Vergebene Männer müssen sich so manchen Vorwurf gefallen lassen. Weichei, Pussy, Waschlappen. Alles nur, weil er gerne den Morgenmantel der Freundin trägt?
Männer sind unergründbar und muss man nicht verstehen. Zumindest behaupten das betroffene Frauen, die ab und zu Zeit mit Männern verbringen. Das klassische Beispiel wären jene Typen, die zu Beginn einer Beziehung zum mannshohen puscheligen Glücksbärchen mit Zuckerguss mutieren. Zuvor eroberten sie ihre Herzdame, indem sie eine chauvinistische Lässigkeit vor sich her trugen. Nach wenigen Tagen verschenken sie Kuscheltiere, schauen freiwillig eine Staffel Grey’s Anatomy und nennen ihre Freundin »Schnupsipups«. Seine Auserwählte würde bei so einem süßen Verhalten von ihrem verliebten Männlein niemals auf die Idee kommen, ihn als Pussy oder Weichei zu bezeichnen. Das übernehmen die entnervte Freundes- und Bekanntenkreise, die bereits Karies bekommen, wenn beide grinsend debil nebeneinander hocken.
Praktisches Beispiel. Der coole Jochen mochte Fußball, Motorräder und Bier. Er lebte das Klischee und plante noch lange nicht, in irgendeiner Form seriöser zu werden. Dumm nur, dass ihm Saskia über den Weg lief und ihm den Kopf verdrehte. Nach einem Quickie auf einer Motorhaube war es um ihn geschehen. Die sonst unverzichtbare Sonnenbrille tauschte er gegen die rosarote Brille ein. Er ist nun »Jochibär« und war fortan nur noch in Begleitung von Saskia, pardon, »Sassimaus« gesehen. Auch sonst verhält er sich auffällig, als hätten ihn Außerirdische entführt und sein Hirn gegen einen Muffin ausgetauscht.
Plötzlich geht er ins Ballett, streichelt fette Ziegen im Zoo und macht ÜBERALL Selfies – mit Sassimaus. Die uralte Jeans, die er manchmal drei Wochen am Stück trug, tauschte er gegen ein neues und angesagtes Modell mit noch mehr Löchern aus. Sein Bart wuchert nicht mehr wie ein außer Kontrolle geratenes Experiment vor sich hin, sondern sieht verdächtig nach Body Shaver aus; darüber hinaus duftet er nach nach einem Vanille-Mandel-Shampoo und fühlt sich voll flauschig an. Wenn er sich mal selbst einen Tomaten-Rucola-Salat zubereitet, summt er manchmal Ed Sheeran Songs. Jochen ist ein vollkommen neuer Mensch, nicht einmal seine Mutter erkennt ihn wieder. An allem ist die neue Freundin schuld: die und ihre luschigen Badekugeln, Partner-Tattoos und die grotesk vollständige Disney-Sammlung!
Wahrscheinlich verdrehen viele Frauen bei diesen Aufzählungen die Augen. Sexistisch und oberflächlich. Nur weil ein Mann lieber Salat schleudert, als ein Steak auf den Grill zu werfen, soll er direkt unmännlich sein? Eine Pussy? Dabei sind es ironischerweise selten die Kerle, die nach Vanille-Mandel-Shampoo riechende Männer verurteilen. Die wissen nämlich, wie es in einer Beziehung ablaufen kann. Wenn hier jemand einen Mann eine Pussy schimpft, dann sind es meist Frauen.
Sicher, die meisten Männer legen in einer Beziehung zu – an Gewicht. Ein Grund mag sein, dass sie für Beischlaf nicht mehr so viel Drinks ausgeben müssen. Ein realistischer Grund wird aber gewiss in der Sicherheit liegen, dass sie so akzeptiert werden, wie sie sind. Doch ein Mann ist ein von Haus aus unsicheres Wesen, deshalb neigt er zu dummen Aktionen. Zum Beispiel die Adaption von Eigenschaften, die er an seiner Partnerin mag. Anstatt weiterhin den ganzen Tag Playstation zu zocken, installiert er Quizduell und Candy Crush, um ein weiteres Gesprächsthema mit seiner Freundin zu finden. Auf der Gegenseite soll es auch Kerle geben, welche auf die Meinung ihrer Partnerin pfeifen. Laut meiner Erfahrung haben die aber nur nie gelernt, andere Frauen neben ihrer Mutter zu akzeptieren.
Apropos Weicheier. Wie gesagt, bisher erlebte ich nur Kritik aus den Reihen der Frauen, wenn ein Mann sich in einer Beziehung wandelt. »Du hast nie Zeit für Bier!« wäre der schlimmste Vorwurf, den ein Mann in so einer Situation seinem vergebenen Kumpel machen würde. Frauen hingegen sind ganz aus dem Häuschen und machen sich über Pärchen-Profilbilder lustig. Hier ist von simpler Eifersucht auszugehen, denn Frauen ertragen es wie bekannt nicht, wenn Geschlechtsgenossinnen mehr Spaß haben, als sie selbst. Aus diesem Grund wird der Typ zur Pussy erklärt und seine Freundin zum manipulativen Scheusal degradiert. Dieser klassischen Stutenbissigkeit gekoppelt mit Vorwürfen kann man als Mann kaum etwas entgegenwirken. Um sich dann doch wieder ein Stück männlicher zu fühlen, trinken sie vermehrt Proteindrinks – mit Vanillearoma.
Es gibt leider keinerlei brauchbare Studien, die Gründe aufweisen, warum vergebene Männer zu Pussies werden. Möglicherweise wurden sie es nie, sondern waren es schon immer; also Personen, welche die Grenzen zwischen »typisch männlich« und »typisch weiblich« sprengen. Die mit dieser Rolleneinteilung im Alltag weitaus weniger anfangen können, als ihnen anerzogen oder beigebracht wurde.
In Zeiten, in denen sich Frauen zunehmend über verweichlichte Männer empören, während an anderer Stelle über Sexismus in der Werbung debattiert wird, bleiben wir Bartträger ratlos zurück. Deshalb mein persönlicher Ratschlag, um sich gegen Weicheier-Vorwürfe zu wehren: werft die fette Ziege auf den Grill, rasiere sie vorher mit dem Body Shaver, wasche Deine Haare mit ihrem Blut, singe dabei laut »Thinking Out Loud« und macht ein Selfie davon. Eure Freundinnen werden euch schon verstehen.
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