Gilti-was? Guilty Pleasures? Was soll das sein? Wer gerne Frauentausch und Co. schaut und sich eigentlich dafür schämt, hat endlich die passende Bezeichnung.
Dialoge waren gestern, wir feiern Monologe. Lade deine Haustiere in die Gallerie, poste den bösen Kommentar zu Andreas Scheuer und spacke auf TikTok ab. Wir haben so wenig Bock auf ein Miteinander, dass wir lieber Podcasts hören, als selbst ein Gespräch anzufangen. Wenn man permanent im Selbstgespräch ist, gibt man eventuell leichter die eine oder andere Schwäche zu: Guilty Pleasures. Was das sein soll? Ein heimliches Vergnügen oder Laster, welches meist zu peinlich ist, um es zuzugeben.
Das Wort habe ich bezeichnend beim Hören eines Podcasts über Duisburg aufgeschnappt. »Trash TV ist ja mein Guilty Pleasure, muss ich gestehen« oder so war die Beichte. Gillti Pläschah. Bei meinen Recherchen fand ich schnell heraus, dass sich besonders trashige Formate aus der geläufigen Pop-Kultur für diese Bezeichnung, diese Einladung zum Fremdschämen, eignen. So schlecht, bis es beinahe wieder gut ist. Fast! Es muss schon eine Sendung auf RTL II sein, eine Begeisterung für Guido-Knopp-Dokus wäre weiterhin auffallend scheiße.
Wobei es etwas langweilig erscheint, ausgerechnet die gängigen Trash-Formate wie »Der Bachelor« oder »Schwiegertochter gesucht« als Guilty Pleasure zu bezeichnen. Es sind ziemlich erfolgreiche Formate, also werden es scheinbar genug Leute glotzen, ohne sich auch nur eine Sekunde dafür zu schämen. Vielleicht hängt dies aber mit dem Selbstbild zusammen, weil niemand gerne mit solcher TV-Unterhaltung in Verbindung gebracht werden möchte. Schließlich schauen wir in der Regel nur Arte-Dokus, nicht wahr?
Ich für meinen Teil gebe an dieser Stelle gerne meine persönlichen Guilty Pleasures zu, bin ja quasi just im Monolog. A) Ich mag Synthwave-Musik. Ja, diese kitischige Pseudo-80er Mucke in Neonfarben mit VHS-Störungen. B) Begeistert verfolge ich das TV-Format »Let’s Dance«, weil ich selbst gerne Standard und Latein tanze. C) Bei Games liebe ich 2D-Prügel Games wie »Street Figher« oder die ganzen NEO-GEO Teile. Ein perfekter Tag wäre demzufolge eine Fahrt Cabrio in den neonfarbenen Sonnenuntergang, vor dem sich Silhouetten mit Palmen tanzen und prügeln, dazu Sonnenbrille, Schulterpads und Saxophon.
Zugegeben: das tat jetzt schon gut. Einfach zugeben, was man mag, ohne Rücksicht auf Verluste. Und wenn für diesen sonst möglicherweise unangenehmen Seelenstrip eine Umschreibung in Mode gekommen ist – warum nicht? Doch bitte beachten: ich habe gelesen, dass nicht nur Filme, Musik und Bussi-Wassereis in die Schublade Guilty Pleasures fallen können, sondern auch gewisse Fetische. Dann doch lieber »Schwiegertochter gesucht« statt »Schwiegertochter gebucht«.
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