Senf

Neulich in der GroKo-WhatsApp-Gruppe

Wer davon ausgeht, dass Politiker heutzutage noch ihre Zeit im Bundestag verplempern, sollte umdenken. Wichtige Entscheidungen werden heutzutage über WhatsApp-Gruppen getroffen – wie zum Beispiel in der Gruppe »GroKo«.

September 2017 erkundigte sich ein Bürger beim SWR, warum der Bundestag häufig so leer sei. Die Antwort war zufriedenstellend, aber ausbaufähig. Abhängen im Bundestag ist einfach out. Wozu irgendwelchen Abgeordneten beim Durchwinken von Gesetzesentwürfen lauschen, wenn es viel einfacher geht? Slack, Trello und Whatsapp-Gruppen haben das Feld übernommen und die Politiker erfreuen sich an vulgären Emojis. Vorbei die Zeit der schwierigen Debatten, Sondersitzungen und Mic-Drops.

Was nur wenige Wähler ahnen: ihre mehr oder weniger gewählten Politiker haben sogar eine eigene WhatsApp-Gruppe namens »GroKo«. In dieser Gruppe sind nicht die Aushängeschilder der möglichen Koalitionspartner SPD und CDU vertreten, sondern auch die typischen Vertreter der Opposition. Drei kurze Logs der Chats sind im Netz aufgetaucht, die an dieser Stelle präsentiert werden. Mehr Insiderwissen würde nur Teile der Bevölkerung beunruhigen. Diese Dokumente erscheinen wirr, entlarvend und vor allem ziellos – wie Diskussionen im Internet nun einmal sind. Vorhang auf!

Jamaika-Nachspiel

Özdemir: Wie lange soll das Theater noch gehen? Die Verlängerung ist lange vorbei.
Schulz: Mit uns wird es keine (weitere) Verlängerung geben!
Lindner: Digital erste Halbzeit, Bedenken zweite Halbzeit. ; )
Merkel: Wir werden gemeinsam an einer Lösung arbeiten.
Schulz: Der Schulzzug hatte jedenfalls nie Verspätung, liebe Genossinnen und Genossen.
Seehofer: Und ich kann nicht ewig den Libero machen.
Lindner: Wusstest ihr, dass Freddie Ljungberg auch mal für Calvin Klein Werbung machte? Außerdem lasse ich eh Jamaika platzen, ätsch.
Maas: Ich sage jetzt mal ein böses Wort: Merkeln. #stopptzensur
Gabriel: Kollege, es macht den Eindruck, als sei die GroKo etwas, wo man mitmacht, wenn es Geld gibt.
Wagenknecht: Stoppt Rüstungsexporte, startet Sondierungsgespräche! : D
Merkel: Ich muss ganz ehrlich sagen, wenn wir jetzt anfangen, uns noch entschuldigen zu müssen dafür, dass wir beim Merkeln ein freundliches Gesicht zeigen, dann ist das nicht mein Spiel.

Saftiges Sondieren

Özedmir: Herr Seehofer, nun hören Sie mal auf ständig Sprachnachrichten zu schicken.
Seehofer: Himme, Oarsch und Zwian! Ich komm immer auf die fslschen Tssten!
Wagenknecht: Gefragt sind keine warmen Worte, sondern neue und gut einstudierte Wahlversprechen, die Wähler auch erreichen. Gebt euch mal mehr Mühe, so kann die Opposition nicht arbeiten.
Seehofer: Tssten. TASTN. Ach, fu.
Gabriel: Seehofer und Lindner nerven halt rum. Und wenn Stegner so ein Gesicht zieht, kann ich mich nicht konzentrieren.
Lindner: Hey, Vorsicht. Ohne mich gäbe es diese Gruppe nicht einmal, lol.
Maas: Ich sage noch ein böses Wort: Neuwahlen. #notmybundeskanzler
Schulz: Dann würde ich endlich meine Revanche beim TV-Duell bekommen. Was sagen Sie dazu, Frau Merkel? ; )
Merkel: Das müssten wir noch einmal besonnen diskutieren. Die Grünen wissen wenigstens noch, wogegen sie sind. Bei der SPD ist nicht mal mehr das sicher.
Özdemir: Na dann weg mit der Braunkohle, aber dalli! Geht aber auch später, bin gleich weg zum Yoga. ^^
Wagenknecht: OMG! Macht mein Männlein auch. Und ist dabei stolz wie Oskar.
Lindner: Wollt ihr mich mal in Yoga-Hose sehen? Ich würde das Bild hier posten…
Seehofer: Konzentration! Politik ist jeden Tag ein Spießrutenlauf. Aber so langsam habe ich den Braten satt. Was machen wir nun?
Alice Weidel ist beigetreten
Schulz: WTF?!
Merkel: Wir schaffen das. : )

Chaotisches Koalieren

Gabriel: Das Journalisten-Pack nervt schon wieder. Die wollen verbindliche Aussagen, wann denn unsere Regierung steht. VERBINDLICH! Haha!
Wagenknecht: Ich schicke eben den Bartsch runter…
Weidel: Nicht nötig, der Bernd ist schon unterwegs.
Gabriel: Scheiße. :c
Weidel: Entschuldigung, ich meinte natürlich Björn.
Özdemir: Braunkohle, Bernd, Bullshit! Ich fordere die SPD und CDU dazu auf, endlich einen ordentlichen Koalitionsvertrag vorzulegen!
Wagenknecht: Frau Weidel, bevor Sie jetzt da rumstänkern, machen Sie erst einmal der Gruppe klar, dass Sie sich von Braunkohle und Björn distanzieren.
Alice Weidel hat die Gruppe verlassen
Lindner: Sorry für die Zwischenfrage: Aber ist Jamaika noch ein Thema? : )
Schulz: Ich werde keinen Koalitionsvertrag unterschreiben, in dem die Ehe für alle nicht verankert ist.
Seehofer: Das ist ja leider schon längst durch, du Bockfotzngsicht.
Merkel: Es wird Koalitionsverhandlungen geben, aber manches muss noch ausbuchstabiert werden.
Schulz: Das mache ich gerne: B-Ü-R-G-E-R-V-E-R-S-I-C-H-E-R-U-N-G und O-B-E-R-G-R-E-N-Z-E.
Merkel: Wir werden eine verantwortliche Entscheidung treffen. Für eine GroKo, mit der wir gut und gerne leben.
Gabriel: Wenn die Zeit reif ist. ; )
Özdemir: Und die Diätenerhöhung durch ist.
Schulz: Aber bitte schnell, die Nahles macht sich schon warm. -.-
Maas: Diese Nachricht wurde gelöscht

Photo credit: markus spiske on Visualhunt.com / CC BY

Oliver Peters

Notorischer Schwarzmaler und Weltmeister im »Böse gucken«. Geboren am Niederrhein, verdorben durch den Rest der Welt. Mag Pandas, verabscheut Pendeln. Kontakt: Facebook, Twitter oder Email.

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Veröffentlicht von
Oliver Peters
Schlagwörter: PolitikWhatsapp

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