Beim Flirten setzen Männer auf Blickkontakt. Mit Hilfe eines aussagekräftigen Blicks soll gewährleistet werden, dass man für die Dame bereit ist. Dumm nur, wenn sie gar nicht so reagiert, wie manche Männer sich erhoffen.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um allen weiblichen Leserinnen ein typisch männliches Verhalten zu erläutern. Wir Männer sind Augentiere und nutzen unsere Sehfähigkeit demzufolge häufig zum Glotzen, starren oder gaffen. Am liebsten schauen wir Frauen hinterher. An der Ampel, in der Warteschlange oder am Tresen. Anlabern ist nicht so unser Ding; vielmehr machen wir gekonnt Stielaugen und erhoffen uns damit die wohlverdiente Aufmerksamkeit in Form eines Blickkontakts.
In unserer arg eingeschränkten Vorstellungskraft (auf die Details komme ich später zu sprechen) verläuft die optimale Situation so: Wir starren eine begehrte Frau so lange an, bis sie sich ein Herz fasst, auf uns zukommt und fragt: »Hey Big Boy, du hast mich nun geschätzte 48 Minuten angeschaut. Das hat mich nachhaltig beeindruckt! Nun möchte ich mit dir schlafen.«
Zugegeben, von der Realität ist diese Fantasie Lichtjahre entfernt. Normalerweise flüstert die Auserwählte ihrer Freundin bereits nach drei Minuten zu, dass »der komische Typ da vorn die ganze Zeit komisch rüber guckt« und dabei unappetitlich sabbert. Manche rufen auch direkt die Polizei und zeigen einen wegen Stalking an.
Den erwünschten Blickkontakt herzustellen ist einfach. Es ist in diesem Fall auch nicht unbedingt von hinterher gucken die Rede. Solche Blicke sind üblicherweise auf sexuelle Reize ausgerichtet, was während der Sommermonate schnell überfordert. Aber zurück zum harmloseren Blickkontakt. Leider gelingt es uns in der Regel nicht, die sich daraus ergebenden Situationen richtig einzuschätzen und reagieren im Fall einer für uns positiven Reaktion irritiert und dämlich oder flüchten gar durch den Notausgang. Zur besseren Übersicht hier eine kleine Interpretationsliste, falls der Ausnahmezustand eintritt und der Blick erwidert wird.
Bevor wir loslegen – und zum besseren Verständnis – möchte ich vorab noch einmal auf die eingeschränkte Vorstellungskraft zu sprechen kommen. In der nun folgenden Aufzählung ist die wichtige Unterscheidung »Unter Alkoholeinfluss« vermerkt. Sollte man vor dem Gestarre bereits einen halben Bierkasten geleert haben, kommt es zu erheblichen Realitätsverzerrungen.
Ohne Alkoholeinfluss
Unter Alkoholeinfluss
Dass ein Großteil der Männer nach solchen Gedankenspielchen weiterhin solo am Tresen, an der Ampel oder wo auch immer bleibt, überrascht wenig. Das ewige Missverständnis in der Kontaktaufnahme zum anderen Geschlecht ist scheinbar nicht totzukriegen und ist quasi überall dort zu beobachten, wo sich Menschen tummeln. Ich frage mich, warum man sich nicht vom Tierreich inspirieren lässt. Ernsthaft, wenn man sich schon primitiv mit reiner Glotzerei interessant machen möchte, so kann man sich beispielsweise an Vierbeiner orientieren, um zum Platzhirsch Nummer 1 zu werden. Inspirationen gibt es reichlich. So eignet sich selbst ein Igel als Vorbild; dieser rennt erst einmal ein paar Ehrenrunden um die Herzensdame, bis er auf das Ganze geht.
Möglicherweise kann auch die Überschrift zu diesem Text einen Anhaltspunkt für den nächsten Flirt bieten. So lassen Böcke beim Balzen sabbernd die Zunge raushängen – und nicht vorab, wie wir es vorziehen! Dass in solchen Fällen bockig reagiert wird, verwundert nicht.
Bild: Gratisography, CC Zero
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