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Gewöllmäuse – Mehr als nur Türstopper

Schon mal mit einer Wollmaus eine Runde „Fangen“ gespielt? Des Deutschen liebstes Haustier (Katzen sind ewige Zweite) steht Pate für eine kleine Abhandlung über Gewöllmäuse und Ekelkröten.

Wollmäuse sind die Haustiere der Nation, wobei sie natürlich einen deutlich schlechteren Ruf genießen als beispielsweise Hunde, die sich jederzeit die eigenen Genitalien säubern können. Wollmäuse sind nicht selbstreinigend und wollen in den ungünstigsten Momenten Fangspiele durchsetzen, wenn man z.B. gerade mit einem Swiffer oder Staubsauger durch die Wohnung tigert.

Apropos Selbstreinigung. Wortverwandt zu den Wollmäusen ist das Gewölle, die auch als Speiballen bezeichnet werden. Gemeint sind damit unverdaute Nahrungsreste, die von Greif- und Jagdvögeln wieder hochgewürgt werden. Wahre Schätze, wenn man einschlägigen Adressen im Internet glauben möchte, denn dort kann man solche Mageninhalte sogar bestellen. Mit echten Knochen- und Federresten. Als Dekorationsobjekt, Türstopper, Lesezeichen oder wozu auch immer.

Doch warum man zum Teufel im Mittelalter glaubte, gar in unfassbar widerlichen Kröten derartig Kostbarkeiten rausfischen zu können, bleibt mir ein Rätsel.

Matschige Brötchen auf Abwegen

Ich mag Kröten nicht. Für mich wirken sie wie matschige Brötchen, von regenwaldartigen Sinfluten weichgespülte Haufen, die gerne mal auf Wanderung gehen. Wenn ich mal einen zu euphorischen Moment habe, den ich irgendwie ausbremsen möchte, schaue ich mir per Google-Bildersuche Fotos von Aga-Kröten an – danach bin ich bedient. Vor allem in guter Gesellschaft! Laut einem Artikel hasst übrigens ganz Australien diese Ekelkröte, ich darf zitieren:

Man tötet sie mit Golfschlägern und Luftgewehren, sie werden vergiftet, gehäckselt und überrollt, man stopft sie ins Gefrierfach oder erstickt sie mit CO2 – der Klimakiller killt auch Kröten. Wenn man die toten Tiere anschließend noch ein bisschen chemisch nachbehandelt, lässt sich auch das Gift neutralisieren – und die toten Kröten können als Düngemittel endlich einem positiven Zweck zugeführt werden.“

Man sieht, ich bin mit meiner Abneigung nicht alleine. Jedoch war dem ja nicht immer so. Wie in der Illustration zu erkennen, dachte man im Mittelalter naiv, das Beste aus einer Kröte herausholen zu können – und zwar einen sogenannten Krötenstein.

Umstülpen einer Kröte

Dieser entpuppt sich als das reinste Wundermittel gegen Krankheiten aller Art. Sämtliche Darmflora-Joghurts und Potenzmittel wären mit Hilfe eines Krötensteins sofort überflüssig. Dumm nur, dass man dafür eine Kröte umstülpen muss, denn dieser Stein verweilt im Kopfe einer Kröte. Und noch dümmer, dass man die Existenz eines solchen Steines nie nachweisen konnte, wie man an dieser Stelle nachlesen kann.

Solche Experimente überlasse ich lieber anderen. Stattdessen überlege ich mir, so ein Gewöll zu sezieren, vielleicht stoße ich ja auf ähnliche Wundermittel. Oder vielleicht genügt eine Wollmaus? Dann wird es wohl mal wieder Zeit, den Staubsaugerbeutel zu kontrollieren.


photo: dust bunny by kim carpenter

Oliver Peters

Notorischer Schwarzmaler und Weltmeister im »Böse gucken«. Geboren am Niederrhein, verdorben durch den Rest der Welt. Mag Pandas, verabscheut Pendeln. Kontakt: Facebook, Twitter oder Email.

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Veröffentlicht von
Oliver Peters
Schlagwörter: AberglaubeTiere

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