Wird man direkt zum Alkoholiker, nur weil man aufgrund des Lockdowns aus seiner alltäglichen Routine gerissen wird? Die schlichte Antwort lautet: Ja.
Es fing alles harmlos an. Homeoffice, check. Playlist zusammengestellt, check. Toilettenrollen nachgezählt, check. Doch irgendwas fehlte. Lustlos schlurfte ich in die Küche, um Tag X in diesem Lockdown aufzuwerten. Vielleicht etwas Schokolade? Näää. Was zum Knabbern? Ach, lass ma. Auch beim Öffnen des Kühlschranks packte mich keine Begeisterung, bis auf die kleine unschuldige Flasche Pils, die ich im Augenwinkel wahrnahm. Verlockend, musste ich zugeben. »Kein Bier vor Vier!« sagte ich weise und verließ die Küche wieder.
Wieder vor dem PC angekommen, klickte ich demotiviert lästige Emails weg und konnte nicht einmal meiner sonst heftig groovende Playlist etwas abgewinnen. Stattdessen schnaufte ich lautstark, ließ mich hängen und gestand mir ein: ich bin ein schwacher Mensch. Bewegungslos verblieb ich so für ein, zwei Augenblicke. Ich könnte das Bier ja auf dem Weg von der Küche ins Arbeitszimmer trinken, dann wäre es praktisch ein Wegbier und nicht existent. Oder ich warte.
Keine Ahnung, ob man die folgenden Momente nachempfinden kann: im Lockdown kam es zu diesen besonderen Momenten der vollkommenen Orientierungslosigkeit. Zeit und Raum spielten keine Rolle mehr; ebenso wenig, wann zuletzt geduscht wurde. War das Brot trotz Schimmel essbar? War das mein Atem? Und wo war meine Hose? All diese Dinge verloren an Bedeutung. So auch die Uhrzeit. Somit fand ich mich in der Küche wieder. Gebrochen, aber durstig.
»Gegen ein einziges Bier wird ja wohl niemand was sagen«, versicherte ich mir. Wer denn auch? Ist ja niemand hier, außer meiner Wenigkeit. Das Bier und ich. Wir wurden innerhalb weniger Sekunden beste Freunde. Der erste Schluck füllte die innere Leere, die sich im Lockdown in mir breit gemacht hatte. Was ein Gefühl! Unbeschreiblich. Ich fühlte mich, als ob es kein Morgen geben würde. Und wenn, dann wüsste ich eh nicht, welcher Wochentag das wäre.
Vier Flaschen später. Auf dem Display meines Smartphones stapeln sich die Neuigkeiten und Fragen, wo ich denn stecke. Keine Lust auf Quatschen. Ich könnte mir was Essbares suchen. Oder ich trinke einfach noch ein Bier. Hatte ich heute etwas vor? Was Wichtiges? War da nicht eine TelKo am späten Nachmittag? Hmm. Hatte schon ewig keinen Cuba Libre mehr. Cocktails bereiten immer gute Laune – auch ohne Schirmchen.
Mittlerweile sind gewiss schon einige Tage vergangen. Aufgrund meiner spärlichen Kontakte wie bei meinen Bestellungen beim Lieferanten des Getränkebringdienstes beschränkte sich mein Vokabular auf »Prost« und »Danke«. Mein Weg zur vollkommenen Verwahrlosung war bezeichnend simpel. Der Lockdown wird früher oder später enden, das war mir damals schon klar. Doch ein anderes Problem machte sich in meinem Leben breit: wie werde ich all die leeren Schnapsflaschen los?
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