Hasenzucht in der Provinz
Nirgends gibt es so viele Vereine wie in Deutschland. In Wahrheit ist diese Vereinsmeierei nur eine Ausrede, um exzessiv zu backen oder sich zu betrinken.
Vereine gehören in Deutschland dazu, wie Pünktlichkeit, Bier und Sauerkraut. Sobald sich mehr als vier Personen der gleichen Interessengruppe zusammenfinden, gründen sie einen Verein. Was von außen recht putzig wirkt, ist in Wahrheit eine diktatorische Institution für Gelegenheitsalkoholiker und solche die es werden wollen, sowie für Menschen die sich gerne zur Sahnetortensklavin unterwerfen lassen.
Egal in welchem Verein, die Werbungsphase läuft immer gleich. Angelockt vom eigentlich vorgesehenen Inhalt des Vereins denkst Du Dir, dass Squaredance oder Hasenzüchten Dich schon immer interessiert haben und es sicher lustig wäre, dies in Gesellschaft von Gleichgesinnten zu tun. Erst nach einiger Zeit wird Dir bewusst, dass hier eine strikte Hierarchie vorhanden ist. Diejenigen, welche kein einiges Leben haben und sich somit in ihrer kompletten Freizeit dem Hasenzüchten im Verein »aufopfern«, werden auf ein Podest gehievt. Okay. Seien wir ehrlich. Ein Verein ohne ein paar solcher Wahnsinniger würde nicht funktionieren und ohne die phlegmatische Schafsherde hätte kein Verein Mitglieder. Den hyperaktiven Personen aber deshalb eine solche Macht zuzugestehen, erinnert mich eher an das indische Kastensystem, als an harmonisch gemeinsames Hasenzüchten. Die eigene Laudatio fällt und steht mit Meinung des Vorsitzenden. Dieser ist Dir wohlwollend gestimmt, wenn du selbst einen Arbeitseinsatz wie ein Insasse eines tasmanischen Sträflingslagers verrichtest und bekundet dies mit einem wohlwollend angedeuteten Nicken in Deine Richtung. Dein Können und die Leidenschaft fürs Hasen züchten ist hierbei irrelevant.
Um sich in der Hierarchie nach oben zu buckeln, gibt es mehrere Möglichkeiten: stets zu Jahresversammlungen, Dorffesten, Fastnacht-Veranstaltungen, Auftritten. Also eigentlich immer. Aufbauen von Bestuhlung, Schmieren der obligatorischen Brötchen, Zubereitung von Salaten, Backen von Torten (natürlich kein Rührkuchen, weil die kein Schwein frisst), Logistik der Getränke, Arbeitsdienst im Thekenbereich, Spüldienst, Abbau der Bestuhlung, Endreinigung. Dazwischen natürlich noch Auftritte zur Unterhaltung der Gäste.
Dass es neben den gelangweilten Hausfrauen eventuell auch Mitglieder gibt, die neben ihrem Beruf nebst Überstunden froh sind, den eigenen Haushalt halbwegs ordentlich zu führen, scheint die Führungsriege nicht zu interessieren. Immerhin geht es um die Sache und wir sind ja nicht hier zum Spaß. Wirklich?
Es tut mir leid, aber bin ich wirklich die Einzige die denkt, dass hier etwas falsch läuft? Wenn ich in einem Verein »der Sache wegen« bin und dann überwiegend Tätigkeiten ausübe, die damit null zu tun haben. Klar, die neuen Square-Dance Kostüme müssen bezahlt werden und man will ja auch einen jährlichen Jahresausflug machen. Die Frage ist halt, ob es den Stress wirklich wert ist.
Eine klare Empfehlung zum Vereinsbeitritt spreche ich denen aus, die gerne Macht ausüben oder sich gern derselben unterwerfen, ohne gleich zu Level 2 mit Lack und Leder überzugehen. Außerdem bietet der Verein die beste Ausrede für die zeternde Hausfrau. Man geht nicht zum Saufen, nein! Man hat Vereinssitzung, Vorbesprechung, Nachbesprechung, Meeting, Krisensitzung, Gremiumbesprechung, Konferenz, Tagung, Beratung, Versammlung … Hier werden brennende Fragen mit Bier gelöscht.
Ich wünsche mir, dass wir offen damit umgehen und das Kind beim Namen nennen:
In diesem Sinne: Prost! Auf die Hasen.
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