Nicht nur zwei linke Füße verscheuchen Frauen, wenn Männer zum Tanz auffordern. Was folgt nach dem Balz-Ritual und warum hat das alles mit Vögeln zu tun?
Der Tanz ist ein typisches Balzritual und zwar bei wirklich allen schrägen Vögeln. Ich habe öfter das zweifelhafte Vergnügen, menschlichen Tölpeln bei ihrem Versuch, Weibchen zu beeindrucken, beobachten zu dürfen. Ornithologie 2.0. Nun ist es ja nicht so, dass jeder Kerl ein Bewegungslegastheniker ist. Umso mehr fallen einem aber die unfähigen Spezis ins Auge, manchmal auch im wahrsten Sinne des Wortes. Wisst ihr, Dinge die ich nicht beherrsche, lasse ich! Freundlichkeit simulieren zum Beispiel.
Während meiner Studien konnte ich verschiedene Balztypen ausmachen, die ich euch vorstellen möchte. Wer weiß, vielleicht wecke ich ja bei dem einen oder anderen Interesse für diesen Zweig der Forschung. Für diese wissenschaftliche Studie ist es wichtig, den richtigen Standort, die richtigen Rahmenbedingungen und die richtige Zeit zu wählen. Ich empfehle eine Disco an einem Samstagabend, in der die schmissigsten Hits der 80er gespielt werden. Das ist deshalb wichtig, weil die 80er Männchen einer größeren Altersspanne anlockt.
Anders als bei anderen Beobachtungsstudien der Fauna ist es hierbei wichtig, sich gut sichtbar zu platzieren. Die Objekte dieser Studie balzen nämlich nur auf Sichtkontakt, #mussmanwissen. Und schon nähert sich das erste Exemplar.
Ein flotter Song ertönt und plötzlich flitzt etwas mit einem Affentempo von links nach rechts durch mein Blickfeld. Während ich noch »Nanu?« denke, saust es wieder von rechts nach links. Die Energie dieses Männchens kompensiert den ganz offensichtlichen Mangel von Taktgefühl. Das Motto dieses Balztanzes lautet: »Mehr hilft mehr, schau nur wie viel Energie ich habe!« Vermutlich versucht dieses Gezappel meinen Jagdinstinkt zu stimulieren. Leider vergisst das Studienobjekt dabei, dass ein räumlicher Annäherungsversuch meinerseits dank Hyperaktivität vermutlich mit einem ausladenden Aufwärtshaken quittiert würde. Meine blauen Augen sind schön genug, ich brauche davon nicht noch mehr. Also bleibe gut zu sehen sitzen und da kommt schon der nächste.
Die Männchen beobachten sich natürlich auch gegenseitig und das neue Exemplar hat knallhart erkannt, dass mit Speed-Dancing nix zu reißen ist. Also schwoft er sich, natürlich mit einem Kaltgetränk in der Hand, langsam auf die Bildfläche. Schade eigentlich, dass diese Bewegungen absolut nicht zu dem immer noch flotten Song passen – aber hey! Schauen wir doch erst mal, was passiert. Unendlich langsam schiebt sich das Männchen in meine Richtung und fixiert mich dabei in der Hoffnung, mein Wohlgefallen zu erlangen. Es dauert eine Weile, bis ich ihn überhaupt wahrnehme. Er bewegt sich einfach ZU langsam. Es mag sein, dass mein Blickkontakt skeptisch ausfiel, jedenfalls bricht der Schwofer diesen sofort ab, vergräbt das Gesicht in sein Kaltgetränk und sucht langsam Schutz in der Tanzmeute. Als ob jemand leise im Nebel verschwindet.
Meine Aufmerksamkeit richtet sich also auf diese Meute. Schutzkreise gibt es seit den Hexenverbrennungen und ich vermute, wäre eine Dame inmitten dieses Kreises, sie würde sich ähnlich fühlen. Der Mensch ist ein Rudeltier und das gilt auch für das Tanzen. Diese Exemplare stehen alle im Kreis, Bier in der Hand und gröhlen sich gegenseitig textfreie Refrains zu. Meinen Studien zu Folge wird so der Zusammenhalt der Gruppe verstärkt und den Weibchen gezeigt: »Schau! Wenn ich bei Dir nicht landen kann, habe ich immer noch meine Homies!« Dieser Reigen ist eigentlich weniger Balzritual, denn Vorbereitungsmaßnahme auf eben jenes. Ladys, wenn ihr mal wirklich für Irritation sorgen wollt, tanzt einfach mal quer durch diese Männerrunde. Vertraut mir, die panischen Gesichtsausdrücke sind Gold Wert – Oh Gott, eine Frau! Hier! Ah!
Ich tanze also auf die andere Seite und kichere noch leise in mich hinein, da kommt er auch schon angeritten. Der eine Typ, der sich mittlerweile genug Mut angetrunken hat um sich für den Mittelpunkt des Universums zu halten. Er klebt einem am Arsch, leider wortwörtlich, und zelebriert den Cowboy Tanz. Ihr wisst schon. Hoppst wie beim Gangnam Style und haut einem imaginären Pferd auf den Hintern. Ich versuche davon zu galoppieren und habe dabei irgendwie Rossinis Overture zu Wilhelm Tell im Ohr. Zum Glück ist es relativ einfach, ein derart balzendes Männchen abzuschütteln. Der Trick ist, dicht an einer offenherzigen, vollbusigen Blondine vorbei zu tanzen. Die Aufmerksamkeitsspanne solcher Kerle ist nämlich dieselbe einer Eintagsfliege und somit wird er seinen Kurs ändern und fortan hinter dieser Dame reiten.
Etwas enttäuscht von den heutigen Feldstudien setze ich mich wieder an den Rand der Tanzfläche und nuckel frustriert an meinem Cocktail, als mein Lieblingslied beginnt. Plötzlich setzt sich ein Männchen mit durchaus schmuckem Gefieder neben mich und fragt: »Hey. Du hast gelächelt, als der Song begann. Schenkst Du mir diesen Tanz?«
Schenk ich ihm, lohnt sich.
Und während wir zwei komischen Vögel in Harmonie über die Tanzfläche schweben, reitet der Cowboy frustriert zu seinem grölenden Tanzkreis, der nun verstummt ist. Der leise Schwofer reiht sich ein und beim menschlichen Flummi lässt langsam die Wirkung der Aufputschmittel nach.
Und wie ich es nicht müde werde zu betonen: Wir schließen immer von eurem motorischen Verhalten auf’s Bett. Immer.
photo: Atacado by srgpicker, CC 2.0
Spoiler vorab. Die Frage »Und sonst so?« zählt nicht als typische Frage für Deeptalk. Doch…
Es gibt unendliche viele Gründe, den Valentinstag zu hassen. Nicht nur für Singles ist der…
Als Mann muss ich an dieser Stelle gestehen: Ja, auch ich fühlte mich bereits unter…
Das letzte Wochenende war mal wieder fantastisch! Kaum ein Auge zugemacht, die ganze Nacht durchgetanzt,…
Jeder kennt diese eine Person unter den Kollegen, die einem beim Sprechen immer viel zu…
Es gibt diese süße Radio-Station, dessen Name mir gerade entfallen ist. Der Name spielt keine…