Gesundheit

Warum man Männerschnupfen ernst nehmen sollte

Von Frauen verspottet, von Männern gefürchtet. Die schlimmste Krankheit, die das starke Geschlecht heimsuchen kann, ist der Männerschnupfen.

Spottet nur, ihr Frauen. Ihr habt ja keine Ahnung, was für Höllenqualen so ein ausgewachsener Männerschnupfen mit sich bringt. Diese Krankheit ist nicht mit so einer Pillepalle-Erkältung zu vergleichen, sondern versetzt das starke Geschlecht in einen Ausnahmezustand.

Es macht vor nicht allzu langer Zeit ein Sketch mit dem Titel »Männerschnupfen« die Runde, der dank Viralmarketing ordentlich für Gelächter und Hohn sorgte. In diesem Clip wird die Gefährlichkeit der lebensbedrohlichen Krankheit nicht nur heruntergespielt, sondern auch zur Lachnummer pervertiert. Für alle, die das Video nicht kennen, sollten sich lieber das britische Original antun, in dem der Umgang mit der sogenannten »Man Cold« erläutert wird.

Mit jedem »Hatschi!!!« dem Tod ein wenig näher

Den meisten Frauen wird das Lachen im Halse stecken bleiben, wenn sie erst mal erkennen, dass ein Männerschnupfen ernst zu nehmen ist. Es ist zum Beispiel erwiesen, dass Frauen deutlich besser auf Grippeviren reagieren, da hohe Testosteronwerte einer Erkältung Tür und Tor öffnen. Männer leiden somit von Haus aus deutlich mehr, wenn die Nase läuft. Das männliche Immunsystem ist auf so einen derben Schlag noch nie genügend vorbereitet gewesen.

Wahre Männer verzichten auf solche Zeitfresser wie Arztbesuche. Warum den halben Tag im Wartezimmer verplempern, wenn doch eh bereits klar ist, dass der Tod anklopft? Ein Männerschnupfen braucht die volle Aufmerksamkeit – am besten vom gesamten Umfeld. Deshalb informieren Männer rücksichtsvoll über das Netz und Handy alle Personen, die ihnen etwas bedeuten. Damit im schlimmsten Fall alle dementsprechend vorbereitet sind.

Der ewige Vorwurf, dass Männer selbst die maximale Aufmerksamkeit einfordern aber sich selbst extrem ignorant verhalten, sofern die Freundin oder Ehefrau erkrankt, ist freilich ausgemachter Unfug. Viel mehr ist es die höhere Lebenserwartung bei Frauen, die Männer in Sicherheit wiegen. Nichts ist vergleichbar mit einem Männerschnupfen. Nicht einmal die Wechseljahre.

Die sieben Phasen eines Männerschnupfens

»Quatsch! Ich bin nicht krank!«

Natürlich ist die erste Reaktion abweisend. Schließlich werden Männer nicht krank, da sie Männer sind. Fressen oder gefressen werden, auf der Welt ist kein Platz für kränkelnde Jammerlappen. Aus diesem Grunde werden erste Symptome wie drei verbrauchte Taschentuchpackungen in einer Stunde gerne ignoriert.

»Okay, vielleicht läuft ein wenig meine Nase«

Die erste Einsicht ist schmerzhaft und kostet jede Menge Überwindung. Natürlich ahnt der betroffene Mann, dass er unter Umständen bereits seinen Sarg vorbestellen kann. Jedoch spielt er es noch gekonnt herunter, damit er weiterhin einen ganzen Kerl symbolisiert.

»Warum erwischt es ausgerechnet mich?«

Alles klar, er ist krank. Er sieht es ein und versinkt im Selbstmitleid. Nicht nur, dass er seine Erkrankung nicht fassen kann … er schreckt auch nicht vor Verschwörungstheorien zurück, wer alles für diesen unzumutbaren Zustand verantwortlich sein könnte.

»Machst Du mir eine Suppe?«

Ab diesem Punkt ist ein Rückschritt in die Krabbeljahre zu vermerken. Da hilft nur noch ausgiebiges Bemuttern. Das bedeutet, dass eine verfügbare Frau nicht nur Nahrung und Tee zubereiten muss, sondern darüber hinaus auch noch Trost und Verständnis spendet.

»So krank war ich noch nie!«

Das schlimmste Schicksal auf der Welt muss einem erkankten Mann widerfahren. Nicht nur, dass er sich selbst nicht daran erinnern kann, jemals so krank gewesen zu sein. Nein, er ist sich ziemlich sicher, dass er nicht mal im Bekannten- und Freundeskreis auch nur ansatzweise so einen schlimmen Fall von Männerschnupfen erlebt zu haben.

»Scheiß Arschlochschnupfen!«

Es folgt die Weißglut. Pure Aggression gegenüber der eigenen laufenden Nase, auf die man am liebsten einschlagen möchte. Zwar wirft ein von Männerschnupfen geplagter Mann nicht mit Tellern um sich, aber wirkt aufgrund seiner hasserfüllten Verbalausfällen nicht besonders zurechnungsfähig.

»War eigentlich nicht der Rede wert«

Spätestens wenn der Mann wieder einigermaßen fit ist, vertuscht er die letzten Tage. Kein Wort mehr über das eingeforderte Bemuttern oder das Zudecken. Verharmlosend ist er der Meinung, dass es ja im Grunde ein Klacks war. Lachhaft geradezu, wie sich manche so sehr um ihn gesorgt haben. Er und krank werden – pah!

Photo: The Hour of the Wolf by Stu, CC 2.0

Oliver Peters

Notorischer Schwarzmaler und Weltmeister im »Böse gucken«. Geboren am Niederrhein, verdorben durch den Rest der Welt. Mag Pandas, verabscheut Pendeln. Kontakt: Facebook, Twitter oder Email.

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Veröffentlicht von
Oliver Peters
Schlagwörter: KrankheitenMänner

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