Als ich eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand ich mich in meinem Bett in Fussball-Bettwäsche wieder. Die EM ist schuld!
Wenn ich am Hauptbahnhof diesen lieblichen Bierduft in die Nase bekomme und alles irgendwie bunter erscheint, weiß ich, et is Fuppes. Irgendwas mit Bundesliga, diesem oder jenem Pokal oder aber einfach Schalke gegen Dortmund. Schwerbewaffnete Polizisten wuseln durch die schalbewährten Fans und schütteln hier einen Fan oder schwenken dort heimlich eine Fahne ihres Lieblingsvereins. In solchen Fällen gelange ich nur zum Ausgang des Gebäudes, indem ich mich selbst wie ein Fußball verhalte: ich lasse mich durch gekonnte Pässe der anwesenden Schalträger gezielt Richtung Tor Tür treten. Selbstverständlich schimpfe ich in solchen Momenten erbost »Abseits!«, aber grundsätzlich mag ich diese Situationen nicht. Generell den deutschen Fußball, auf die Gefahr hin, nun gesteinigt zu werden.
Es gibt da aber eine beunruhigende Seite an mir…
Damit meine ich nicht das possierliche Borstentier, nein, ich mutiere. Es ist ein langsamer und schleichender Prozess, der nicht sofort zu erkennen ist. Eigentlich beginnt er schon viele, viele Monate vorher. Mein Freund hielt es zuerst für ein Versehen, als ich mich zufällig beim verzappte, und statt bei RTL (Dschungelcamp) beim ZDF (EM-Qualifikation) hängen blieb. Dass ich in der Verlängerung in das Sofakissen biss, tat er als Zahnschmerzen ab und machte mir, fürsorglich wie er ist, einen heißen Tee. Ich nippte und im selben Moment traf der Schiri eine Fehlentscheidung, was mich dazu veranlasste, dem Unparteiischen mein Getränk ins Gesicht zu schütten. »Oje, war noch zu heiß«, fragte meine bessere Hälfte, als er den Ingwertee vom Fernseher wischte.
Aber das ist mir völlig egal, denn es gibt ein geheimes Fach in meiner Make-Up-Schublade. Dort sind die Farben meiner Lieblingsmannschaft sorgsam deponiert und sollte dieses Fach mal entdeckt werden, kann ich mich immer noch mit Karneval raus reden. Für irgendwas muss es ja gut sein, in einer solchen Hochburg zu leben. Was mir allerdings richtig Sorgen bereitet ist, dass ich meine Hula-Kette in den Mannschaftsfarben nicht mehr finde. Ich überlege krampfhaft, wo ich diese hab liegen lassen und während ich mir wie ein Möchtegern-Indianer die Kriegsbemalung für das Eröffnungsspiel unter die Augen schmiere fällt es mir wieder ein: ich stopfte sie vor zwei Jahren diesem arroganten Fan der gegnerischen Mannschaft mit einem hässlichen Lachen nach unserem Sieg tief in den Rachen. Schade, muss ich wohl eine neue besorgen. Angesabbertes hänge ich mir nicht um den Hals.
Wir haben die Vorrunde überlebt und langsam wird meinem Freund klar, dass da etwas nicht stimmt. Dachte er erst noch, ich sei zu blöd, mir den Lidschatten über statt unter die Augen zu schmieren, irritierte ihn doch nachhaltig meine neue Unterwäsche. Ihr wisst schon … Mannschaftsfarben. Wir hatten ein unangenehmes Gespräch über eine vermeintliche Affäre meinerseits, da ich an einigen Abenden einfach verschwinde und erst spät in der Nacht mit hochrotem Kopf und Bierfahne nach Hause komme. Ich erklärte ihm, dass dem nicht so sei, auch wenn wir uns genauso kennen gelernt haben.
Auch unser Sexleben leidet. Allerdings finde ich, dass er die alleinige Schuld daran trägt. Er weigert sich einfach konsequent, das Fußball-Trikot anzuziehen und währenddessen OLÉ OLÉÉÉ zu schreien.
Beruhigenderweise trennte sich mein Trikot-Verweigerer nicht von mir. Er hat pünktlich zum Endspiel begriffen, dass ich zum Fußball-Depp mutiert bin. Ein Indiz hierbei war sicherlich meine supertolle Maniküre in den Mannschaftsfarben und das Public Viewing zu welchem ich ihn schleifte und jedes Mal durchschüttelte, wenn unsere verdammte Scheiß-Abwehr wieder wie der letzte Amateurverein am Boden rumlag. Immerhin kann man meinen vom Schreien roten Kopf nicht mehr sehen, da ich mir mittlerweile das komplette Gesicht in den Farben meiner Elf angepinselt habe.
Ich hätte auf wasserfestes Make-Up setzen sollen. Nach Verlängerung und Elfmeter verlieren wir letztendlich und bittere Tränen hinterlassen tiefe Spuren der Verzweiflung in meinem Gesicht. Meine andere Hälfte wischt mir die verbliebenen Farben von der Nase und bringt mir einen Ingwertee. Er sagt mir, ich solle nicht traurig sein, denn in zwei Jahren hätten wir eine neue Chance und hängt mir seine Hula-Kette um.
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