Miteinander

Wie Du einen Psychopathen erkennst

Psychopathen sind mitten unter uns. Sie bestechen mit Charme, Intellekt und vorgetäuschtem Interesse. Schütze Dich und Deine Seele mit folgenden Tipps.

Wir werden immer ängstlicher und Bindungen zu anderen Menschen aufzubauen ist beileibe nicht so einfach, wie eine Freundschaftsanfrage zu versenden. Aus gutem Grund womöglich, denn schließlich scheint es so, als hätte jeder einige Leichen im Keller. Natürlich muss man nicht direkt zum »American Psycho« mutieren, da genügen weitaus simplere Charaktereigenschaften. Psychopathen sind mitten unter uns und fallen höchstens auf, wenn man genauer hinschaut.

Manchmal schwimmen sie mit dem Strom, doch im richtigen Moment bremsen sie für eine 180 Grad Kehrtwende ab. In diesen Momenten ist Vorsicht geboten, denn sie nähren sich nicht nur an Deiner Naivität, sondern rücken sich gerne in ein blendendes Rampenlicht. Damit Du nicht nur konsumierender Zuschauer bleibst, sondern deren miese Show durchschaust, empfehlen sich folgende Hinweise. Sei gewarnt, denn mit Sicherheit bist Du bereits mit etlichen Psychopathen in Berührung gekommen – wie zum Beispiel beim letzten Pärchenabend.

Doch woran erkenne ich nun einen Psychopathen?

01. Er ist ein Charmebolzen

Das richtige Wort zur richtigen Zeit ist kein Problem für einen wahren Psychopathen. Sie »liken« jeden Deiner lächerlichen Posts über Dein Mittagessen und überhäufen jedes Deiner Profilbilder mit Komplimenten. Er ist sogar eine dieser Ausnahmen, die während einer Konversation mit Dir tatsächlich warten, bis Du ausgesprochen hast. Unterhaltungen untermalt er mit passender Mimik und Gestik, was ihn umso faszinierender wirken lässt. Und wenn er mal redet, dann nicht mal über sich! Das ist nicht nur total verrückt, sondern auch hochgefährlich. Gewiss will er Dich nur ausfragen oder stalken.

02. Spontanität ist sein Kick

Es gibt ja Leute, die lieber spontan agieren und denen Planung als ein Gräuel erscheint. Psychopathen halten nichts von durchdachter Vorgehensweise, sondern handeln aus einer Laune heraus. Natürlich sind sie Power-User bei »Spontacts« und würden niemals eine Partie Monopoly durchstehen. Manchmal greifen sie mitten in der U-Bahn voller Smartphone-Glotzer zu bizarren Mitteln, um aus der Masse hervorzustechen –  wie zum Beispiel ein Buch zu lesen. Immer am Limit!

03. Schamgefühl ist ein Fremdwort

Bleiben wir beim Beispiel Buch. Er schämt sich keine Sekunde für sein Handeln, im Gegenteil. Inmitten verwirrter Bürger genießt er geradezu diesen Moment der Andersartigkeit, wobei die Aufmerksamkeit des Umfelds ihn bestärkt. Stimmen im Netz munkeln, dass Justin Bieber auch ein Psychopath sein könnte, da er provokant mit seinem Gemächt Schlagzeilen macht. Wo ist da das Schamgefühl? Wo die Reue? Man stelle sich vor, er hätte dabei ein Buch gelesen. Unglaublich.

04. Mehr Grips als Normalos

Psychopathen sind nicht selten hochintelligente Zeitgenossen. Direkt fällt einem dazu Vorzeige-Kannibale Hannibal Lector ein, der nicht nur durch sonderbaren Geschmack, sondern auch mit seinem Intellekt Furcht und Schrecken verbreitet. Somit sind einige Orte voller Psychopathen, wie beispielsweise Universitäten. Der hohe Leistungsdruck, der mit Stichworten wie »Turbo-Abi« verdeutlicht werden kann, macht aus unserer wissbegierigen Generation Y eine Horde voller Psychos. Ihre geistige Überlegenheit demonstrieren studierte Pseudo-Hannibals gerne mit abfälligen Twitter-Kommentaren über Unterschichten-TV-Formate und über das Teilen von emotionalen und sozial engagierten Facebook-Beiträgen.

05. Er lügt wie gedruckt

Da sitzt er vor Dir und berichtet darüber, wie er auf dem Weg zu Dir erhebliche Schwierigkeiten hatte. Erst fand er seine Hose nicht und dann ließ er – tollpatschig, wie er sich gerne gibt – seine Autoschlüssel ausgerechnet in die Toilette fallen. Doch damit nicht genug; er musste feststellen, dass nicht nur sein Auto gestohlen wurde, sondern seine Ersatzhose auch. Während er da steht und nach seinem Wagen Ausschau hält! Trotz aller Hindernisse (und nur im Schlüpper) schaffte er es dennoch, sich irgendwie einen Weg zu Dir zu bahnen, um Dir von seinem aufregenden Vormittag zu berichten. Und was hast Du in dieser Zeit gemacht? Nichts? Psychopathen lieben die maßlose Übertreibung und das Verbreiten von Schuldgefühlen.

06. Er hat einen Psychoblick

Beim Sprechen und Zuhören sucht er Augenkontakt und weicht Deinem Blick nicht aus. Das ist höchstverdächtig! Schließlich hat heute jeder etwas zu verbergen – und selbst wenn es nur Nacktbilder bei Whatsapp oder Snapchat sind.

07. Empathisch wie ein Stein

Empathie ist für einen Psychopathen so untypisch wie ein NPD-Mitglied auf einer Refugees-Welcome-Party. Selbst wenn Du Rotz und Wasser heulen solltest, wird er keine Miene verziehen oder Dir gar eine Runde Kuscheln anbieten. Stattdessen sucht er stets einen Schuldigen, der für den Fehler bzw. den Umstand verantwortlich sein muss. Sollte er der Verursacher dieser kleinen Katastrophe sein, so wird er voller Unverständnis in Deine Augen schauen – wie eine Katze.

08. Entschuldigen sich nie

Das Letzte, was man je von einem Psycho hören wird, ist ein »Sorry« oder so etwas in der Art. Sie empfinden kein Schuldgefühl, warum sollen sie sich also entschuldigen? Ohnehin erlaubt es ihnen der Zeitgeist, sich nur noch via SMS oder sonstigen Kurzmitteilungen entschuldigen zu müssen, was das Drama eindeutig erleichtert. Eine Entschuldigung für die gestrige Nacht lässt eben viel leichter eintippen als sie Angesicht zu Angesicht zu formulieren.

09. Anteilnahme zum Schein

Er fragt Dich Kram wie »Was machst Du gerade?« oder »Wie war Dein Tag?«. Das wirkt zwar wie Interesse, aber birgt in Wahrheit nur ein ausgeklügeltes System der Manipulation. Außerdem wartet er nur auf den Moment, bis Du zurück fragst und er endlich von sich berichten darf.

10. Unfähig zu lieben

Wobei das nicht ganz korrekt ist. Psychopathen lieben sehr wohl, aber nur sich selbst. Von Narzissmus geprägt, machen sie stündlich Selfies und beschreiben über soziale Medien, was sie gerade machen oder denken. Während die Regierung das Konzept der »Ich-AG« schon lange über Bord geworfen hat, nahm es die Bevölkerung gerne auf, um sich selbst ständig zu verbreiten. Einen Markt dafür gibt es übrigens immer noch nicht. Höchstens Tinder.


photo: SocioPath by Official GDC, CC 2.0

Oliver Peters

Notorischer Schwarzmaler und Weltmeister im »Böse gucken«. Geboren am Niederrhein, verdorben durch den Rest der Welt. Mag Pandas, verabscheut Pendeln. Kontakt: Facebook, Twitter oder Email.

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Veröffentlicht von
Oliver Peters
Schlagwörter: Krankheiten

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