Heute schon ein Selfie verschickt und dazu LOL getextet? Dabei gibt es neben YOLO noch weitere Wörter, auf die Du im Alltag verzichten solltest.
Die alte Faustregel „Denken, dann sprechen“ gilt noch immer. Dummerweise wurde die Methode nie auf das Smartphone- und Internetzeitalter übertragen. Leicht abgewandelt würde es lauten: „Denken, dann schreiben“.
In Zeiten von Hashtags und Textlängen von maximal 160 Zeichen erscheint eine saubere Ausdrucksweise umso wichtiger. Doch nicht nur schriftlich sollte der eine oder andere Fauxpas wie „Selfie“ vermieden werden; auch im Alltag bewirkt das Vermeiden von unschönen Wörtern die Aufwertung des Sprechers. Zuhörer rechnen einer Person, die auf die unten aufgelisteten Wörter verzichtet, umgehend mehr Intellekt, Potenz und Reichtum zu.
Der Verzicht von Füll- und Blähwörtern erleichtert Dialoge immens. Auch wenn wir uns manchmal für banale Gespräche schämen, ist es wichtig, stets in Kontakt zu bleiben. Smalltalk soll angeblich glücklich machen. Wer allerdings mal den Selbstversuch gewagt hat, ein Gespräch in einer Warteschlange aufzubauen, wird die entgeistersten Blicke kennen. Sollte man beispielsweise einen szenenbezogenen Witz erzählen, spielen die Umstehenden mit den Gedanken, den Sicherheitsdienst zu rufen. Ob es an den falschen Wörtern lag? Die Möglichkeit ist gegeben. Achten Sie auf Ihre Ausdrucksweise. Vermeiden Sie Begriffe, die unsexy klingen. Die Zuhörer und Leser werden es Ihnen danken und Sie eventuell sogar verstehen.
Das erste Wort der Reihe „Wörter, die eingebaut werden, um eine angebliche Sensation zu verkünden“. Leider ist dies selten der Fall. Im Gegenteil – ein häufiger Gebrauch des Wortes „Immer“ suggeriert eher, dass es maximal zwei- bis dreimal zutraf.
Beispiele:
IMMER, wenn ich da lang laufe, schaut mich ein Eichhörnchen misstrauisch an.
Du knallst IMMER die Türe zu, wenn ich was Dummes sage.
Hier haben wir das direkte Gegenteil von „Immer“. Natürlich funktioniert es auch umgekehrt. Nur ein Meister der Übertreibung würde beide Wörter in seinen Ansprachen verwenden.
Beispiele:
NIE hörst Du mir zu.
Ich habe noch NIE so gefroren wie an diesem einen Wintertag, an den ich mich kaum erinnern kann.
Ein Füllwort der übelsten Sorte. Neben der Funktion der Satzaufblähung erweckt es beim Gegenüber den Anschein, dass hier unverschämt geschwindelt wird. Warum sollte man die Aussage sonst mit einem „wirklich“ bestärken?
Beispiele:
Ich habe nicht den gesamten Ben & Jerry’s Becher geleert – WIRKLICH!
Du hast einen WIRKLICH sehr schönen Geschmack in Sachen Tapete.
Sollte der Sprecher oder Schreiber keine Ahnung haben, was er eigentlich meint, ist ein „Irgendwie“ die Rettung in der Not. „Irgendwie“ passt irgendwie immer. Und wenn es mal irgendwie nicht passen sollte, wird sich schon irgendwann irgendwas finden.
Beispiele:
Wir müssen das Konzept noch mal IRGENDWIE überarbeiten.
Der Kaffee schmeckt IRGENDWIE komisch.
Ein ähnliches Kaliber ist das Wort „ziemlich“. Mit diesem Wort wird ein Zustand der maßlosen Übertreibung geopfert. Menschen, die ihre Geschichten für nicht spannend oder unterhaltsam genug empfinden, bauschen den Inhalt mit „ziemlich“ und „extrem“ auf. Ziemlich banal.
Beispiele:
Das Wetter war ZIEMLICH extrem und nicht weit von mir sah ich ein Schaf umkippen.
ZIEMLICH krass, was Du so sagtest, als ich Dich kritisierte und Deinen Muffin aß.
Begeisterung lässt sich auf viele Arten teilen – in dem Zusammenhang ist die Unangenehmste der Gebrauch des Wortes „voll“.
Beispiele:
Ich war VOLL in Holland und hatte dort VOLL die geile Zeit.
Hast Du das gesehen? Der hat VOLL scheiße geparkt. Was ein Opfer.
Es gibt bei dem Wort „sehr“ einen Aha-Effekt. Dieser stellt sich ein, wenn man das entbehrliche Wörtchen „sehr“ in Sprache und Schrift einfach weg lässt. Schließlich spielt es keine Rolle, wie „sehr“ man seine Bewertung einfließen lassen möchte. Everyone’s a critic.
Beispiele:
Es war SEHR regnerisch, als ich mich auf den Heimweg machte. Außerdem war ich SEHR geil.
Der Aufschwung folgt SEHR bald.
Eine Verwendung des Blah-Wortes „echt“ deutet auf eine Person hin, die redet, bevor sie denkt oder schreibt. Eignet sich leider auch zur Kombination mit bereits genannten Unwörtern.
Beispiele:
Die Avocado hat ECHT VOLL den fetten Kern.
Ne, ECHT jetzt?
Ein mangelhafter Wortschatz lässt viele Bezeichnungen nicht zu. Sollte der Sprecher zum Beispiel von Tuten und Blasen keine Ahnung haben, gebraucht er häufig „Dinge“ oder „Sachen“, um nicht ins Detail gehen zu müssen. Wohlmöglich aus Scham? Oder Unkenntnis? Wenn jemand nicht darüber aufgeklärt werden soll, worüber eigentlich berichtet wird, sind „Dinge“ unabdingbar.
Beispiele:
Muss noch ein paar DINGE erledigen.
Gut, dass wir die DINGE beim Namen genannt haben.
Ein selbsterklärender Oberbegriff für Flüche und Schimpfwörter aller Art. Ein massiver Gebrauch lässt den Sprecher/Schreiber dumm erscheinen und erschwert weitere Kommunikationsversuche.
Beispiele:
FUCKING FUCK VERFICKTE FUCKING FUCK SCHEIßE.
Ich muss noch die VERFICKTE SCHEIß-Hausarbeit schreiben.
Genau wie „Mademoiselle“ ist das „Fräulein“ nicht mehr angesagt. Auch wenn die Sexisten wohl niemals aussterben werden, sollte man sie zumindest aus der Sprache verbannen. Dies gilt auch für geistig verwandte Begriffe. Keinesfalls eine erwachsene Frau mit „Mädchen“ ansprechen.
Beispiele:
FRÄULEIN Meier, Kaffee bitte!
Komm‘ zur Sache, MÄDCHEN.
Nein, man sagt nicht „Farbige“. Laut der Bundesagentur für politische Bildung ist der politisch korrekte Begriff „Schwarze Menschen„. Negerküsse werden natürlich nicht zu „Schwarze-Menschen-Küsse“, sondern wurden schon lange zum „Schokokuss“ umbenannt.
Beispiel:
Obama ruft FARBIGE zu mehr Engagement auf.
Es ist angesagt, diese Internetslang-Wörter in den Alltag einfließen zu lassen. Leider hört sich ein Dialog mit solchen Unwörtern grenzdebil an. Es scheint eine umgreifende Bequemlichkeit zu sein, die solche Ausdrücke fördert. Anstatt einen Zustand umfang- und wortreich zu erklären, bietet sich ein stellvertretendes Ein-bis-zwei-Silben-Wort an. Am besten mit Hashtag oder Verlinkung, damit das Netz die Erklärungen gleich mitliefert.
Beispiel:
OMG! Habe gerade voll die WTF-Situation erlebt. LOL! Texte ich Dir später. #yolo
Nein, Anglizismen sind weiterhin keine erwünschten Wörter im Wortschatz.
Beispiele:
Hey, I just met you – and this is CRAZY. Gib‘ mal bitte Deine Nummer.
TOTALLY COOL! Du schaust VOLL wie GRUMPY.
Seit Jahren wird ein politisch korrekter Begriff für Menschen mit Behinderung gesucht. Während die Amerikaner sich vielfältige Bezeichnungen ausdachten, wie z.B. „People with Disabilites“ oder „Handicapped“, schiebt man in Deutschland das „behindert“ hin und her. Mittlerweile sagt man nicht mehr „behinderte Menschen“. Tippt man allerdings „behinderte“ bei Google ein, folgt direkt der Vorschlag „behinderte Namen“, was fälschlicherweise für „witzig“ und „lustig“ stehen soll.
Beispiel:
Deine Mudda ist VOLL BEHINDERT.
Ablachen, abspacken, abkacken, abwürgen. Manche Verben sind ohnehin so hässlich, dass man einer Steigerung durch „ab“ nicht bedarf. Meist ergibt sich durch den Zusatz „ab“ ein vollkommen neuer Sinn, der zur Verwirrung führen kann.
Beispiel:
Manchmal lese ich Amazon-Kommentare, um mal richtig ABZULACHEN.
Ein Füllwort, welches aber massiv eingesetzt wird. Wofür steht es? Für Talente? Für Fähigkeiten? Aber diese sollen möglichst unbenannt bleiben? Kreativität ist das Vorzeigewort, wenn es darum geht, banalen Content zu erzeugen und Lebensläufe zu füllen. Jedermann kann kreativ sein, doch wer mag sich schon die Mühe machen und alles niederschreiben?
Beispiele:
In meiner Freizeit arbeite ich gerne KREATIV.
KREATIVITÄT ist eine meiner besten Eigenschaften.
Volkskrankheit Nummer Eins. Um sämtliche Probleme des Alltags (Überforderung, Stress, Niedergeschlagenheit, Müdigkeit) in einen Topf werfen zu können, wurde „Depression“ zum Schlagwort aller Zustände, die der Psyche schaden – und darüber hinaus. Mittlerweile ist das Wort so geläufig, dass man nahezu jedem eine „Depression“ diagnostizieren kann. Die Krankenkassen freuen sich.
Beispiel:
Warum ihr alle psychisch gestört seid.
Ab einem gewissen Alter bietet sich Jugendslang nicht mehr an. Selbst unter Jugendlichen wirkten Ausdrücke wie „pimmeln“ selten besonders gebildet. Es empfiehlt sich die Lektüre der „Unwörter des Jahres“ – auch in der jugendlichen Variante – um sich die falschen Wörter gar nicht erst anzueignen.
Beispiele:
Schick‘ mal nen SELFIE!
ERSTMAL richtig FETT HINPIMMELN und ABCHILLEN.
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