Selbständigkeit, Orientierungsloses Einkaufen, Wohnung im 10. Stock. Wie man in wenigen Schritten seinem Leben den Stempel »schlecht« verpassen kann. Von Nadine Goutrié.
Dein Leben ist super und Dir geht alles leicht von der Hand? Du hast den tollsten Partner der Welt und dein Job ist so erfüllend, dass Du freiwillig Überstunden machst? Dieses harte Schicksal muss nicht sein, denn es grenzt Dich sozial aus. Niemand will mehr etwas über Deinen letzten Urlaub auf den Malediven hören und in der Kneipe schiebt man Dir ständig wortlos den Zech-Deckel zu. Mach Schluss damit, sei wieder Teil des Jammertals, in welchem Deine ehemaligen Freunde biwakieren.
Mit diesen hilfreichen Tipps wird es Dir im Handumdrehen gelingen, Dein Leben anstrengender und unangenehmer zu gestalten und Du kannst beim Frühschoppen wieder mitreden.
Die Zauberwörter zur Verschlechterung Deiner Lebenssituation sind in diesem Falle »unfähiger Kunde« und »Deadline«. Wichtig: beides muss miteinander verbunden sein. Du hast Dir also den Auftrag des Jahres an Land gezogen. Schön. Achte aber dabei unbedingt darauf, dass der Kunde Dich absolut nicht versteht und ein jpeg nicht von einem Jetpack unterscheiden kann. Noch hilfreicher ist es, wenn Du einen Kunden findest, der generell alles besser weiß und Dich grundsätzlich für Geldverschwendung hält. Schließlich kann sein 11-jähriger Neffe das gesamte Layout in Paint machen und kostet dabei nur eine Tüte Haribo. Als i-Tüpfelchen zur Minimierung Deines Wohlbefindens solltest Du Dir einen Kunden suchen, der zwei Stunden vor Druck ALLES geändert haben möchte. In Pink und Comic Sans.
Zu beachten ist hierbei natürlich, dass das Gebäude weder über einen Aufzug, noch Du über Sportlichkeit verfügst. Du solltest immer auf den letzten Drücker die Wohnung verlassen. Hilfreich ist es hierbei, wenn du auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen bist. Das Ärgernis des Dir bei verrammelten Türen winkenden Busfahrers stellt hierbei einen Bonuspunkt dar. Du sprintest also wie ein Irrer aus der Wohnung, um Dein Transportmittel zu verpassen und stellst an der Haltestelle fest, dass Du dein Handy in der Wohnung vergessen hast. Wieder ab nach oben, sofern Dein Kreislauf sich von dem Sprint ein wenig beruhigt hat. Falls Du nicht bewusstlos im Flur liegen bleibst, ist es nun außerordentlich wichtig, dass Du den vergessenen Gegenstand austauschst! Pack das Handy ein, lass dafür aber etwas anderes liegen. Für eine Maximierung des Frustes eignet sich hierfür zum Beispiel der Hausschlüssel. Wiederhole diesen Vorgang mehrmals, bis Du im Krankenhaus erwachst.
Generell solltest Du erst nach einem langen, langen Arbeitstag Einkaufen gehen. Das bringt den Vorteil, dass Du Dich mit völlig entnervten Bruttosozialproduktsbienchen um die letzte, gammelige Gurke prügeln kannst. Renne hektisch und planlos durch den Supermarkt und lass Dich von den bösen Blicken der Kassierer piesacken, die eigentlich schon wischen wollten. Nebenbei: diese Leute machen es richtig mit der Verschlechterung der Lebensqualität, befrage sie ruhig mal dazu. Der Vorteil eines non-existenten Einkaufszettels ist, dass Du garantiert die Hälfte vergisst. Natürlich die wichtige Hälfte wie Kaffee, Toilettenpapier und Schnaps zum Einschlafen. Achte hierbei vor allem darauf, dass Du der letzte Kunde an der Kasse bist. Der Supermarkt sollte direkt nach Dir schließen, damit Du keinerlei Chance hast, die vergessenen Dinge noch zu besorgen. Nun trage all deine ergattern Konsumgüter in deine Wohnung im zehnten Stock. Ohne Aufzug. Beklage die Abwesenheit des Schnapses und verdamme die Anwesenheit des Wasserkastens unter Deinem Arm.
Dein eigener Chef sein, Dir Deine Arbeitszeit einteilen können, Urlaub machen, wann immer Du willst – das sind die großen Märchen mit denen Leute wie Du in die Selbständigkeit gelockt werden. Die Realität ist anders und der krönende Abschluss für ein unausgeglichenes Leben. Du kannst Dir selbstverständlich keine Angestellten leisten, da Deine Gründungsidee eh totaler Mist war und der Laden einfach nicht läuft. Um irgendwie Deine Wohnung im 14. Stock finanzieren zu können, bleibt also alles an Dir hängen. Du ackerst, aber wie! Ein 16-Stunden-Tag ist völlig normal, allerdings zahlt Dir kein Mensch Deine so genannten Überstunden. Urlaub hast Du das letzte Mal vor zehn Jahren in Wanne-Eickel gemacht, allerdings auch nur, weil es bei Tschibo mal wieder Bahn-Gutscheine gab. Dort fiel Dir, als Du Dir beim Ausstieg das Bein gebrochen hattest, auch auf, dass Du Dich ja selbst hättest versichern müssen. Aber du bist angekommen! Du kannst beim Frühschoppen bitterlich über Deine Situation weinen und der Deckel bleibt mal nicht an Dir hängen. Höchstens vielleicht Dein Gipsfuß am Geländer auf dem Weg in den 18. Stock.
photo by: no name by alex, CC 2.0
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