Denke dich fit. Dank Biofeedback kannst Du – theoretisch – vielerlei Beschwerden einfach wegdenken. Ob das auch umgekehrt funktioniert?
Während meiner Schulzeit gab es einige Veranstaltungen, an denen ich partout nicht teilnehmen wollte. Sei es ein Schulausflug in die Einöde oder ein Sport-Event, bei dem ich mich hätte bewegen müssen. Da ich zu jung war, um mich selbst krank zu schreiben, musste ich mir etwas einfallen lassen, um diese ungeliebten Ereignisse zu vermeiden. Auftragskiller und Bombendrohungen fielen aufgrund meiner Moralvorstellungen weg, deshalb liebäugelte ich mit diversen Krankheiten. Aber woher die dringend benötigte Erkältung nehmen? Ich dachte mich einfach krank. Meine Gedanken schwirrten gerade ununterbrochen um den Tag X, an dem ich laut Stundenplan zu erscheinen habe. »Ich habe Grippe. Ich habe Durchfall. Ich habe die Pocken. Isch hab Plack.« Lieber scheintot, als an den Bundesjugendspielen teilnehmen. Und siehe da, es funktionierte. Pünktlich zum Termin war ich dermaßen erkrankt, dass meine Mutter gar den Notzarzt rufen musste. Anstatt wie ein Blöder auf dem Sportplatz in der Einöde meine Runden zu drehen, blieb ich daheim und schaute eine Folge He-Man nach der anderen. Strike! Damals hatte ich noch keine Ahnung, dass ich ein Vorreiter auf dem Gebiet Biofeedback war; das ist eine recht angesagte Methode, akute Schmerzen innerhalb einer Therapie einfach hinfort zu phantasieren.
Biofeedback – Nichts für Hypochonder
Es klingt beinahe zu einfach, um effektiv zu sein. Laut der Deutschen Gesellschaft für Biofeedback soll man seine Schmerzen einfach wegdenken. Genauer gesagt, soll er sich zum Beispiel vorstellen, in eine Badewanne mit unzähligen Eiswürfel zu steigen – fast ein wenig wie Putin. Alleine dieser Gedankengang soll dem eigenen Körper signalisieren, dass notorische Schwitzer gar keinen Grund haben, übertriebene Schweißflecken zu bilden. Schließlich ist man im Geiste gerade auf einer Eisscholle unterwegs.
Zuvor müssen jedoch allerhand Messungen bezüglich der Schmerzen vorgenommen werden. Auf was reagiert der Körper? Sollte sich etwas finden lassen, so wird an der Stelle mit der Kraft der Gedanken nachgeholfen. Biofeedback ist sozusagen der kleine Bruder der Telekinese, bei der Gegenstände durch den Willen durch die Gegend fliegen. Angeblich kann man dank Biofeedback unter anderem folgende Beschwerden lindern: ADHS, Inkontinenz, Tinnitus und Finanzentscheidungen(?!). Zumindest stand das im dazugehörigen Wikipedia Artikel.
Ich denke, also bin ich … krank
Als ich davon hörte, kamen mir direkt absurde Ideen in den Sinn, was man alles dank Biofeedback bewirken könnte. Angefangen mit etwaigen Übergewicht würde ich mir einfach vorstellen, dass ich heute mehrere Stunden im Fitness-Tempel gestrampelt hätte. Stattdessen könnte ich einfach auf dem Balkon abhängen und eine kleine Grill- und Dosenbierparty schmeißen. Dank meiner immensen Phantasie hätte ich ein doppeltes Sixpack sicher!
Oder wenn mir mal nach einer zusätzlichen Woche Urlaub ist, könnte ich mir einfach bei Bedarf einen Beinbruch per Gedankenkraft beschwören. Von selbsterfüllenden Prophezeiungen möchte ich an dieser Stelle nichts hören.
Wobei es mir fast noch lieber wäre, wenn ich dank meiner hirnigen Heilkraft auch den Gesundheitszustand anderer Menschen beeinflussen könnte. Die ersten Versuche wagte ich bereits. Die nervige Tippse hatte heute gleich mehrere Pakete Taschentücher auf ihrem Tisch und der Chef kam vom Klo heute kaum noch runter. Läuft.
Letzte Bearbeitung war am 06.10.2020