerwatte verwandelt.

Bärte sind das neue Auto. Shampoos, Conditioner, spezielle Bürsten und Kämme … alles für das neu entdeckte Schönheitsideal des Mannes. Und sie kaufen es ohne Widerworte ab. Ich dagegen entfernte mich von den Bartölen und erstand stattdessen eine Flasche Olivenöl. Ist einfach leckerer und kann man sich – wenn es denn sein muss – ebenfalls in die Haare schmieren.

Oliver Peters

Notorischer Schwarzmaler und Weltmeister im »Böse gucken«. Geboren am Niederrhein, verdorben durch den Rest der Welt. Mag Pandas, verabscheut Pendeln. Kontakt: Facebook, Twitter oder Email.

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Veröffentlicht von
Oliver Peters
Schlagwörter: BärteHygieneMännerStil

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