Miteinander

Wahre Gründe, warum Männer fremdgehen

Don’t talk about sex, baby. Es muss nicht immer nur um das Eine gehen, wenn Männer fremdgehen. Manchmal geht es auch um das Andere.
Glaubt man den Vorabendserien und Schmink- und Sexmagazinen, sind Männer simple triebgesteuerte Augentiere, die sich mit schweren Genitalien durch den Alltag schleppen. Stets auf der Suche nach bedeutungslosem, aber dafür unkompliziertem Beischlaf, setzen sie gar ihre Partnerschaft auf das Spiel. Während die nichtsahnende Frau oder Lebensgefährtin daheim den Erbseneintopf rührt, rammelt der Boyfriend irgendeiner Fremden das Hirn raus. Diese Klischees sind längst abgedroschen, doch halten sich bei der Frage, warum Männer fremdgehen, erstaunlich tapfer in den Hinterköpfen. Eins kann man jedoch direkt zu Beginn festhalten: Es geht beim Fremdgehen nicht nur um Sex.

Buh-Mann: Triebhaft fehltgesteuert

Bei Recherechen rund um das Thema Fremdgehen wird schnell deutlich, dass sich eine einheitliche Lobby gegen Männer gebildet hat. Egal, ob auf Freundin, GoFeminin oder oben genannter Glamour – sie alle verurteilen die Triebhaftigkeit des Mannes. Leuchtet auch ein, da schließlich die Auflage gesichert sein will. Welche Frau will neben der Anleitung zur Bikinifigur schon lesen müssen: „Männer gehen fremd, weil Frauen zu oft meckern!“
Mit dieser fiktiven Schlagzeile steigen wir direkt in die wahren Gründe ein, warum Männer fremdgehen. Die Triebe des Mannes sind nicht stärker ausgeprägt als bei einer Frau; sie sind durch Erziehung und der gesellschaftlich (überholungswürdigen) Position der Frau nur offensichtlicher. Eine Frau, die ihre Sexualität offen auslebt, genießt weiterhin einen zweifelhaften Ruf. Traurigerweise muss sie sich schon fast wegen ihrer Libido schämen. Als Kerl hingegen muss eine gewisse sexuelle Aktivität angetäuscht werden, da sonst die Mutter den Sohn bei „Schwiegertochter gesucht“ anmeldet.

Warum lässt sich ein Mann auf eine Affäre oder einen Seitensprung ein? Wir stellten fest, dass es nicht so einfach auf den Trieb reduziert werden kann. Auch sollte nicht „biochemisch“ oder „evolutionstechnisch“ argumentiert werden, wie in diversen Artikeln nachzulesen ist. In einer medieninspirierten Welt, in der unglaublich viele Männer mit Helene Fischer fremdgehen würden, wird man schwerlich die Antwort darauf finden. Stattdessen lohnt sich der Blick in den Spiegel – oder eher auf die eigenen grundlegenden Bedürfnisse – wie Zuneigung und Bier.

5 Gründe, warum Männer fremdgehen

Er will so sein, wie er ist

Jedes Paar kennt diese Diskussionen, in denen es darum geht, wer das letzte Wort hat. Das Argument „Ich habe recht!“ wechselt sich ab mit „Nein, ich habe recht!“ – und mutiert schnell zum Rechthaber-Tischtennis. Unerwünschter Nebeneffekt eines jeden Streits ist, dass der Mann sich nach dem Streit lieber „in seine Höhle“ zurückzieht, welche nun ein Bastelkeller, seine Playstation, eine Kneipe oder Facebook sein kann. Worst case wäre nun, wenn er in dieser Phase nach dem Streit auf eine Frau trifft, die noch gar nichts von seinen Macken weiß. Diese lächelt ihm mit verführerischem Blick zu, weil sie noch nicht ahnt, dass er im Bett seine Socken nicht auszieht und täglich WoW zockt. Diese Erfahrung wird erst noch kommen, wenn es vielleicht viel zu spät ist. Aber mit einer „frischen“ Bekanntschaft ist es so viel einfacher, seine Schokoladenseite zu präsentieren. Wer will da schon über Socken reden und dann auch noch auf sein Recht bestehen.
Expertentipp: Ihn einfach mal Mann sein lassen – mit Bier, Muffelsocken und Comicverfilmungen.

Zu viel Kriti

In jeder Beziehung kommt der Moment, in der man sich nicht mehr alle paar Sekunden zuflüstert, wie toll man den anderen findet. Das Phänomen nennt man Alltag. Dieser macht sich leider recht schnell in jeder Partnerschaft breit und erstickt schonungslos alle verliebten Worte im Keim. Männer sind verletzlich, wie wir durch Grönemeyer wissen. Durch den Mangel an Aufmerksamkeit und Zuneigung kommen Kerle auf die dumme Idee, sich diese positive Erlebnisse bei einer neuen Flamme zu suchen. Schlimmer ist nur noch, dass die meisten Männer ohnehin nicht gelernt haben, mit Gefühlsäußerungen umzugehen. Also selbst wenn man ihnen täglich auf Post-Its vermerken würde, wie großartig sie die letzte Nacht waren, würden sie vor Verlegenheit rot anlaufen und stammeln. Ganz anders jedoch bei einer neuen Liebschaft – denn in der Kennenlernphase ist jedes noch so doofe liebliche Wort erlaubt, wie zum Beispiel: „Ich finde Dich so toll, ich würde so gerne in Dich kriechen und zu Deinem Herzschlag Walzer tanzen“.
Expertentipp: Ihm ständig sagen, wie toll er ist. Auch wenn er es selten ist.

Keine Verantwortung tragen

Mit den Jahren in einer Beziehung übernimmt man die Verantwortung für den geliebten Partner. Schließlich ist eine Form der Liebe ja das „Kümmern“, die aber nicht unbedingt nicht übertrieben im „Bemuttern“ enden sollte. Aber ein freiwilliger Einsatz, weil der Frau gegenüber die Liebe verdeutlicht sein möchte, zeigt sich am deutlichsten in Alltagssituationen wie Türen aufhalten oder Handtaschen tragen. Gefährlich wird es nur, wenn der Mann sich einbildet, dass eine Frau die besagten Türen nicht mehr alleine öffnen kann oder zu schwach ist, die eigene Handtasche zu tragen. Mit diesem falschen Eindruck setzt er sich selbst unter Druck. Muss er immer zur Stelle sein? Immer 100% geben? Klingt nach einer unzumutbaren Aufgabe. Eine neue Frau würde niemals solche Ansprüche stellen, schließlich kennt sie ihn ja noch nicht und weiß gar nicht, wie toll er Handtaschen tragen kann. Deshalb neigt ein Mann zum Seitensprung, wenn er sich einbildet, dass er eine übertriebene Verantwortung für seine Frau oder Freundin tragen muss.
Expertentipp: Öfter mal die Handtasche selber tragen.

Sich gewollt fühlen

Wer möchte nicht begehrt werden? Schließlich streben wir ja alle einem Ideal an, welches wir aus Film und Fernsehen kennen. Immer mehr Leute finden ihr zweites Wohnzimmer im Fitness-Studio; alles unter dem Label Gesundheit und Wellness. Dass es dabei um reinen Narzissmus und Egobestätigung geht, spielt nur untergeordnet eine Rolle. Menschen haben verlernt, anderen Personen Vertrauen zu schenken. Viel eher glauben sie dem, was die Bildschirme dieser Welt – zu der ich gerade auch das Spiegelbild zähle – uns verraten. In einer Beziehung ist dies ein großes Problem. Wie soll man den geliebten Partner davon überzeugen, dass man sie oder ihn begehrt? Sie glaubt einem ja doch nicht. Dabei ist es doch der größte Wunsch eines jeden, endlich eine Rolle zu spielen – für irgendwen, irgendwo, irgendwie. Doch wenn ich nicht einmal mich selbst per Spiegelbild überzeugen kann, wie sollen es dann die Worte meines Partners. Auch hier bietet Fremdgehen so viel neues Terrain für Bestätigungen aller Art. Vielleicht ist so mancher Mann süchtig nach diesen Worten, die dem Ego schmeicheln sollen.
Expertentipp: Ein T-Shirt mit seinem Foto tragen mit der Unterzeile: Ich will Dich, MEIN HENGST.

Sex

Na gut, am Ende ist es vielleicht doch nur Abwechslung und körperliche Bestätigung im Bett.
Expertentipp: In der Beziehung einfach mal den Kopf ausschalten.


photo: 176/365 – Always Kiss Me Goodnight by Courtney Carmody, CC 2.0

Oliver Peters

Notorischer Schwarzmaler und Weltmeister im »Böse gucken«. Geboren am Niederrhein, verdorben durch den Rest der Welt. Mag Pandas, verabscheut Pendeln. Kontakt: Facebook, Twitter oder Email.

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Veröffentlicht von
Oliver Peters
Schlagwörter: FrauenMännerSex

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