Das neue Jahr ist angebrochen. Du wolltest direkt durchstarten. Fitter, ausgeglichener, einfach geiler. Doch bereits kurz nach dem Startschuss bist Du eingepennt. Sind Deine Vorsätze für die Katz?
Frei nach dem Motto „Morgen ist ja auch noch ein Tag“ wird das bessere „Ich“ konsequent verschoben. Dumm nur, wenn es seit über einer Dekade so läuft. Mit dem Beginn des neuen Kalenderjahres bildet sich so mancher ein, dass ein weltweites Reset alles möglich macht. Das Upgrade des bis dato geschundenen Körpers und der geschlauchten Seele bietet sich an. Doch wirft man einen Blick auf die Fakten, dürfte schnell klar sein, dass Theorie und Praxis meilenweit auseinander liegen. Welche Vorsätze hast Du bereits jetzt gebrochen?
Das glaubst Du doch selbst nicht. Bei jedem Ton, den Dein Smartphone von sich gibt, fühlst Du Dich beachtet oder gar geliebt. „Da denkt gerade jemand an mich“ – auch wenn es sich nur um eine dämliche Candy Crush Anfrage handelt. Außerdem musst Du ja selbst dann beschäftigt wirken, wenn Du auf die U-Bahn wartest. Nachher spricht jemand mit Dir. Unvorstellbar.
Lächerlich. Du rauchst bereits seit Deiner Pubertät und hast somit nie gelernt, Deine Hände anders zu beschäftigen. Warum also jetzt eine neue Beschäftigung suchen? Zumal Du ja eh fett wirst, wenn Du wirklich aufhören solltest. Spätestens auf der nächsten Komasaufen Party kommen eh genug Argumente auf den Tisch, um „die eine letzte Fluppe“ anzuzünden.
Du willst Dich im Fitness-Studio anmelden? Gratuliere, die meisten Leute kamen auf diese Idee. Vielleicht wartest Du noch bis April, dann haben die meisten „Sportskanonen“ bereits aufgegeben und Du kannst alleine schwitzen. Oder willst Du ernsthaft im bitterkalten Spätwinter joggen gehen? Jeden Tag? Regen war schon immer die beste Ausrede.
Mehr Gemüse, welches Dir nie geschmeckt hat. Weniger Fastfood, welches Du seit Jahren in Dich reinstopfst. Klingt das wirklich realistisch? Du willst ab sofort lieber an einer Möhre knabbern, wenn Dich der Heißhunger überkommt. Vielleicht bist Du aber schon immer Vegetarier gewesen und willst jetzt nur noch die ganze Schokolade hassen lernen. Wir reden weiter, wenn Du die Schoko-Osterhasen erfolgreich ignorieren konntest.
Musst Du da nicht selber kichern? Dein nahezu 24 Stunden am Tag laufender Fernseher soll ausgeschaltet werden und Du willst ein Buch lesen? Wohlmöglich auch noch mit Buchstaben? Dabei waren die einzigen Bücher in Deinem Leben bisher jene, die man in der Schule vorgesetzt bekommt. Dein Leseverhalten bzw. Deine Aufmerksamkeit ist dank des Internets und Deines Smartphones eh zurückentwickelt. Du kannst Dich nicht länger als wenige Zeichen auf einen … ach, Du liest doch eh schon nicht mehr mit.
Mehr für die Freunde da sein, mehr mit denen unternehmen. Aber wann? Du hast doch eh keine Zeit. Entweder musst Du arbeiten oder Dich um Deine Kinder und Haustiere kümmern. Außerdem mag das Dein Partner/Deine Partnerin gar nicht, wenn Du ständig auswärts Spaß hast. Facebook muss genügen. Ganz abgesehen von Deinem eigenen Zeitplan. Wann hast Du Dir zuletzt was gegönnt? Und nun komm mir nicht mit der Möhre.
Diesen alten Pullover, der immer schon als Frauenschreck galt. Diese Vampirbücher, die an eine wirre Jugend erinnern. All das müsste eigentlich gehen. Doch stattdessen hortest Du diese Teile Deiner Persönlichkeit. Der eingeredete Phantomschmerz wäre zu groß, auch wenn garantiert ist, dass Du all den Kram kaum vermissen würdest. Von daher trennst Du Dich lieber von der aktuellsten Anschaffung: Deinen Vorsätzen für das neue Jahr.
photo credit: day2/365 – new years resolutions by Jeff Golden
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