Für die Einen stellen sie die Betreffzeile zu den Fenstern zur Seele dar. Für Andere wiederum ein wildes zu zähmendes Büschel Haare. Oder schlicht und einfach: Augenbrauen.
Lydia trägt sie schmal, Mareike lieber buschig. Jennifer zeichnet nach und Moni hat Schiss, mit Theo Waigel verglichen zu werden. Böhmische Dörfer. Augenbrauen, oder treffender die Obsession bezüglich der Haarleisten begreife ich nicht. Muss ich eventuell auch nicht? Selbst darüber bin ich mir nicht im Klaren. Ähnlich verdutzt reagierte ich letztens beim Friseur meines Vertrauens, als ich gefragt wurde: »Und? Augenbrauen auch?« Panik machte sich breit. Immer grauer? Okay! Haare aus Ohren und Nase? Meinetwegen. Aber jetzt soll etwas mit meinen Augenbrauen nicht stimmen? Verrückte Zeiten.
Vielleicht muss man die Aufregung um Augenbrauen tatsächlich nicht verstehen. Verwirrung stiftend ist bereits die Deutung der Mimik, bei denen die Brauen eine wichtige Rolle spielt. Laut Wiki werden hochgezogene Augenbrauen – Ihr wisst schon, ungefähr so: 🤨 – in arabischen Ländern als Ablehnung interpretiert. In Peru hingegen soll der Ausdruck für »Bezahl mich!« stehen. Während die Augenbraueninterpretation viele Fragen offen lässt, scheinen in Sachen Ästhetik strenge und unmissverständliche Regeln zu gelten: ohne die passende Braue sollte sich niemand in die Öffentlichkeit wagen.
Unzählige YouTube-Anleitungen und Fachartikel zeigen, wie Augenbrauen im Allgemeinen auszusehen haben. Monobraue ist (mittlerweile) tabu, stattdessen sollten stilbewusste Personen lieber auf »Messy Brows« setzen – ja, ich musste das auch googeln. Dank des jahrelangen Drucks der Schönheitsindustrie (Lieblingsthema Cara Delevingne) und der Medien wirken alle gleich viel natürlicher. Dabei verkündete Glamour noch im August letzten Jahres, dass »dünne Augenbrauen zurück« seien. Aber hey, der nächste Trend ist bereits in der Mache, um allgemeines Unbehagen und Unsicherheit zu verbreiten!
Trotz meiner Ahnungslosigkeit habe ich jedoch eine Sache schnell kapiert: manche verstehen bei diesem sensiblen Thema keinen Spaß. Mich träfe wahrscheinlich direkt ein Blitz, wenn ich es wagen würde, die Brauen meines Umfelds zu kommentieren: »Nicht so schlimm wie in den 90ern! Da malte mal sich noch feine Striche.«
Bei meinen Recherchen stieß ich auf einen Artikel, bei dem ich mich frage: Ironie oder nicht? Der »Augenbrauen-Guide« für Männer belustigte mich mit der Zwischenüberschrift »Wie Augenbrauen dein ganzes Leben verändern können«. Dank dieses Guides soll es mir möglich sein, der »Welt zu zeigen, wie geil ich bin«. Hmm. Mir ein neues Lebensgefühl zupfen? Die Welt mit dem richtigen Einsatz einer Pinzette dominieren? Wie gesagt, ich verstehe Augenbrauen einfach nicht.
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