Glücklich? Das kann man blitzschnell ändern – oder auch in 23 Minuten. Mit der dementsprechenden Morgenroutine erreichst du Unzufriedenheit im Nu!
Oh, diese Optimisten! Wollen mir ernsthaft weismachen, dass ich mir mit einer 23-minütigen Morgenroutine den Alltag angenehmer gestalten könnte. Ich glauben denen kein Wort. Als ob ich mich in diesen schweren Zeiten mit solchen billigen Tricks positiv konditionieren könnte. Pah! Stattdessen glaube ich an die unerschöpfliche Macht des Negativdenkens. Zur Bestätigung brauche ich nur 30 Sekunden bei Facebook rumscrollen oder die Nachrichten einschalten. Freilich freut sich die Wellness-Industrie, wenn ich die ganze Happiness-Scheiße für voll nehme und sie mit meinen besten Möglichkeiten unterstütze – mit meiner Kohle.
Nein, so einfach kann es nicht sein. Viel unkomplizierter und erfüllender ist es dagegen, sich dem ganzen Rotz zu stellen und die Verschlimmerung zu zelebrieren. Vor Problemen ist schließlich niemand gefeit und ein Stimmungstief lässt sich nicht wegjoggen oder verdrängen. Letzteres wird zwar kontinuierlich versucht, doch unser Unterbewusstsein weiß es einfach besser.
Der US-amerikanische Autor Shawn Achor will mir mit seinem Buch »The Happiness Advantage: The Seven Principles of Positive Psychology That Fuel Success and Performance at Work« das Gegenteil beweisen, indem er behauptet, dass man mit positiven Gedanken seine Produktivität bis zu 31 Prozent steigern kann. Dabei ist in einem Artikel aus »Der Welt« zu lesen, dass Pessimisten länger leben als Optimisten. Verlängere dein Haltbarkeitsdatum, indem du dir folgende Morgenroutine aneignest.
Die erste Möglichkeit erklärt sich von selbst. Im Hinterkopf belasten uns stets lästige Termine, störende Aussagen und vor allem die quälende Frage, ob noch genug Fressalien im Kühlschrank sind. Schreibe sie nieder, um sie noch mehr in dein Blickfeld zu rücken. Eine solche Liste könnte ungefähr so aussehen:
Mit Hilfe dieser kleinen überschaubaren Liste des Schmerzes wird dir direkt bewusst, warum du dich heute krank melden wolltest. Blöd nur, dass beim depressionsbedingten Home-Office das Geschmatze umso deutlicher wird, weil Katy Perry in deinem Land nicht verfügbar ist.
Dauer: 2 Minuten
Besonders an Wochenenden drängt sich eine gewisse Unbeschwertheit auf, die man in Sekundenschnelle abtöten kann. Man erweitert den ersten Tipp und schreibt etwas detaillierter auf, was am vergangenen Tag so richtig in die Hose ging. Die meisten Probleme entstehen ja auf der Arbeit oder im Beziehungsleben, aus diesem Grund dürfte das nicht weiter schwerfallen. Auch hier dient die Niederschrift der Vergegenwärtigung des persönlichen Unglücks. Lyrisch Begabten bietet sich an, die erlebten Qualen in Verse zu verpacken.
Oh Arbeit, böse Arbeit
was lässt du mich schuften
und abends
wenn das Rascheln der Blätter
verstummt
bist du zu müde
für Hygiene, sei es
Seele oder Intimbereich
Dauer:2 Minuten
Ein … trommelwirbel … Selbstläufer. Leuten, denen Sport irgendwelche Endorphinausschüttungen beschert, habe ich noch nie getraut. Gerade dann, wenn man sich widerwillig aus dem Bett gequält hat und direkt ein paar Meter weiter rollt, um lächerliche Sit-Ups zu machen. Wozu eigentlich? Sicher, so ein durchtrainierter geiler Körper hat schon was Reizvolles – kann man zum Beispiel die reizhungrigen Instagram-Follower mit befriedigen. Aber bedenke all die entspannten Morgenstunden mit Kaffee und Kippen, die du dir entgehen lässt. Aber: ohne Fleiß keinen Preis. Also auf den Boden, du Wurm! Und gib mir 20!
Dauer: 15 Minuten
Der nächste Tipp eignet sich nicht nur zum Runterkommen (du musst von den drei Liegestützen wahrscheinlich tierisch außer Atem sein), sondern auch, um die Leere in deinem Leben zu spüren. Das vollkommene Nichts, was deine Existenz ausmacht. Ein kleiner unbedeutender Teil in diesem gigantischen Kosmos. Atme mehrfach tief durch, um deine Kurzatmigkeit zu spüren. Wenn es dir gelingt, dich auf diesen Moment zu konzentrieren, dann bist du eine Ausnahmeerscheinung oder hast bereits mit allem abgeschlossen. Alle anderen haben stets die Uhr im Auge, damit sie sich endlich aus dieser unbequemen Meditationspose befreien können.
Dauer: 2 Minuten
Zum Schluss die Königsdisziplin. Den persönlichen Frust steigerst du ins Unermessliche, wenn du Unbeteiligte mit hineinziehst. Hast du noch eine Rechnung mit deiner Ex/deinem Ex offen? Nun ist der perfekte Zeitpunkt, um alle gespielten Orgasmen zuzugeben. Oder warst du so leichtsinnig, einem Kumpel etwas Geld zu leihen? Schreibe ihm, dass du zwar gerne den Sponsor spielst, aber ihm ab sofort Zinsen berechnest. Ist niemand im persönlichen Umfeld zum Angriff geeignet, ist Facebook und die dortige Kommentarfunktion dein bester Freund.
Dauer: 2 Minuten
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Wie geil ist das denn Olli ?! ?
Manchmal reichen auch nur die anderen ...
Scheisse fällt zwar nicht vom Himmel, treffe ich aber täglich auf der Straße wenn ich meine Tochter zur Schule bringe.... ?Gott und dann wieder den Dreh finden ? Nichts ändert sich im Leben...