Ratgeber

Wie man sich politisch inkorrekt verhält

Sich politisch korrekt zu verhalten, ist gar nicht so einfach. Weil es viel bequemer ist, nur sich selbst im Auge zu behalten, eignen sich dazu diese Tipps.

Niemand möchte unangenehm auffallen. Aus diesem Grund ist der nun folgende Beitrag nicht als Anleitung zu sehen, sondern vielmehr als Warnliste. Insofern du bei jeder Interaktion mit deinen Mitmenschen unangenehm aus der Rolle fallen möchtest, sind die Hinweise auf die Umsetzung eines politisch inkorrekten Verhaltens gewiss brauchbar.

Leider haben sich einige Zeitgenossen das Label »politisch inkorrekt« auf ihre Fahnen geschrieben, um eine angebliche kritische Haltung zur Gesellschaft und Politik zu signalisieren, nach der niemand gefragt hat. Dieser Beitrag hat auch damit nichts am Hut. Vielmehr geht es um eine gewisse Selbstreflexion und dem Dilemma einer politisch korrekten Bezeichnung. Putze oder Facility ManagerIn?

Political correctness gone mad!

Dass es mitunter absurd werden kann, überrascht kaum. So wurde zum Beispiel der britische Pudding mit der aussagekräftigen Bezeichnung »Spotted dick« im Jahr 2001 kurz in »Spotted Richard« umbenannt, um Penis-Assoziationen zu unterbinden. Oder als britische Jobanzeigen die Eigenschaft »hard-working« weggelassen haben, um faule Leute nicht zu diskriminieren. Die Möglichkeiten scheinen unendlich. Für einen allgemeinen Einstieg geht man wie folgt vor:

Mache Unterschiede immer deutlich

Vorurteile sind super. Sie eignen sich hervorragend, um einzelne Personen oder gar Personengruppen in eine Schublade zu stecken. Insbesondere bei akut auftretender Faulheit sind Sätze wie »Sie ist blond, was erwartest du da außer schlechten Witzen aus den 90ern?« Gold wert. Die Punkte Familienstand, Hautfarbe, Bildung und Beruf können wunderbar waghalsige Steilvorlagen kreieren und machen dich zur Ausnahmeerscheinung in jeder Diskussionsrunde.

Behandele Frauen wie Schaufensterpuppen

Ein Macho sieht eine Frau ausschließlich in der Küche und im Schlafzimmer. Ein politisch inkorrekter Kerl ist aus ähnlichem Holz geschnitzt, denn er traut Frauen gar nichts zu. Frauen (gerne auch »Mädels« oder »Fräulein«) sind anscheinend infolgedessen unfähig, eine Türe zu öffnen oder einen Mantel alleine anzuziehen. Wörter wie »Frauenquote« lösen Angst und Schrecken aus, zum Glück ist ein Gehaltsunterschied zwischen Mann und Frau immer noch deutlich. Was tut Mann nicht alles dafür, um die Unterschiede zu erhalten.

Gebrauche Bezeichnungen, die tabu sind

Neger, Mongo und Friseuse. Solche Ausdrücke stellen ein trojanisches Pferd deiner Rhetorik dar; sie sollen zwar eine unter Umständen lästig lange Umschreibung vereinfachen, aber besitzen eine Subbotschaft. Für die meisten Menschen sind die genannten Begriffe Zucker in den Ohren und sie kleben an deinen Lippen, bis du ins nächste verbale Fettnäpfchen stolperst. Ausnahme: Du bist jenseits deines 90. Geburtstags. In so einem Fall sieht man über solches Verhalten wohlwollend hinweg.

Spreche stets von Minderheiten

Ohnehin ist es sehr schick, sämtliche Personengruppen, denen man nicht angehört, mit einem abwertenden Begriff von der eigenen Vorstellung einer normalen Person abzugrenzen. Natürlich repräsentierst du den Prototypen dieser -zugegeben recht subjektiven – Normalität. Steigern kannst du deine politische Inkorrektheit nur noch, wenn du diese Taktik in Verunglimpfungen einfließen lässt. Wie sagten wir noch in der Grundschule? »Bist du behindert oder was?«

Dränge allen dein Weltbild auf

Sobald der zweite Weihnachtstag vorbei ist, verkündest du begeistert: »Juhu, nur noch 365 Tage bis Weihnachten«. Ganz davon zu schweigen, dass es dank gut organisierter Discounter eh höchstens 182 Tage bis zum ersten Lebkuchen dauert. Persönliche Standards eignen sich ideal, um die ignorante Rampensau zu geben. Aus diesem Grund wird von dir jeder schräg angeschaut, der nicht jährlich nach Malle reist und Sonntagabend auf den Tatort verzichtet. Ungläubiges Pack.

Fazit: Sei ein intoleranter Vollarsch

Nutze all diese Punkte, um deine Unsicherheiten und Ängste nach außen zu tragen. Mache gezielt Personengruppen für dein erlebtes Unglück verantwortlich. Stelle deine Person sowie deine Argumente nie in Frage. Sprich von Lügenpresse, wenn die Medien keine Plattform für deine Meinung bieten. Bezeichne Dich selbst als Opfer, wenn du Aufmerksamkeit suchst. Distanziere Dich, um eine bequeme Position zu sichern. Immer schön mit zweierlei Maß messen. Alles wie gehabt.

Oliver Peters

Notorischer Schwarzmaler und Weltmeister im »Böse gucken«. Geboren am Niederrhein, verdorben durch den Rest der Welt. Mag Pandas, verabscheut Pendeln. Kontakt: Facebook, Twitter oder Email.

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Oliver Peters

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